Michael Marshall Smith

 3,9 Sterne bei 34 Bewertungen
Autor von Geklont, Stark, Der Traumdetektiv und weiteren Büchern.
Autorenbild von Michael Marshall Smith (© Steve Double,)

Lebenslauf

Awards 2009: Prix Bob Morane (France) for (MORE TOMORROW & OTHER STORIES in translation) 2003: International Horror Guild Award for Best Collection (MORE TOMORROW & OTHER STORIES) 2000: Philip K. Dick Award (ONLY FORWARD) 1996: British Fantasy Award for Best Short Story (MORE TOMORROW) 1995: August Derleth Award for Best Novel (ONLY FORWARD) 1991: British Fantasy Award for Best Short Story (THE DARK LAND) 1990: The Icarus Award for Best Newcomer British Fantasy Award for Best Short Story (THE MAN WHO DREW CATS)

Alle Bücher von Michael Marshall Smith

Cover des Buches Geklont (ISBN: 9783498063238)

Geklont

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Cover des Buches R.E.M. (ISBN: 9783498044008)

R.E.M.

 (7)
Cover des Buches Spares (ISBN: 9780006512677)

Spares

 (1)
Erschienen am 02.11.1998
Cover des Buches One of Us (ISBN: 9780007335152)

One of Us

 (0)
Erschienen am 01.06.2009

Neue Rezensionen zu Michael Marshall Smith

Cover des Buches R.E.M. (ISBN: 9783498044008)
chumas avatar

Rezension zu "R.E.M." von Michael Marshall Smith

Ein außergewöhnlicher Roman, der etwas zu viel wollte
chumavor 4 Jahren

Hap Thompsen schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben, dabei war er früher einmal ein ganz unbescholtener, zufriedener Bürger – doch das war bevor er und seine Exfrau Helena durch unglückliche Umstände auf die schiefe Bahn und später dann auch noch wegen eines fehlgeschlagenen Bankraubs ins Visier der Polizei gerieten. Dank seines Cybernetkumpels Quat entgeht Hap aber der Strafverfolgung, denn der sorgt wieder für eine wie von Zauberhand blütenweiße Akte. Um sich seine Burger aber weiterhin leisten zu können reicht der mickrige Lohn als Kellner leider nicht wirklich. Also lässt sich Hap auf ein sehr lukratives aber auch illegales Jobangebot als »Traumverwahrer« ein.

»Vor einigen Jahren hatte man eine Methode entwickelt, um die Träume der Menschen in Echtzeit aus ihrem Kopf herauszulösen. Ein Gerät, das neben dem Kopf von (betuchten) Kunden aufgestellt wurde, war in der Lage, bestimmte elektromagnetische Felder zu erkennen und die dazugehörigen Geisteszustände aus dem Unterbewußtsein des Träumenden in ein Löschgerät abzuleiten.«

Hap macht diesen Job gut – so gut, dass er beschließt, es könne nicht schaden, einem noch illegalerem Angebot zuzustimmen und so noch mehr Geld zu verdienen. Also wird er zusätzlich noch »Erinnerungsverwahrer«. Gemeint sind damit eigentlich völlig harmlose Erinnerungen, wie die, dass man verheiratet ist zum Beispiel. Der Auftraggeber läd sie kurzfristig bei ihm ab und nimmt sie dann nach einem vereinbarten Zeitraum wieder zurück. Soweit die Theorie, die Praxis sieht für Hap dann aber schnell nicht mehr ganz so rosig aus. Seine Kundin Laura läd nämlich die nicht ganz so harmlose Erinnerung eines Mordes bei ihm ab und verschwindet, ohne sie wieder zurückzunehmen. Wird Hap jetzt erwischt, wandert er hinter Gitter und zwar nicht nur, weil die Aktion per se verboten ist, sondern auch weil er zur Hälfte das Strafmaß eines Mordes, den er gar nicht begangen hat, tragen muss. Weil Hap das aber alles andere als amüsant findet, setzt er alles daran, Laura zu finden und verstrickt sich dabei kurzerhand in einen ungeheuer komplexen Komplott, bei dem er selbst ins Visier der Drahtzieher gerät und ausgeschaltet werden soll.

Welche Rolle bei diesem spannendem Thriller-Noir bestechliche Türschlösser, ein nerviger aber doch nützlicher Wecker, Faltautos, ein verpfuschtes Mikroklima in L.A., Furzableiter für Prominente, in Rudeln durchs Land streifende Küchengeräte und Männer in grauen Anzügen, die sich merkwürdig gleichen, spielen – das muss man wirklich selbst lesen. Spaß hat man dabei, soviel ist sicher, denn Smith hat einen flüssigen, packenden Erzählstil, der gepaart mit viel Ironie und Humor ein äußerst unterhaltsames Lesevergnügen garantiert.

