Cover des Buches Fett weg! (ISBN: 9783936994902)
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Rezension zu Fett weg! von Michael F. Roizen

Unser Körper will nicht dick sein. Helfen wir ihm dabei!

von Dr_M vor 9 Jahren

Rezension

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Dr_Mvor 9 Jahren
Übergewichtige Menschen, die abnehmen wollen, sehen sich einer Flut von Ratgebern mit sich widersprechenden Theorien und Wunderdiäten gegenüber. Wenn sie sich für einen der vorgeschlagenen Lösungswege entschieden und mit letzter Willenskraft irgendeine Diät eine Zeit lang durchgehalten haben, kehren Sie gewöhnlich in das alte Schema zurück und haben damit dann neben ihrem wiedererlangten Ausgangsgewicht auch noch zusätzlich ein mentales Problem.

Leider haben sich in unser Leben bestimmte Verhaltensweisen so eingebrannt, dass wir nicht einmal mehr auf die Idee kommen, sie zu hinterfragen. Wenn wir krank sind, kriegen wir ein Rezept vom Onkel Doktor. Wenn wir übergewichtig sind, dann machen wir eine Diät oder fressen Pillen. Ganz Verrückte lassen sich Fett absaugen oder machen noch schlimmere Sachen. Nichts scheuen wir mehr als das Denken.

Wenn wir hingegen endlich aufhören wollen uns selbst für zu blöd zu halten, dann sind wir - was das Abnehmen anbetrifft - bei diesem Buch genau richtig. Unser Körper will genau so wenig übergewichtig werden wie unsere Seele unglücklich. Das ist nicht unser biologisches Programm. Und deshalb müssen wir dieses Programm zunächst verstehen und es danach einfach wieder in die Freiheit entlassen. Dann, so sagen die Autoren dieses Buches, klären sich Gewichtsprobleme meistens von selbst. Mit Willenskraft alleine lösen wir sie jedenfalls nicht. Man kann im Leben nichts erzwingen und schon gar nicht, wenn man keine wirkliche Kenntnis der Zusammenhänge besitzt.

Nach dem ersten Teil mit einigen einleitenden Abschnitten kommen die Autoren im Teil II zur Biologie des Fetts und erklären uns zunächst, woher unsere Hunger- und Sättigungsgefühle kommen. Sie werden durch vom Gehirn gesteuerte Hormone erzeugt. Erlaubt man Körper und Gehirn die Kontrolle des Essverhaltens ganz unbewusst zu übernehmen - lesen wir auf Seite 54 - dann nähert man sich automatisch seinem idealen Körpergewicht. Dabei gibt es nur einen ganz entscheidenden Haken: Die moderne Nahrungsmittelindustrie panscht in das, was wir im Supermarkt kaufen, Stoffe, die unser Körper nicht als Nahrung erkennt, obwohl sie Kalorienbomben sind. Damit bleibt das Sättigungssignal aus. Ein solcher Stoff ist das Süßungsmittel Fruktose, von dem der Durchschnittsamerikaner unbewusst jährlich 28,5 Kg zu sich nimmt, auch wenn er sich fettarm ernährt. Dadurch wird ein Teufelskreis der Sucht nach Süßem in Bewegung gesetzt, den wir nur durchbrechen können, wenn wir ihn kennen.

In Abschnitt 3 klären die Autoren deshalb, wie die zugeführte Nahrung durch unseren Körper reist. Neben der grundsätzlichen Darstellung findet der Leser auch zahlreiche unerwünschte Nebeneffekte der Verdauung schlechter Nahrung erläutert, wie zum Beispiel das gefährliche Sodbrennen. Am Ende jedes Abschnitts gibt es einige Fett-weg-Tipps. Der nächste Abschnitt ist Entzündungen im Bauch gewidmet. Die Autoren beschreiben, wie es bei den meisten Menschen durch Stress und/oder schlechte Nahrung dazu kommt und welche katastrophalen Folgen ein solcher einmal in Gang gesetzter Kreislauf haben kann. Darüber hinaus erkennt man beim Lesen wie wichtig ein gut funktionierender Dünndarm für unsere seelische Gesundheit ist. Im Grunde kann man die Erläuterungen der Autoren ganz einfach zusammenfassen: Führen wir unserem Körper Nahrung zu, die er nicht als solche erkennt oder die Gifte enthält, dann entstehen gefährliche Reaktionen im Verdauungstrakt, die uns dauerhaft schädigen können. Folglich ist eine natürliche Ernährung, die unserer Genetik entspricht, der Schlüssel für körperliches und seelisches Wohlbefinden.

