Rezension zu Bruder und Schwester Lenobel von Michael Köhlmeier
Brüderlein und Schwesterlein verirren sich im Wald
von JoBerlin
Rezension
JoBerlinvor 6 Jahren
Michael Köhlmeier kann schreiben, wir wissen das und natürlich gilt das auch für seinen Roman „Bruder und Schwester Lenobel“ --- allerdings nur für die wunderbaren Märchen, die er seinen Kapiteln voranstellt.
Die sind brillant im Duktus der Kinder- und Hausmärchen formuliert, toll zu lesen, kurz, prägnant. Es geht dabei nicht um Grimmsche Belehrungen wie „du sollst nicht lügen“ oder „du sollst nicht hochmütig sein“ - Köhlmeiers Kurzprosa verweigert Deutung und Absicht und genau das macht ihren Charme aus. Märchen sind sein Faible, mehrere Bücher hat er dazu publiziert, im Fernsehen und Radio hat er sie vorgetragen.
Der Rest des Romans (also rund 500 Seiten!) ist misslungen. Wesentlich zu lang, zerfasert die Geschichte der Geschwister Lenobel und dem angrenzenden Buchpersonal. Sie sind hauptsächlich mit Luxusproblemen des gehobenen Bürgertums beschäftigt - soll ich nach Wien ziehen, welchen Mann / Frau liebe ich nun eigentlich, soll ich eine Agentur aufmachen, das abgebrochenes Studium, die depressive Mutter. Dazu noch zeitgemäß-bekannte Diskussionsthemen wie Stalking, Missbrauch, queere Wohngemeinschaft - you name it – das alles im Höchstmaß ausgebreitet führt in kürzester Zeit zu einem fürchterlichen Überdruss. Jedesmal wenn es im Buch heißt „ich erzähle nun die ganze Geschichte“ (und das kommt häufig vor), zucke ich zusammen und möchte laut rufen „ach bitte nicht, verschone uns mit noch mehr Langweilereien. Denn Michael Köhlmeier gelingt es zu keiner Zeit, Empathie oder weitergehendes Interesse für seine Protagonisten zu entfachen. Dumpf und gequält blättern wir uns durch den zähfließenden Brei. Töpflein steh - Büchlein geh.
Die sind brillant im Duktus der Kinder- und Hausmärchen formuliert, toll zu lesen, kurz, prägnant. Es geht dabei nicht um Grimmsche Belehrungen wie „du sollst nicht lügen“ oder „du sollst nicht hochmütig sein“ - Köhlmeiers Kurzprosa verweigert Deutung und Absicht und genau das macht ihren Charme aus. Märchen sind sein Faible, mehrere Bücher hat er dazu publiziert, im Fernsehen und Radio hat er sie vorgetragen.
Der Rest des Romans (also rund 500 Seiten!) ist misslungen. Wesentlich zu lang, zerfasert die Geschichte der Geschwister Lenobel und dem angrenzenden Buchpersonal. Sie sind hauptsächlich mit Luxusproblemen des gehobenen Bürgertums beschäftigt - soll ich nach Wien ziehen, welchen Mann / Frau liebe ich nun eigentlich, soll ich eine Agentur aufmachen, das abgebrochenes Studium, die depressive Mutter. Dazu noch zeitgemäß-bekannte Diskussionsthemen wie Stalking, Missbrauch, queere Wohngemeinschaft - you name it – das alles im Höchstmaß ausgebreitet führt in kürzester Zeit zu einem fürchterlichen Überdruss. Jedesmal wenn es im Buch heißt „ich erzähle nun die ganze Geschichte“ (und das kommt häufig vor), zucke ich zusammen und möchte laut rufen „ach bitte nicht, verschone uns mit noch mehr Langweilereien. Denn Michael Köhlmeier gelingt es zu keiner Zeit, Empathie oder weitergehendes Interesse für seine Protagonisten zu entfachen. Dumpf und gequält blättern wir uns durch den zähfließenden Brei. Töpflein steh - Büchlein geh.