Rezension zu "Ein Hauch von Rost: Verssuchungen" von Michael Heinisch
Und singen mit nem Tintenfisch ...
Die Wirkung von Michael Heinisch' Lyrik betreffend, befand ich mich geraume Zeit in einer Art Ungewissheit, wie ich diese relativ zerrissenen Sprachgebilde alles in allem finden und bewerten sollte. Wohl wissend, dass seine teils surrealen Gedankenbilder emotionale Bereiche in mir berühren, ja eine weitaus größere Einschlagskraft bezeugen, als jedwede Alltagsliteratur oder brave Gereimtheiten von der Stange dies vermögen. Jedenfalls eröffnen des Dichters Gedankensprünge oftmals zu große Lücken, als dass der bloße Seilakt eines interagierenden Seelenzustands ohne zu straucheln darüber hinweg balancieren könnte. Doch all die aus dem dunklen Untergrund, seinem Unterbewusstsein jäh heraufblitzenden Leuchtfeuer aus poetischer Gewagtheit zeigen nichtsdestotrotz neue Wege auf ... und verhindern immer wieder den drohenden Sturz in eine sinnfreie Leere. Dass unterwegs "der Löwenzahn den Dichter gar entdeckt und obendrein noch gelassen seine Blätter streckt, na gut", hat mich letztendlich für die lyrischen Wackeleien eingenommen, um nicht zu sagen in leise Begeisterung versetzt. Ein Blick auf das stimmungsvolle Cover seines Werkes mit dem Titel "Ein Hauch von Rost: Verssuchungen" tut sein übriges. Wann auch immer, wo auch immer diese uns seit Unzeiten (!) vorgezeichnete Welt ins Wackeln gerät – und sei es dank verwirrender, beunruhigender oder den Sinn umkehrender Zeilen – dem lethargischen Kopfkarussell auf die Sprünge helfend, dann wird das unvermeidliche Stolpern über das Drehmoment hinaus, trotz und wegen der Richtungswechsel, allemal zu einem Vorwärtskommen gereichen.
"... ungestüm und mit viel Verve / Funken springen ohne Schärfe / Heisenberg hat ihn geheilt / Tohus, Wohus wiegen Lieder / Körper, Seele werden eins / Quarks und Quanten werden Brüder / Schwingung ist der Grund des Seins ..."
Peter Pitsch