Im 5. Abschnitt erklären uns die Autoren, warum zu viel Körperfett die Gesundheit ruinieren kann und wie wir dies verhindern sollten. Insbesondere erläutern sie, wie es zu den gefürchteten Blutgerinnseln kommt, denen immer eine Schädigung der Blutbahnen vorausgeht. Die letzten beiden Abschnitte dieses Buchteils befassen sich mit der körpereigenen Fettverbrennung. Zunächst lernen wir, wie sie funktioniert. Aus dieser Einsicht erwächst die Erkenntnis, dass nur Bewegung hilft, wenn wir mehr Fett verbrennen wollen. Im Grunde wird alles ganz einfach, wenn man es einmal durchschaut hat. Wir brauchen den Dreiklang aus Muskelaufbau, Dehnung und Ausdauertraining, und zwar in Maßen. Durch den Muskelaufbau werden wir nicht sofort abnehmen, weil Muskeln schwerer als Fett sind. Dafür sind sie dauerhaft der einzig wirklich effektive Fettverbrenner, wenn wir sie benutzen.

Im 3. Teil erfahren wir, wie Gefühle und Hormone im Gehirn unsere Essgewohnheiten steuern. Haben wir schlechte Laune oder sind wir unzufrieden, dann produziert unser Körper Hormone, die uns förmlich zwingen zuckerhaltige Produkte zu verspeisen. Ein Gute-Laune-Programm ist also die beste Methode, um diesem verhängnisvollen Kreislauf auszuweichen. Bewegung ist ein solches Programm. Der zweite Abschnitt dieses Teils klärt uns dann über die psychologischen Gründe des Scheiterns von Diäten auf.

Der 4. Teil des Buches entwickelt einen Gesamtplan, der uns durch eine andere Ernährung und gezielte Bewegungsübungen zu unserem optimalen Gewicht bringen soll. Wenn wir täglich 30 Minuten straff gehen ("walken") und einige simple Kräftigungs- und Dehnungsübungen hinzufügen, sind wir bereits auf einem guten Weg. Nach meiner Erfahrung ist es sinnvoll sich einem Gruppenzwang zu unterwerfen und zum Beispiel einen Yogakurs zu besuchen. Die Autoren entwickeln dann einen sehr detaillierten Ernährungsplan, der keine Diät, wohl aber eine Umstellung sein wird. Sie erklären, was man wann essen sollte und führen zahlreiche Alternativen und jede Menge Rezepte für leckere Rezepte an. Wenn man das Prinzip erst einmal verstanden hat, wird es sehr leicht, sich auch ohne dieses Buch sinnvoll zu ernähren. Schließlich erhalten wir noch Tipps für Restaurantbesuche oder den Fall, dass wir vom Wege abkommen.

Im letzten Teil des Buches wird das medizinische Gruselkabinett ausgepackt: Tabletten, Operationen und was es sonst noch im Reiche der Autoren gibt. Das schlagen sie aber nur vor, wenn es dafür handfeste Gründe gibt.

Fazit.
Wenn wir uns unsere nächsten tierischen Verwandten ansehen, dann sind diese in der freien Natur nicht dick. Sie essen vor allem viele Früchte und Blätter. Dazu müssen sie sich bewegen. Und genau zu diesem Resultat kommen auch die beiden Mediziner, die dieses schöne Buch verfasst haben. Sie erklären uns die Biochemie unseres Körpers in verständlicher Weise und führen uns danach zu den nahe liegenden Schlussfolgerungen. Wir brauchen keine Diäten, sondern eine angemessene Lebensweise, die unserem Körper unterstützt und ihm nicht ins Getriebe greift. Das Buch liest sich gut. Nicht gefallen haben mir die auf jeder Seite stehenden zwei oder drei Kästchen mit Einschüben, die meinen Lesefluss ziemlich gestört haben, aber wohl modern sind. Meine Maße sind übrigens 65 Kg bei 1,78 m, wobei die erste Zahl auch schon mal größer war. Ich habe damals genau das gemacht, was die Autoren hier empfehlen. Es funktioniert mit Sicherheit, wenn man der Einsicht Schritt für Schritt folgt.
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