Michael Hugentobler

 3,1 Sterne bei 27 Bewertungen

Lebenslauf

 Michael Hugentobler, 1975 in Zürich geboren, arbeitete nach der Schule zunächst als Postbote und bereiste dann dreizehn Jahre lang die Welt. Heute ist er freischaffender Romanautor und Journalist. 2018 erschien sein Debütroman ›Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte‹, sein zweiter Roman ›Feuerland‹ wurde 2021 für den Schweizer Buchpreis nominiert. Er lebt mit seiner Familie in Aarau/Schweiz. 

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Michael Hugentobler

Cover des Buches Feuerland (ISBN: 9783423282697)

Feuerland

(14)
Erschienen am 18.03.2021
Cover des Buches Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte (ISBN: 9783423147262)

Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte

(13)
Erschienen am 23.08.2019

Neue Rezensionen zu Michael Hugentobler

Cover des Buches Feuerland (ISBN: 9783423282697)
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Rezension zu "Feuerland" von Michael Hugentobler

lesefreude_book
Der Versuch ein besonders Buch zu retten

Thomas Bridges ist fasziniert von den Yamana im argentinischen Feuerland. Als Ziehsohn eines britischen Missionars lebt er hier am Ende der Welt. Er will die Sprache der Yamana zu verstehen. Sein Lebenswerk ist es die Wörter und die Sprache der Yamana festzuhalten. Dies verfolgt er obsessiv.


Jahrzehnte später wird das Buch gestohlen und fällt dem deutschen Völkerkundler Ferdinand Hestermann in die Händer. Hestermann spürt sofort, dass es sich hierbei um einen wahren Schatz handelt. Als die Nazis beginnen Bücher einzusammeln und zu verbrennen, muss er es irgendwie außer Land schaffen.


„Feuerland“ ist in drei Teile gegliedert. Schade fand ich, dass sich zwei der drei Teile mit Hestermann under seiner Person, der Völkerkunde per se und Hestermanns Angst um das Buch beschäftigen. Lediglich im Mittelteil geht es um Thomas Bridges und seine Zeit bei den Yamana. Hier hätte ich mir wesentlich mehr Einblicke in die Lebensweise gewünscht.


Nichtsdestotrotz fängt „Feuerland“ super spannend an. Der Schreibstil ist mitreißend und von großer Genauigkeit geprägt – zumindest empfinde ich das als Laie auf dem Gebiet so. Es werden viele unterschiedliche Sprachen und Bücher der Anthropologie erwähnt.


Im letzten Teil wird es mir zu skurrile. Es fühlt sich mehr wie ein Drogenwahn als die Erzählung einer wahren Geschichte an.

Cover des Buches Feuerland (ISBN: 9783423282697)
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Rezension zu "Feuerland" von Michael Hugentobler

parden
Alles in allem: enttäuschend...

ALLES IN ALLEM: ENTTÄUSCHEND...

Thomas Bridges wächst als Ziehsohn eines britischen Missionars am südlichen Ende Südamerikas auf, unter den Kindern der Yámana. Fasziniert von der reichen Welt und Sprache dieses Volkes, beginnt er, obsessiv ihre Wörter aufzuschreiben. Diese wertvolle Sammlung, sein Buch, wird ihm Jahrzehnte später gestohlen und fällt dem deutschen Völkerkundler Ferdinand Hestermann in die Hände. Hestermann spürt, dass er es mit einem einmaligen Schatz zu tun hat. Er verschreibt ihm sein Leben. Als in den 1930er Jahren die Nationalsozialisten beginnen, Bibliotheken zu plündern, begibt er sich auf eine gefährliche Reise, um das Buch in Sicherheit zu bringen. 


Erster Satz: Er sah den Mann auf der Bank sitzen, er näherte sich ihm von hinten, er streckte den Arm aus und wollte dem Mann die Hand auf die Schulter legen - aber kurz bevor seine Finger die Schulter berührten, tastete seine Hand ins Leere. 


Manche Romane schlage ich achselzuckend zu und sinniere darüber, was das denn jetzt wohl war. Hier erging es mir leider genau so, und auch Tage nach der Lektüre weiß ich nicht genau, weshalb dieser Roman wohl überhaupt geschrieben wurde.

Gegliedert ist die Erzählung in drei Teile. 

Im ersten Teil wird geschildert, wie Ferdinand Hestermann, ein deutscher Ethnologe, Sprachwissenschaftler und Hochschullehrer, auf das Wörterbuch des Volkes der Yámana stößt, mitten in London in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Vermutlich muss man Sprachwissenschaftler sein oder eine sonstige Affinität zum Wesen von Sprache haben, um die nahezu manische Faszination Hestermanns für dieses Wörterbuch nachvollziehen zu können. Der Autor streut zum besseren Verständnis dieses eigenwilligen Charakters biografische Daten aus Hestermanns Lebenslauf und Werdegang ein, trotzdem erscheint dieser bis zum Schluss unnahbar und kaum greifbar. 


„Hestermann hatte bisweilen das Gefühl, dieses Buch sei nur als Wörterbuch getarnt, in Wahrheit sei es ein Bauplan, eine Anleitung zum Erschaffen eines Teils der Welt, für den Fall, dass diese Welt einst untergehen sollte. Es war eine Kopie der Wirklichkeit in Form von Wörtern, es war ein philosophischer Gral, nichts mehr und nichts weniger.“ (S. 18)


Der zweite Teil des Romans stellt Thomas Bridges vor, der als Adoptivsohn eines britischen Missionars mit dessen Familie Mitte des 19. Jahrhunderts nach Südamerika gelangt und dort auf das Volk der Yámana stößt. Er sucht den Kontakt zu den Mitgliedern der ethnischen Gruppe, die auf Feuerland lebt, und beginnt, deren Sprache zu studieren und einzelne Wörter und deren (verschiedene) Bedeutungen in einem Buch festzuhalten. Am Ende seines Lebens befinden sich dort mehr als 30000 Einträge, und erst ein Diebstahl sorgt dafür, dass das Wörterbuch seinen Weg nach Europa findet.

Als die Nationalsozialisten beginnen, Bücher aller Art zu beschlagnahmen, darunter eben auch völkerkundliche Bücher, setzt Hestermann alles daran zu verhindern, dass „sein“ Wörterbuch dasselbe Schicksal erleidet und damit das Wissen um das Volk der Yámana für immer verschwindet. Damit beschäftigt sich der dritte Teil des Romans, ebenso wie mit der omnipräsenten Bedrohung durch den Nationalsozialismus.  Was kann ein Einzelner wie Hestermann dieser heranrollenden Macht entgegensetzen?

Die Themen (Kolonialismus, Missionartum, Ethnologie, Nationalsozialismus und Verfolgung, Sprachwissenschaft u.a.m.) klingen vielversprechend, der Plot und seine Schauplätze ebenso. Doch leider…

Die Hauptcharaktere Ferdinand Hestermann sowie Thomas Bridges gab es wirklich, der Roman bezieht sich auf reale Quellen und Hintergründe. Und doch bleiben die hier gezeichneten Charaktere blass, wirken oftmals nahezu skurril. So scheint sich Ferdinand Hestermann beispielsweise quasi nur von Zigaretten der Marke Lux zu ernähren, gelegentlich unterbrochen von einer Tasse Kaffee und einer Scheibe Zwieback. Diese Details finden in vielen Situationen Eingang, doch der Sinn dieser endlosen Wiederholung erschloss sich mir nicht. 

Hestermann erscheint fast misanthropisch, meidet im Allgemeinen den Kontakt zu anderen Menschen und widmet sich lieber seinen Studien. Wichtig für ihn ist nur das wenige, was in eine Aktentasche passt, er klammert sich nicht an irdische Güter - höchstens an eben jenes besondere Wörterbuch. Bei dem Gedanken daran, dass die Nationalsozialisten seine übrige Büchersammlung beschlagnahmen wollen, zuckt er im Grunde nur mit den Achseln. Die Rettung jenes Buches aber scheint sein (letztes und einziges) Lebensziel zu sein, ansonsten wirkt er recht resigniert, dazu naiv und im Grunde lebensuntüchtig. Ähnlich eigentümlich wird auch Thomas Bridges gezeichnet.


„...und manchmal empfand er eine gewisse Leere, fast so, als existiere in ihm eine Erinnerungslücke jenes Lebens, das er zu leben verpasst hatte.“ (S. 38)


Michael Hugentobler verwebt historische Fakten mit fiktiven Ereignissen, was für sich genommen ein legitimer Kniff ist. Hinzu kommen jedoch surreale Sequenzen, die sich im Verlauf steigern – Traumpassagen, Mythen, Schauergeschichten, kafkaesk anmutende Szenen… Mehrfach drängte sich mir beim Lesen der Gedanke „absurdes Theater“ auf, und mit einer derartigen Anhäufung surrealer Szenen konnte ich letztlich nichts anfangen.

Die gesamte Erzählung blieb für mich trotz der angerissenen wichtigen Themen sehr oberflächlich, die Charaktere kamen mir nicht nahe, alles glitt wie in einem Traum an mir vorbei und ich schaute achselzuckend zu. Durch die Internetrecherche habe ich mehr erfahren als durch den Roman selbst, und ich habe bis zum Schluss nicht verstanden, weshalb der Autor das offenbar so wollte. Der Abschnitt über Feuerland hat mich zudem insgesamt enttäuscht - da erfährt man herzlich wenig über Land und Leute, das könnte auch irgendwo im Nirgendwo spielen. Da hatte ich – gerade im Hinblick auf das so zentrale Wörterbuch der Yámana – deutlich mehr erwartet. 

Insgesamt wurden hier (zu viele) eigentlich bedeutsame Themen angerissenen, blieben jedoch zu sehr an der Oberfläche um wirklich von Interesse zu sein. Die surrealen Elemente waren für mich zunehmend verstörend, die Charaktere zu überzeichnet und wenig vorstellbar, und letztlich erschloss sich mir nicht einmal, weshalb dieser Roman geschrieben wurde. Alles in allem: enttäuschend…


© Parden 

Cover des Buches Feuerland (ISBN: 9783423282697)
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Rezension zu "Feuerland" von Michael Hugentobler

Anna625
Hat mich leider enttäuscht

Ferdinand Hestermann ist leidenschaftlicher Völkerkundler. Alles, was mit Sprachen zu tun hat, fasziniert ihn zutiefst, und so verfügt er über gewaltige Kenntnisse vieler, auch längst ausgestorbener Sprachen. Als er eines Tages ein kleines Büchlein findet, in dem jemand handschriftlich Vokabeln des Volkes der Yamana notiert hat, ist er sofort begeistert. Denn wer auch immer das Büchlein verfasst haben mag, lässt mit seinen Notizen eine fremde Welt vor dem inneren Auge Hestermanns auferstehen. Um das Buch, das bald zu seinem wertvollsten Besitz wird, vor den Plünderungen der Bibliotheken während des Nationalsozialismus zu schützen, setzt er sogar sein Leben aufs Spiel. 

Woher das Buch ursprünglich kam, weiß Hestermann nicht; der zweite Handlungsstrang widmet sich dem ersten Teil der Geschichte des kleinen Wörterbuchs und spielt in Patagonien, wo der junge Thomas Bridges als Ziehsohn eines britischen Missionars lange Jahre im Stamm der Yamana verbringt.

Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch, denn die Idee dahinter hat mich gleich angesprochen. Ein Wörterbuch, das zwei grundlegend verschiedene Menschen miteinander verbindet, das so ergreifend ist, dass beide dafür alles riskieren; das einen weiten Weg zurücklegt und dabei den Schatz eines ganzen Volkes bewahrt.

Leider hat meine anfängliche Begeisterung recht schnell nachgelassen, denn über weite Strecken ist der Roman leider sehr langatmig. Obwohl er sprachlich sehr schön und bildhaft geschrieben ist, habe ich keine Nähe zu den Protagonisten aufbauen können, sie blieben mir das ganze Buch über fremd. Auch wurde das Potential an historischer Themenvielfalt, dass das Buch bietet - Kolonialisierung und Christianisierung der Yamana und deren Aussterben durch eingeschleppte Krankheiten, wachsende Macht und Kontrolle der Nazis währende der 1930er Jahre -, leider nicht ansatzweise ausgeschöpft. Hier bleibt der Autor für meinen Geschmack viel zu nah an der Oberfläche, ich hätte mir deutlich mehr Details und Tiefe gewünscht.

Insgesamt konnte das Buch meine Erwartungen leider nicht erfüllen - der Ansatz ist gut, an der Umsetzung ist er jedoch gescheitert.

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