Rezension zu "Komödie des Alterns" von Michael Scharang
Freundschaft, Alter und eine Prüfung!
Vierzig Jahre währte die Freundschaft zweier Männer, als sie sich im Jahr 2001 nach einem Jahr Pause überraschend wiedersehen: der Ägypter Zacharias Sarani aus begütertem Elternhaus und der Österreicher Heinrich Freudensprung sind seit ihren jungen Jahren enge Freunde. Als Schüler und Studenten schon lernten sie sich in Graz in einem Stahlwerk kennen, wo beide Praktika absolvierten.
Zacharias Sarani ist ein angesehener Ingenieur geworden, Heinrich Freudensprung Schriftsteller.
Vierzig Jahre schrieben sie sich persönliche Briefe über Kontinente und Meere hinweg, die ihre Freundschaft vertiefte, bis sie zerbrach.
Woran ist sie gescheitert?
Inzwischen sind sie sechzig Jahre alt, und nach der Zerstörung der Zwillingstürme am der 11. September ruft Heinrich verstört in Kairo an. Sein Freund bittet ihn zu sich.
Während des Flugs von New York nach Kairo wird man Zeuge eines tiefen Hasses, der die beiden Freunde inzwischen trennt. In Gedanken brennt jeder darauf, dem anderen die Enttäuschung und Wut entgegen zu schleudern, da beide an einen Verrat des jeweils anderen glaubt.
In weitläufigen Assoziationen steht man mit Zacharias in der Wüste, erlebt ihn beim Überleben eines Sandsturms, bei dem zwei Brüder und der Onkel umkamen, und lernt etwas über die gebildeten Schichten in Ägypten. Er ist unter dem monotheistischen Glauben dreier Religionen aufgewachsen: der Vater war Kopte, die Mutter Muslimin und der Onkel war mit einer Jüdin verheiratet. Für Zacharias muss der Aberglaube aller drei Religionen als Begründung für die guten wie die schlechten Erfahrungen herhalten. Er wird Atheist.
Enthusiastisch und famos sind die ersten Begegnungen und Aktivitäten der beiden Freunde. Man fragt sich lange, wie es zu der Entzweiung zwischen ihnen kommen konnte.
Eine Wüstenfarm ist das Projekt, für das sie lebten und arbeiteten. Am Ende aber stehen Erschöpfung und der Verdacht einer Intrige.
Mit vielen Worten und geheimnisvollen Andeutungen steuert Michael Scharang auf einen Plot zu, in der uns der Autor den Wechsel von der Jugend zum Alter demonstriert. Nähe und Verbundenheit bieten in der Jugend die Sicherheit, sich auf Abenteuer und Wunschideen einzulassen. Im Alter aber wird man argwöhnisch und misstrauisch. Zufälle wandeln sich zu beabsichtigten Bosheiten, und insgeheim sucht man die Schuldigen am eigenen Versagen bei anderen.
Wortreich und immer wieder abschweifend bleibt der Versuch, den Männern auf ihren Lebensspuren zu folgen.
Immerhin wächst die Klarheit, dass die beiden jungen Männer mit ihren Vorstellungen in eine schöne neue Welt gestartet sind. Im Alter erleben sie die Begrenzungen des Lebens als Niederlage. Komödie des Alterns? Es ist wohl eher nackte Realität, wenn Menschen sich entzweien! Hier erfindet der Autor eine Lösung, die uns schmunzeln lässt.