In MIRKS Cartoons verwandelt sich die Welt in optische Gedankenblitze und geträumte Anarchie. Die zarten Tuschezeichnungen und ihre Bildunterschriften geben uns Rätsel auf: Mal ist die Schwerkraft aufgehoben, so dass das protzige Auto an der Zimmerdecke klebt, mal besteigt ein winziger Kerl den mächtigen Fuß einer Toilettenschüssel, die wie ein Gebirge über ihm ragt. Strichmännchen tummeln sich auf schmalen Türmen, verlaufen sich in rätselhaften Museumsräumen, stecken in „Sale“-Käfigen oder glotzen vom Bildschirm ins triste Wohnzimmer. Jede Seite in diesem Cartoonband wirkt wie ein Beschleuniger auf das Denken und führt es verlässlich auf burleske Seitenpfade und schiefe Ebenen. Der optischen Verwirrung assistiert die Sprache, die bei MIRK ebenso neue schöpferische Wege geht. Zum Pkw an der Zimmerdecke lautet der Kommentar: „Was tun gegen die Schweremut unserer Autos?“ Unter den Menschen in „Sale“-Käfigen steht: „Mir heebe zämme!“ Und das seltsame Museum entpuppt sich als „Das Verstäckmuseum in Fräckstädt“. Die besondere Wirkung dieses kleinen Cartoonbands verdankt sich dem doppelten Rätsel, das sowohl von der Zeichnung als auch vom Text ausgeht, so wandert der Blick hin und her zwischen Text und Bild und sucht – vergeblich – nach Antworten, bekommt dafür aber anarchische Spiellust geboten, ironische Verweise und optische Ideen im Taschenformat. Immerhin geht MIRK auch der bedeutsamen Frage nach: „War Goethe Puertoricaner?“ Hinter dem Zeichner und Texter MIRK verbirgt sich Michael Rickelt, ein in Berlin geborener, in Karlsruhe lebender Künstler, dessen Zeichnungen und Cartoons schon überall auf der Welt zu sehen waren – kein Wunder: Seine Weltauffassung, wie sie sich in diesem Band spiegelt, ist von umspannender, losgelöster Gültigkeit. Ein Augen- und Gedankenschmaus!
Schiefe Ebene