Seicht ist sein dritter Roman R.E.M. (OT: One Of Us) aus dem Jahr 1998 allerdings nicht, denn der Autor wagt zum Ende hin sogar einen Abstecher in die Metaphysik und Philosphie. Die ohnehin recht komplexe Handlung wird so auf eine weitere Ebene gehoben, die in Ansätzen zwar stark zum Nachdenken anregt, mich aber insgesamt dann leider auf dem letzten Drittel auch verloren hat. Für mich zu viel des Guten und auch zu weit weg von der Kernhandlung, die mich bis dahin wirklich sehr gut unterhalten hatte. Da trösten die toll ausgearbeiteten Charaktere und aller Humor mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik dann leider auch nicht über das in meinen Augen etwas verwaschene Ende hinweg.

»Wir leben im Zeitalter der Sündenböcke, und Rauchen hat die Poleposition inne. Was kümmert es uns, daß unsere Nahrung ebenso ungesund ist und unsere Autos Zeug in die Atmosphäre schleudern, das sich niemals auflösen wird; wir hängen an unseren Hamburgern, unserem Bier und unseren Autos, also machen wir etwas anderes madig. Laßt uns das Rauchen an öffentlichen Orten und in Flugzeugen und in Kneipen verbieten, dann wird unsere Welt der Himmel auf Erden sein. Laßt uns unseren Problemen die Schuld an unserem Unglück geben, dann brauchen wir uns nicht mehr mit ihnen auseinanderzusetzen. In Horrorfilmen sterben heutzutage nicht mehr die frühreifen Teenager als erste - sondern die Leute mit einer Packung Marlboro in der Tasche.«

Fazit

Wer ein außergewöhnliches Leseerlebnis mit viel Humor, Gesellschaftskritik und außerordentlich guter Unterhaltung sucht, der sollte definitiv mal einen Blick auf die Romane von Michael Marshall Smith werfen. Auch wenn »R.E.M.« mir nicht so gut wie »Geklont« gefallen hat, so bereue ich die Lektüre keinesfalls und werde auch noch weitere Bücher von ihm lesen. Ein gewisses Suchtpotenzial kann man ihm einfach nicht absprechen.

Cover des Buches Geklont (ISBN: 9783499226991)
chumas avatar

Rezension zu "Geklont" von Michael Marshall Smith

Volltreffer!
chumavor 4 Jahren

Es ist gleichwohl eine faszinierende wie auch furchteinflößende, düstere Zukunftsvision, die Michael Marshall Smith in seinem Roman "Geklont" (1998) / OT: Spares (1996) (später neu verlegt unter "Der sechste Klon") entwirft. Die Stadt Richmond wurde zerstört, ein MegaLiner – über 200 Stockwerke hoch mit riesigen Shopping-Malls und allem, was man zum Leben braucht – strandete später hier und so entstand New Richmond. Neben modernster Technik, wie sprechenden Geräten, Droiden und allen vorstellbaren Annehmlichkeiten gibt es aber auch Reserve-Farmen. Hier werden Klone geschaffen, die als Ersatzteillager für die Reichen dienen und unter grausamen Bedingungen "leben" müssen.

Jack Randall ist mit seinen polizeilichen Ermittlungen und der Weigerung, sich schmieren zu lassen, einigen hohen Tieren auf die Füße getreten und muss eine Zeit lang von der Bildfläche verschwinden. So kommt er schließlich zu einem Job in einer der Farmen und kann kaum fassen, was für Zustände dort herrschen. Er beschließt, einer Gruppe von Reserven zu helfen und flieht mit ihnen. Doch sein Vorhaben endet in einer Katastrophe, Eins kommt zum Anderen, seine Vergangenheit holt ihn ein und ehe er sich versieht, ist er gefangen in einem Strudel aus Gewalt und Blutvergießen, bei dem nicht nur das Leben der Reserven auf dem Spiel steht.

Leseeindruck

Was für eine Geschichte! Wow! Ich hatte bisher noch nichts von Michael Marshall Smith gelesen, doch das wird sich nach diesem Buch definitiv ändern. Smith hat einen faszinierenden und ungewöhnlichen Schreibstil – on point, schwarzhumorig, teilweise derb (hier absolut passend, weil der Protagonist Jack als Ich-Erzähler fungiert) und flüssig zu lesen. Wenige Worte mit unglaublich viel Effekt. "Geklont" ist keine seichte Sci-Fi-Lektüre und sicher auch kein 08/15-Zukunftsthriller, denn dem Leser wird verdammt viel Stoff zum Nachdenken geboten. Und dennoch ist dieser Roman irgendwie auch Kopfkino vom Feinsten. 

