Jasmin, jung und ohne Ausbildung, lernt den reichen David kennen, der sie vom Fleck weg heiratet und verwöhnt. Ein paar Jahre geht das gut, dann steht sie vor den Trümmern ihrer Ehe. Ihr Mann zahlt weder für sie noch den Jungen Unterhalt. Aus Angst, ihren Sohn in einem Sorgerechtsprozess zu verlieren, nimmt sie es hin. Um den siebenjährigen Till versorgen zu können, muss sie einen Aushilfsjob annehmen und sich den Launen ihres Chefs Volker beugen. Mit ihm sie notgedrungen sogar eine Beziehung ein. Zum Glück lernt sie die hilfsbereite Türkin Filiz kennen, die ein entsetzliches Schicksal hinter sich hat und im ältesten Gewerbe der Welt arbeitet. Jasmin wird Zeugin der Entführung ihrer Freundin, durch die ihr eigenes Leben eine Wendung erfährt.
Ich finde den Roman um Jasmin ihren Sohn Till, die starke, lebenskluge Filiz, den widersprüchlichen Volker und die anderen, meist liebenswerten Figuren sehr lesenswert. Allerdings gibt es auch die anderen. Mir gefällt besonders Jasmins Entwicklung. Aus einem naiven Mädchen wird eine selbstbewusste Frau.
Themen wie Prostitution und Ehrenmord sind heikel, hier werden sie von Michael Kull verständnisvoll, in einem schnörkellosen Stil beschrieben. Dass es für Jasmin besser ausgeht, als erwartet, lässt mich mit einem guten Gefühl zurück. Dagegen hat mich Filiz Schicksal mitgenommen – gerade weil vieles meiner Fantasie überlassen bleibt. Ihres ist aus dem Leben gegriffen, hart und ungewiss. Wer sich für Menschen und ihre verschlungenen Lebenswege interessiert, ist hier richtig.