Cover des Buches Die toten Bücher (ISBN: 9783943835113)
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Rezension zu Die toten Bücher von Michael Kurfer

Rezension zu "Die toten Bücher" von Michael Kurfer

von Angelcurse vor 12 Jahren

Rezension

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Angelcursevor 12 Jahren
Powered by Bookaddicted.de / Befriedigendes Debüt mit Schwächen Andrea Campanella besitzt in München ein Geschäft namens „Bier und Bücher“, wo er gleichnamige Produkte vertreibt. Als eines Tages in seinen Laden eingebrochen wird, versucht er die Angelegenheit zunächst so schnell wie möglich zu vergessen. Doch dann bemerkt er, dass ein Buch gestohlen wurde, ein Buch, das irgendwie etwas Besonderes war. Zusammen mit seinem Kumpel Martin, seiner Wieder-Freundin Nikki und der Karrierefrau Melitta geht er dem Geheimnis um das gestohlene Buch nach und findet Erstaunliches heraus. „Die toten Bücher“ ist das Romandebüt des Hochschullehrers und Kommunikationsberaters Dr. Michael Müller, der als Michael Kurfner schreibt. Der Roman erschien als eBook beim dotbooks Verlag, eine Printausgabe soll wohl noch folgen. Lohnt sich der Kauf? Ein klares Jaein! Kurfners Debüt ist ein Roman mit vielen sehr guten Ansätzen, aber eben auch mit vielen Schwächen. Gut hat mir der Schreibstil gefallen, der bisweilen originell und ab und an auch ein wenig lustig ist. Ebenfalls gibt es ein Plus für die Idee an sich (die ich hier natürlich nicht verraten will) und die Story um den Waldbruder und die Berber, die ich originell und passend fand. Allerdings hapert es beim Rest. Zunächst ist zu sagen, dass es sich hier um einen Kriminalroman handelt, jedoch kommt die Polizei im ganzen Buch nur zweimal vor – einmal ganz am Anfang und später noch einmal kurz. Anfangs, als in Andreas Laden eingebrochen wird und er zwar verärgert darüber ist, jedoch keinen großen Schaden feststellen kann, ist das ja noch glaubwürdig. Aber dass er nicht spätestens als seine Schwester bedroht wird die Polizei mit einbezieht, bleibt ein Rätsel. Ebenso kommen einige Details sehr unrealistisch rüber. Häufig wird gesagt, dass Andrea mit seinem Geschäft nur sehr wenig Geld verdient – aber fast immer trifft er sich mit seinen Freunden in Biergästen, Restaurants, Pubs und säuft dort ein Bier nach dem anderen. Schon komisch, woher er das Geld dafür hat … Die Charaktere, die Michael Kurfner geschaffen hat, wirken vor allem am Anfang recht stereotyp. Der verhinderte Geisteswissenschaftler, der jetzt aus Not ein Geschäft betreibt (Andrea), der Verschwörungsfanatiker und Hausmann (Martin), die attraktive Karrierefrau, die jeden Mann kriegt (Melitta) und dann kommt noch Nikki ins Spiel, eine ebenfalls sehr gut aussehende Frau, die aber anscheinend irgendeine Psychose hat. Sprich: Sie hat irgendwie einen an der Waffel, aber Andrea liebt sie trotzdem. Diese klischeehaften Charaktere werden zum Ende hin zwar etwas differenzierter gezeichnet, bleiben aber im Groben irgendwie blass. Auch kamen ab und an Anspielungen vor, die ich irgendwie unnötig und plump fand. Wieso massiert Melitta im Biergarten unter der Tischdecke auf einmal Andreas bestes Stück? Zwischen den beiden war mal was, aber das ist Jahre her. Auch während des Buches kommen die beiden sich nicht mehr näher. Wozu also diese Szene? Sie bringt die Handlung nicht weiter und wirkt deplatziert. Hier gab es noch einige andere Fälle, die ich irgendwie merkwürdig fand und die nicht recht ins Gesamtbild zu passen schienen. (Zum Beispiel warum Melitta ganz plötzlich einen Geistesblitz hat und feststellt, dass sie ihren Job eigentlich zum Kotzen findet. Das ist für den späteren Handlungsverlauf nämlich wichtig – jedenfalls, dass sie nicht richtig hinter ihrem Unternehmen steht – aber woher dieser Sinneswandel kommt, wird nicht erklärt.) Das Größte Manko kommt erst noch, nur ist es schwer zu beschreiben, ohne das Ende vorwegzunehmen. Vielleicht so viel: Die Verschwörung, die hinter dem ganzen Rätselraten steckt, beruht zu einem Großteil auf subjektiven Einschätzungen. Was der andere wahnsinnig gut findet, findet der nächste schlecht. Diese Problematik wird zwar im Buch selbst auch von den Protagonisten diskutiert, jedoch nicht wirklich zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht. Dem ganzen Rätsel fehlt irgendwie der Pepp, es gibt keine Toten, nur einen Verletzten und es sind auch nirgends Menschen körperlich in Gefahr – dadurch hätte man vielleicht mehr Spannung aufbauen können? Ich könnte noch mehr zu diesem Romandebüt schreiben, belasse es nun aber hierbei. Ich kann Michael Kurfners Roman für München- und Krimi-Freunde empfehlen, die gerne Debüts lesen, denn dass es ein Debüt ist, merkt man diesem Roman – finde ich – eindeutig an. Trotzdem bietet Kurfner so viele gute Ansätze, dass ich ihn ermutigen möchte, weiterhin Romane zu schreiben – ich bin sicher, dass er sein Publikum finden wird!
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