Cover des Buches Dement, aber nicht bescheuert (ISBN: 9783550081026)
Flohs avatar
Rezension zu Dement, aber nicht bescheuert von Michael Schmieder

Der Titel gibt dem Buch Recht!

von Floh vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein wertvolles Buch von besonderem Wert und interessanter Erkenntnis! Aus erster Hand berichtet.

Rezension

Flohs avatar
Flohvor 8 Jahren
Das Thema Pflege, Demenz, Alzheimer, Pflegeheim, Altern, Sterben... gerne verschließen wir uns davor, doch hier sprechen nicht nur zwei Experten, die ihr Fach verstanden haben, nein, hier sprechen wahre Geschichten, aktuelle Forschung, Beobachtung und Erfahrung. Und diese einfühlsamen Erlebnisse und Erzählungen öffnen die Augen, bieten einen Blickwinkel und regen zum Umdenken an. Autor und ambitionierter Pfleger Michael Schmieder hat sich in "Dement, aber nicht bescheuert" mit seinen gesammelten Eindrücken, Erfahrungen und Berichten, gerade auch aus dem Pflegeheimalltag und seinem erfolgreichen Konzept im Pflegeheim Sonnweid zur Aufgabe gemacht zu informieren und aufzuklären. Zusammen mit der Co Autorin Uschi Entenmann ist dieses wirklich fundierte und sehr wichtige Buch entstanden.
Ein lohnendes Buch, welches mit Wissen, Hintergründen, Offenheit und Wahrheit trumpft!
Erschienen im Ullstein Verlag (http://www.ullsteinbuchverlage.de/

Inhalt / Beschreibung:
"Worum geht es? Demenzkranke wollen als Menschen wahrgenommen werden. Aber wir "Gesunden" können nicht ertragen, einen geliebten Angehörigen ins Vergessen gleiten zu sehen - wir therapieren, beschäftigen und medikamentieren, damit wir uns nicht hilflos fühlen. Doch hilft das den Dementen? Nein, im Gegenteil. Die Kranken möchten in ihrem So-Sein angenommen werden. Dafür plädiert Michael Schmieder, und dieses Konzept praktiziert er im Pflegeheim Sonnweid - mit beeindruckendem Erfolg. Was ist besonders? Michael Schmieder ist ein Mann der Praxis: Er lebt das, was er schreibt. Er nimmt die Demenzkranken und ihre Bedürfnisse ernst und behandelt jeden Kranken als Individuum. Die Dementen bestimmen die Bedingungen, unter denen sie leben möchten. Wenn das bedeutet, dass eine Patientin nur noch Torte isst und ein anderer am besten im Flur schläft, so ist das in Ordnung. Hauptsache, es geht den Patienten gut. Und das tut es: Sonnweid gilt als eines der besten Pflegeheime für Demenzkranke. Wer liest? - Angehörige von Demenzkranken - alle, die mit Demenzkranken arbeiten - alle, die sich mit dem Thema beschäftigen."

Meinung:
Dieses Buch zeigt uns schonungslos den Ist-Zustand unserer Ressourcen und die Schwierigkeiten mit dem Umgang des Sterbens und Alterns. Hier berichtet der Autor von seinen Erfahrungen und Kenntnissen, aber er berichtet nicht allein, denn Autor Michael Schmieder lässt die Betroffenen und seine Erfahrung als Pfleger sprechen. Zusammen mit der Autorin Uschi Entenmann hat er ein Buch erschaffen, welches aufklären soll, und welches sein Konzept und seine Erfahrungen und seine Einstellung zum Thema missionieren soll. Dem Autor liegt sehr viel an seiner Arbeit. Das spürt und liest man und es kommt an! Sehr sehr bewegende und auch mutmachende Geschichten, Anekdoten, Fallbeispiele, Erfahrungen und Fortschritte werden hier verarbeitet, die aus dem wahren Leben stammen und die den Umgang mit dem Vergessen und das Leben mit der Krankheit und dem Verfall in einem Pflegeheim darstellen, sich aber auch auf den Alltag daheim adaptieren lassen. Das Gelesene geht nahe, bewegt und informiert. Offen, ehrlich und schonungslos erläutert der Autor hier die Fakten, den Ist-Zustand, die Moral und die Möglichkeiten, aber auch die Schwierigkeiten, Versäumnisse und Tücken der Regierung, der Gesellschaft und der Lobby. Der Autor durchkämmt das gesamte Spektrum, welches das Thema mit sich bringt und zeigt Erfahrung und Wissen. Der Leser hat die Möglichkeit zu verstehen, und seinen Blickwinkel zu verstellen. Pluspunkt ist, dass der Autor nicht in üblicher Sachbuchmanier informiert, sondern überwiegend die Menschen sprechen lässt. Somit erreicht er den Leser und weckt eine Spirale aus Gedanken und Hoffnung und Tatendrang.

Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, auf welchem innerlichen Widerstand der Autor wohl gestoßen sein mag, als er die Realität zu Papier brachte. Und ob der Autor je Zweifel oder Ängste an und mit seinem Werk hatte. Denn hier werden alle Karten offen gelegt und der Leser darf sich selbst ein Bild schaffen und auch das eigene Verhalten überdenken. Aber es gibt auch Beispiele die Hoffnung bringen und Erfolge zeigen. Ein Miteinander und Füreinander.

Einen Stern ziehe ich leider ab, da ich persönlich auch gerne mehr über die gesetzliche Lage erfahren hätte. Denn hier werden den Helfern, Einrichtungen und dem Personal dicke Steine in den Weg gelegt. Mich hätte dieser Stolperstein intensiver interessiert.

Großes Lob geht aber an die Idee, die Sicht aus den Augen der Betroffenen darzustellen. Ich bin sehr bewegt und wurde sehr intensiv mit dem Thema vertraut gemacht. Ein Umdenken und eine neue Sicht der Dinge werden dem Leser hier geschenkt. Ein schonungsloses "Draufstoßen", was aber auch Mut und Zuversicht gibt.

Die beiden Buchautoren:
„Michael Schmieder, geboren 1955, leitet das Heim Sonnweid bei Zürich. Er ist ausgebildeter Pfleger und hat einen Master in Ethik.“

„Uschi Entenmann, Jahrgang 1963, ist Autorin bei Zeitenspiegel Reportagen in Weinstadt.“


Fazit:
Kenntnisreich, informativ und sehr facettenreich dargestellt. Eine absolute Leseempfehlung für Interessierte und Menschen, die sich mit dem Thema befassen möchten, betroffen sind, oder einen Blick hinter die Kulissen der Pflegeheime und des Alterns werfen möchten!
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks