Rezension zu Nennt mich nicht Ismael! von Michael Gerard Bauer
Rezension zu "Nennt mich nicht Ismael!" von Michael Gerard Bauer
von Steerpike
Rezension
Steerpikevor 16 Jahren
Ishmael Leseur leidet unter seinem Namen, denn er ist, seit er in der neunten Klasse ist ein ständiger Quell des Hohns von Seiten des Klassenbullys Barry Bagsley. Ishmael ist ein typisches Opfer, bis James Scobie in die Klasse kommt, ein kleiner gedrungener Junge mit auffälligen Ticks, einer irritierenden Ordnungsmanie und einer messerscharfen Sprache. Und: Er kann seit einer Operation, bei der ihm ein Gehirntumor entfernt wurde, keine Angst mehr fühlen. Mit James Hilfe gelingt es Ishmael, sich aus seiner Außenseiterposition herauszuarbeiten, doch als James eines Tages nicht mehr im Unterricht erscheint, schikaniert Barry Bagsley seine Lieblingsopfer wieder schlimmer als jemals zuvor. Und Ishmael ist in der Lage, Angst zu spüren. Hat er von seiner Zeit mit James auch gelernt, wie man diese Angst ohne Hirn-OP überwinden kann? Michael Gerard Bauer gehört zu einer ganzen Reihe sehr geschickter und literarisch durchaus anspruchsvoller australischer Jugendbuchautoren. Nach einigen begeisterten Rezensionen und ein paar enthusiastischen persönlichen Tipps, musste ich einfach sehen, was an ihm dran ist. "Don't call me Ishmael" ist ein ausgezeichnetes Jugendbuch, der Zeigefinger bleibt auch in brenzligen Situationen unten, die Sprache ist heutig, aber nicht aufgesetzt jugendlich, die Charaktere sind liebenswert mit all ihren Schwächen. Inhaltlich ist das Buch in den großen Linien zwar recht erwartbar, den Unterschied machen aber dessen Aufteilung und die Fähigkeit Bauers, Ishmaels Entwicklung glaubwürdig, das heißt nicht zu glanzvoll darzustellen und trotzdem ein fast vollkommenes Happy End hinzulegen. Vielleicht wäre das - auch in einem Jugendbuch - nicht ganz so vollständig nötig gewesen, insgesamt hat es mich allerdings nicht gestört. Ein Autor, den man im Auge behalten muss, dieses zweite Buch war sicher noch nicht sein letztes Wort.