Rezension zu "Insomnia" von Ivo Andric
»Kein Rummelplatz, keine Kirche, kein Theater ist so lebendig und bevölkert wie diese dunklen Stunden, in denen man schlafen sollte.« Dieser Satz im ersten Absatz hatte mich sofort und ich musste unbedingt das Buch haben, es besitzen, mein Eigen nennen und bereithalten für diese eine Woche, in der ich nicht schlafen kann. Endlich hatte ich einen Leidgenossen gefunden, der mich verstehen würde, mit dem ich den gleichen Schmerz teilen durfte.
Als ich es schließlich zu lesen begann, wurde ich zwei Seiten später enttäuscht. Das Buch wird der ersten Seite nicht gerecht. Der Autor verliert sich in irgendwelchen Gedanken, die keinen Zusammenhang besitzen und die halt nicht mehr als belanglose Gedanken sind.
Für mich macht das Buch den Eindruck, als hätte der Herausgeber eine lose Sammlung von Notizen gefunden, sie zusammengeklebt und gehofft, damit fett abzusahnen, schlussendlich kommen sie ja von einem Nobelpreisträger. Dass der Autor diese Notizen nicht für eine Veröffentlichung geplant hat, wird dabei großzügig ignoriert.
Wenn ich nicht schlafen kann, notiere ich auch manchmal meine Gedanken, die in der Nacht wie Goldperlen wirken, aber am Morgen sich als Müll entpuppen, die ich trotzdem aufbewahre, nicht in der Hoffnung, dass sie irgendwann was Wert sein werden, sondern aus schlichter Gewohnheit. Ich glaube, hier ist es nicht anders. Es ist ein Eingriff in die Privatsphäre des Autors und nicht etwas, das man vollständig zu einem Buch machen durfte.