Prolog: "Knapp ein Jahr, nachdem der Krieg gegen den Terror in den Trümmern Afghanistans offiziell für beendet erklärt wurde, erleben wir, wie im Namen der Freiheit in einem Land nach dem anderen die Freiheiten der Menschen beschnitten und Bürgerrechte zum vorgeblichen Schutz der Demokratie aufgehoben werden. Jegliche Form des Andersdenkens wird als »Terrorismus« definiert.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, seine Aufgabe im "Krieg gegen den Terror" bestehe darin, die Welt davon zu überzeugen, daß es den Amerikanern gestattet werden müsse, ihren Lebensstil zu erhalten!" S. 433
Zitate aus dem Rezensionsbuch
S. 431 "Saddam Hussein marschierte im August 1990 in Kuwait ein. Seine Sünde bestand weniger darin, daß er einen kriegerischen
Akt begangen hatte. Vielmehr war er unabhängig vorgegangen, ohne Anweisungen seiner Herren. Diese Zurschaustellung von Unabhängigkeit reichte aus, um das Kräftegleichgewicht am Persischen Golf empfindlich zu stören. Also beschloß man, Saddam zu beseitigen, wie ein Haustier, das die Gunst des Besitzers verloren hat.
Was wäre die Konsequenz, wenn der Irak die Atombombe besäße? Rechtfertigt dies einen Präventivschlag der USA? Die USA verfügen über das größte Kemwaffenarsenal der Erde. Sie sind zugleich das einzige Land, das Atomwaffen gegen Zivilisten eingesetzt hat. Wenn die USA das Recht zu einem Präventivschlag gegen den Irak haben - na schön, dann hat jede Atommacht das Recht zu einem Präventivschlag gegen jede andere dieser Mächte. Indien könnte zum Beispiel Pakistan angreifen - oder umgekehrt.
Erst vor kurzem spielten die USA eine wichtige Rolle, als es galt, Indien und Pakistan, die kurz vor einer kriegerischen Auseinandersetzung standen, zum Einlenken zu bewegen. Fällt es den USA so schwer, die eigenen Ratschläge zu befolgen? Wer macht sich hier des inhaltsleeren Moralisierens schuldig? Wer predigt den Frieden und fuhrt zugleich Krieg? Die USA, die George Bush als »friedlichste Nation dieser Erde« bezeichnet hat, führten in den vergangenen 50 Jahren mit einer langen Reihe von Staaten Krieg, und zwar ohne ein einziges Jahr des Friedens. Kriege werden niemals aus altruistischen Motiven geführt.
Normalerweise führt man sie, um die Vorherrschaft über andere zu erlangen, oder aus wirtschaftlichen Gründen. Und dann gibt es natürlich auch noch das Geschäft mit dem Kneg. In seinem Buch Globalisierung verstehen schreibt Thomas L. Friedman: »Die verborgene Hand des Marktes wird ohne eine verborgene Faust niemals wirken. McDonald’s kann ohne McDonnell Douglas nicht gedeihen. Und die v erborgene Faust, die für weltweite Sicherheit sorgt, damit die Technologien aus Silicon Valley gedeihen können, nennt man US Army, Air Force, Navy und Marine Corps.« Vielleicht hat der Autor dies in einer schwachen Stunde geschrieben, aber es ist ganz gewiß die prägnanteste und genaueste Beschreibung des Projektes der Globalisierung durch Privatuntemehmen, die ich jemals gelesen habe. Nach dem 11. September und dem Krieg gegen den Terror sind die verborgene Hand und die Faust gut erkennbar, und wir haben einen deutlichen Eindruck von Amerikas anderer Waffe dem freien Markt -, die sich mit einem verlegenen, leeren Lächeln in den Entwicklungsländern breitmacht. Die »Aufgabe, die nie beendet ist«, ist Amerikas perfekter Krieg, das perfekte Vehikel für die endlose Expansion des amerikanischen Imperialismus.
Während das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich wächst, ist die Aufgabe der verborgenen Faust der freien Marktwirtschaft klar Umrissen. Multinationale Unternehmen, die sich in Entwicklungsländern auf die Pirsch nach »günstigen Geschäften« mit Riesengewinnen begeben, können nur mit aktiver Duldung des jeweiligen Staatsapparats erfolgreich sein. Voraussetzung für die gegenwärtige Globalisierung auf Untemehmensebene ist ein internationaler Zusammenschluß loyaler, korrupter und vorzugsweise autoritärer Regierungen in den ärmeren Ländern. So lassen sich unpopuläre Reformen durchsetzen und Aufstände unterdrücken. Man braucht eine Presse, die behauptet, frei
zu sein. Man braucht Gerichte, die vorgeben. Recht zu sprechen. Man braucht Atombomben, eine Berufsarmee, strengere Einwanderungsgesetze und eine aufmerksame Küstenwache, damit gesichert ist, daß nur Geld, Waren, Patente und Dienstleistungen
globalisiert werden — und nicht die Bewegungsfreiheit der Menschen, nicht die Achtung vor den Menschenrechten, nicht die internationalen Verträge gegen Rassendiskriminierung oder chemische und nukleare Waffen oder gegen Treibhausgasemissionen und Klimawandel. Die Gerechtigkeit, Gott behüte, auch sie darf nicht globalisiert werden. Es sieht ganz danach aus, als würde schon eine kleine Geste in Richtung einer internationalen Rechenschaftspflicht das ganze Unternehmen zum Scheitern verurteilen.
Knapp ein Jahr, nachdem der Krieg gegen den Terror in den Trümmern Afghanistans offiziell für beendet erklärt wurde, erleben wir, wie im Namen der Freiheit in einem Land nach dem anderen die Freiheiten der Menschen beschnitten und Bürgerrechte zum vorgeblichen Schutz der Demokratie aufgehoben werden. Jegliche Form des Andersdenkens wird als »Terrorismus« definiert.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, seine Aufgabe im "Krieg gegen den Terror" bestehe darin, die Welt davon zu überzeugen, daß es den Amerikanern gestattet werden müsse, ihren Lebensstil zu erhalten!
Wenn der übergeschnappte König mit dem Fuß aufstampft, zittern die Sklaven in ihren Unterkünften. Es fallt mir schwer, das Folgende zu sagen, aber: Der American Way of Life ist einfach nicht hinnehmbar, weil er nicht akzeptiert, daß es auch noch eine Welt außerhalb von Amerika gibt. Glücklicherweise ist jede Macht nur von begrenzter Dauer. Dieses mächtige Reich wird sich, wenn seine Zeit gekommen ist, vielleicht übernehmen und in sich zusammenfallen, wie das schon anderen Reichen zuvor widerfahren ist. Risse in der Machtstruktur sind wohl bereits zu erkennen.
Der Kommunismus sowjetischer Prägung scheiterte nicht, weil er von Grund auf böse, sondern weil er unzulänglich organi¬
siert war. Er verlieh zuwenig Menschen zuviel Macht. Die kapitalistische Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts, die sich am [US-]amerikanischen Vorbild orientiert, wird aus den gleichen Gründen scheitern."