»Früher hatten wir die Religion, aber jetzt haben wir die Codes, beides Symbole für Vorgänge, die in Sphären außerhalb unserer Sichtweite stattfinden. (…) Erneut haben wir unseren Verstand dem nicht Wahrnehmbaren überantwortet, als hätte die Menschheit ein grundsätzliches Bedürfnis danach, daß nicht faßbare Mächte das Schicksal bestimmen. Vielleicht brauchen wir einfach Orte, zu denen kein Weg führt.«

Die Themen, die hier auf fantasievolle und oft auch schockierende Weise miteinander verwoben werden, sind vielfältig und tatsächlich immer noch aktuell. Als Smith seinen Roman "Spares" 1996 veröffentlichte, war das Rahmenthema hochbrisant, denn das Schaf Dolly wurde in diesem Jahr aus einer ausdifferenzierten somatischen Zelle geklont und war somit das erste Säugetier, das durch ein Klonierungsverfahren gezeugt wurde. Aber auch wenn Titel und Eingangsszenario des Romans darauf hindeuten, so ist das Klonen nur eines von vielen Themen, die hier zum Tragen kommen, und nicht einmal das vorangigste. Kriegsneurosen und -verbrechen, das Gefälle zwischen Arm und Reich, Korruption, menschliche Schwächen, Drogen, fehlerhafte Technik, Gewalt, Schuld und Sühne, Freundschaft, Vertrauen, Treue und Liebe – das alles findet Einzug in dieser bunten, verrückt-genialen Story mit Roman-Noir-Einschlag. Dabei ist Smith stets direkt, schreibt ungeschönt und erzielt so größte Wirkung, mildert diese Magenschwinger dann aber immer wieder gekonnt mit einem herrlich tiefschwarzen Humor ein wenig ab. Zartbesaitet sollte man also nicht unbedingt sein, denn es gibt allerhand blutige und brutale Szenen, die zwar geschildert aber dabei auch nicht unnötig zur Schau gestellt werden.

»Ungeheuer viele Gegenstände und Geräte haben heutzutage einen eingebauten Verstand – und meistens ist er einfach abgeschaltet. Wir sind von ungenutzter Intelligenz umgeben – und in diesem Fall ausnahmsweise nicht von unserer eigenen.«

Seine Figuren zeichnet Smith äußerst gekonnt. Sie sind vielschichtig und gerade deshalb so authentisch. Jack ist alles andere als ein Held – er hat und macht Fehler, schleppt eine Menge Seelenmüll mit sich herum und weiß das auch. Er ist im Kern aber ein aufrichtiger und guter Mensch, der versucht das Richtige zu tun und dabei, wie so oft im Leben, hin und wieder auf die Schnauze fällt.

»Bieg die Welt zurecht, hatte er gesagt, gib dich nicht mit weniger zufrieden, als du haben willst, und spreng ein Loch in jede Mauer, die dir im Weg steht.«

Fazit

Ein skurriler, vielschichtiger und nachdenklich stimmender Roman, der mit viel Spannung, rasanter Action, starken Figuren und viel schwarzem Humor punktet, und mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte. Ein Highlight, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Lesen!

Cover des Buches Stark, Der Traumdetektiv (ISBN: 9783499229473)
Frau_Erdnussbutters avatar

Rezension zu "Stark, Der Traumdetektiv" von Michael Marshall Smith

Rezension zu "Stark, Der Traumdetektiv" von Michael Marshall Smith
Frau_Erdnussbuttervor 12 Jahren

Smith beginnt ohne Umschweife. Sein Protagonist ist Stark, der Vorname tut nichts zur Sache, doch die Welt, in der er lebt, umso mehr. Sie hat sich verändert, doch nicht global, sondern ganz im Gegenteil. Die Städte sind zu einer einzigen zusammengewachsen, ein Viertel reiht sich an das nächste - und jedes bildet seinen eigenen Mikrokosmos. Noch bevor der Begriff Web 2.0 salonfähig wurde, hatte Smith schon eine Ahnung von der Macht der sozialen Kommunen, in denen jeder einen Platz für sich findet.

Weiter lesen: http://dasbuchprojekt.blogspot.com/2012/03/michael-marshall-smith-stark-der.html

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Zusätzliche Informationen

Michael Marshall Smith wurde am 02. Mai 1965 in Knutsford, Cheshire (Vereinigtes Königreich) geboren.

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auf 6 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

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