Cover des Buches Das Mädchen mit dem Fingerhut (ISBN: 9783446250550)
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Rezension zu Das Mädchen mit dem Fingerhut von Michael Köhlmeier

Überleben in einem fremden Land

von Arizona vor 8 Jahren

Rezension

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Arizonavor 8 Jahren
Köhlmeier hat in seinem neuen Roman das Thema eines Mädchen aufgegriffen, die sich alleine in einem fremden Land durchschlagen muss. Zunächst ist sie in Begleitung ihres Onkels, der sie zum Markt schickt, wo sie von einem der Händler mit Essen versorgt wird. Eines Abend trifft sie jedoch ihren Onkel nicht wieder und irrt durch die fremde Stadt, ohne die heimische Sprache zu sprechen. Sie wird von der Polizei aufgegriffen und in ein Kinderheim gebracht. Dort lernt sie zwei Jungen kennen, von denen einer ihre Sprache spricht. Die drei hauen gemeinsam ab und schlagen sich irgendwie durch, stehlen Essen, brechen ein etc. Sie begehen also Verbrechen, insofern beschreibt der Autor auch das Entstehen des Bösen in diesem kleinen Roman. Für das heimatlose Mädchen und ihre Freunde zählt einfach nur das Überleben, also irgendwie Essen zu bekommen und einen Schutz vor der Kälte. Sie sind unterwegs in einem nicht genannten Land im Euro-Raum, es gibt jedoch viel Schnee und es gibt Heuschober – da der Autor Österreicher ist wäre es also naheliegend, dass der Roman in Österreich angesiedelt sein könnte. Das Mädchen könnte ein Flüchtlingskind sein, das von ihrer Familie getrennt wurde und nun auf sich allein gestellt ist.

Das Buch erinnert ja schon vom Titel her an Andersons Märchen „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“. Es jedoch nicht märchenhaft erzählt, die Sprache ist eher sehr schlicht und die Geschichte wird ohne Hintergründe erzählt. Die Personen bleiben ohne Vergangenheit, wir wissen nicht woher sie stammen, nur dass sie eine fremde Sprache sprechen. Wir erfahren sogar den Namen des Mädchens nicht, sie weiss ihn selbst nicht und nennt sich einfach Yiza. Die Geschichte selbst ist eigentlich sogar recht abenteuerlich, aber da alles aus der Sicht des Mädchens erzählt wird bleibt alles emotionslos, da sie gar nicht alle Vorgänge versteht. Oder vielleicht haben Gefühle auch keinen Platz im Kampf ums Überleben? Der Titel stammt daher, dass sie von einem der Jungen einen Fingerhut geschenkt bekommt, den sie seitdem immer in der Hand hält, da dies das Einzige ist, was sie besitzt.

Alles in allem war der Roman recht gewöhnungsbedürftig für mich. Es ist ja nur ein dünnes Büchlein mit 139 Seiten. Dadurch wird alles sehr komprimiert erzählt, ohne weiteren Background der Figuren, wir kennen nicht die Geschichte, die dahinter steckt. Aber es macht einen nachdenklich, vor allem wenn man die aktuellen Bilder der Flüchtlinge vor Augen hat.
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