Der Mann, der den Eifelturm zweimal verkaufte
von sabisteb
Rezension
Vor dem Ersten Weltkrieg verdiente sich Lustig als professioneller Spieler seinen Lebensunterhalt auf großen Übersee-Dampfern. Die reiche Klientel, die abends ihre Zeit beim Kartenspielen rumbrachte, zog er mit einem Kumpanen in einer konzertierten Aktion böse ab, ohne dass es aufflog, bzw. er belangt wurde. Der erste Weltkrieg machte diesem Leben erst einmal ein Ende und Victor Lustig musste sich in Paris einige Jahre mit ehrlicher Arbeit über Wasser halten.
Dann kam die Zeit seiner größten Coups. Damals stritt man sich in Paris noch, ob der Eifelturm nun zum neuen Wahrzeichen von Paris, oder doch abgerissen werden sollte. Die Fronten waren ziemlich verhärtet, das Bauwerk Renovierungsbedürftig. Da war es durchaus plausibel, dass es die Regierung dem Alteisenhändler mit dem angeblich besten Angebot überantwortete, dieses Schrottteil zu entsorgen. Erstaunlich ist nur, dass Lustig diesen Coup tatsächlich zweimal durchzog.
In den USA legte er sogar Al Capone herein, ohne dass dieser merkte, dass er reingelegt wurde. Aufgeflogen ist Lustig erst, als er selber zu gierig wurde, und sich auf Geldfälscherei einließ.
Garf Victor Lustig war ein Gentleman Gangster, wie er im Buche steht. Genial, gewitzt und keiner kam wirklich zu Schaden. Wie in „Die Lügen des Locke Lamorra“, sind die Coups so genial, dass die Betrogenen entweder nicht merken, dass sie betrogen wurden, bzw. es einfach zu peinlich ist, zuzugeben, dass und wie man hereingelegt wurde. Bis zum Schluss hofft man als Zuhörer, dass er ungeschoren davonkommt.
Andreas fröhlich liest diese Geschichte wunderbar, die teils mit passenden Geräuschen unterlegt ist, insgesamt jedoch ein Hörbuch und kein Hörspiel ist.
Die Geschichte ist so gut erzählt und aufbereitet, dass man der kriminellen Karriere des Victor Lustig, dem Aufbau seiner Transaktionen und allgemein seiner Karriere problemlos folgen kann. Schade, dass er so unbekannt ist, aus seinem Leben ließen sich wunderbare Geschichten machen. Sicherlich hat er noch viele solche Dinger gedreht, die nie ans Licht der Öffentlichkeit kamen, das wären mal Memoiren gewesen.
Wunderbares, witziges und wenn nicht wirklich lehrreiches, doch sehr unterhaltsames Geschichtshörbuch. Verbrechen scheint sich doch auszuzahlen, wenn man es geschickt anstellt. Locke Lamorra gab es wirklich, nur hieß er Victor Lustig.