Cover des Buches Trapped - Gefangen (ISBN: 9783958351134)
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Rezension zu Trapped - Gefangen von Michael Hodges

"Für diejenigen unter uns, die mitfühlen können."

von chuma vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein lesenswertes Debut, das mit Spannung, subtilem Horror und einem tollen Protagonisten punktet.

Rezension

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chumavor 8 Jahren

Matthew Kearns, ein sympathischer und naturverbundener junger Mann, hat eine schwere Zeit durchmachen müssen. Er trauert um seinen verstorbenen Vater, seinen innig geliebten Hund und auch um seine Ex-Freundin Stacey, die Opfer eines tragischen Unfalls wurde. Um all diese Verluste zu verarbeiten und mit sich wieder ins Reine zu kommen, reist er von Chicago nach Ottawa. Sein Ziel ist eine kleine Hütte im National Forest - einsam, abgeschieden und mit den schönen Erinnerungen seiner Kindheit behaftet, bietet ihm dieser Ort eine willkommene Rückzugsmöglichkeit. Matt reflektiert das Erlebte, hängt seinen Gedanken nach und erlebt ein wunderbares Naturschauspiel.
Doch als sich plötzlich die Tiere des Waldes seltsam verhalten, beinahe panikartig fliehen und Matt von eigenartigen Visionen seines toten Hundes heimgesucht wird, kippt die Stimmung. Etwas ist dort draußen - gefährlich, bösartig und es hat nicht vor, Matt ziehen zu lassen ...


Leseeindruck
"Trapped - Gefangen" (Original "The Puller") ist der Debutroman von Michael Hodges, wie ich finde sehr vielversprechend und durchaus lesenswert. Ein wahrer Hingucker ist das Cover (Design Michael Schubert), das für sich genommen schon ein Kaufgrund ist - zumindest für mich (ja ich bin visuell beeinflussbar und stehe dazu). Großes Lob hierfür.

Hodges schreibt sehr bildhaft, lässt dadurch die Geschichte sehr plastisch erscheinen. Ich vermute, dass Hodges seinem Protagonisten Matt nicht unähnlich ist, denn genau wie dieser scheint er die Natur abgöttisch zu lieben. Die sehr detaillierten Beschreibungen von Flora und Fauna sind sicher nicht jedermanns Sache und mögen hier und da auch etwas zu sehr ausgetreten sein, dennoch tragen sie zur Grundstimmung, die die Geschichte erzeugt, wesentlich bei. Der Autor kreiert so zunächst eine (zumindest für Naturliebhaber nachvollziehbare) heimelige und friedliche Atmosphäre, die Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit vermittelt. Wie Matt fühlt man sich wohl, beinahe träge und ein wenig abgerückt von allem Weltlichen. Umso effektvoller ist dann der Horror, der plötzlich und unerwartet über den Protagonisten wie auch den Leser hereinbricht. Subtil und nicht greifbar aber doch unausweichlich rückt er in den Mittelpunkt des Geschehens und erhöht die Spannung drastisch. Unterbrochen wird Matts Martyrium - und nichts anderes durchlebt er - lediglich durch einzelne Rückblenden, die sich größtenteils um seinen Vater John oder um Geschehnisse rund um die Wälder und die Hütte drehen. Manche dieser Rückblenden haben direkten, manche scheinbar nur losen oder gar keinen Bezug zur aktuellen Geschichte. Einige dieser Teile haben mir gefallen, andere wiederum habe ich eher als störende Unterbrechung empfunden, wollte ich doch wissen wie es mit Matt weitergeht. Doch womöglich war genau das die Intention des Autors: Gleich einer Sinuskurve durchlebt der Leser so die Geschichte, mal atemlos vor Spannung und Grusel dann wieder ruhig und entspannt.

Die größte Stärke des Romans, den man in keine Kategorie so richtig einordnen kann (Horror, Erzählung, Mystery, Phantastik), ist der subtile Horror. Hodges spielt mit einer der größten Ängste des Menschen: Dem nicht Sichtbaren. Wie kann man sich gegen etwas wehren, das man nicht sehen und greifen kann? Vor genau diesem Problem steht Matt. Er hört und spürt das Böse, kann es aber weder verstehen, noch erfassen. Es spielt mit ihm, verletzt ihn und so ist Matt gezwungen gleich einer Laborratte im Käfig zu verharren. Doch wie lange kann das gutgehen? Was, wenn das Böse genug von diesen Spielchen hat?

Mit dem Protagonist Matt hat Michael Hodges einen unglaublich sympathischen und menschlichen Charakter geschaffen. Der Leser baut zu ihm sehr schnell eine große Nähe auf, was ebenfalls sehr wichtig für die Geschichte ist, denn sie steht und fällt mit Matthew. Er allein ist es, der gegen das Böse kämpfen muss. Man muss mit ihm leiden, hoffen und überleben. Wie könnte man das, wenn man ihn nicht mögen würde? Matt hat ein sensibles Gemüt und ein großes Herz. Er ist tierlieb und naturverbunden, hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und steht ganz natürlich für das Richtige ein. Seine Stärken machen ihn aber auch verwundbar und so ist er auch ein Einzelgänger, dem die laute und schrille Welt oft zu groß erscheint.

"Er rieb sich ständig an der Welt auf, egal wie sehr er sich ums Gegenteil bemühte. Er fühlte sich den Geschöpfen der Wälder auf vielerlei Weise stärker verbunden als seinen Mitmenschen - ausgenommen diejenigen, denen er schon nahestand."


Fazit
Für mich ist "Trapped" eine gelungene Mischung aus ruhiger Erzählung und spannender, von feinem subtilen Horror geprägten Story. Ein flüssiger, bildhafter Schreibstil und ein einnehmender Protagonist runden das Ganze ab. Minimale Schwächen, die in einigen Rückblenden und den ausführlichen Naturbeschreibungen begründet liegen mögen, sind in meinen Augen zu vernachlässigen. Ein durchweg lesenswerter Roman, der mich fesseln und unterhalten konnte. Ich hoffe auf weitere Werke des talentierten Autors.

- 4,5 von 5 Sternen -

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