Michael Scholz

 4,5 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

SAID, 1947 in Teheran geboren, lebte seit 1965 in München. Er starb im Mai 2021. Sein literarisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis, der Goethe-Medaille und dem Friedrich-Rückert-Preis. Für sein politisches Engagement und seinen persönlichen Einsatz für verfolgte und inhaftierte Schriftsteller wurde SAID 1997 die Hermann-Kesten-Medaille verliehen. Von Mai 2000 bis Mitte 2002 war er Präsident des deutschen PEN-Zentrums. Im Verlag C.H.Beck erschienen: "Der lange Arm der Mullahs. Notizen aus meinem Exil" (1995), "Sei Nacht zu mir. Liebesgedichte" (1998), "Dieses Tier, das es nicht gibt. Ein Bestiarium" (1999), "Landschaften einer fernen Mutter" (2001) und "Außenhaut Binnenträume. Gedichte" (2002), "Friedrich Hölderlin empfängt niemanden mehr" (C.H.Beck-Hörbuch, 2002), "In Deutschland leben. Ein Gespräch mit Wieland Freund" (2004), "Ich und der Islam" (2005), "Das Rot lächelt, das Blau schweigt. Geschichten über Bilder" (2006) sowie "Psalmen" (2007).

Quelle: Verlag / vlb

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Cover des Buches Ein vibrierendes Kind (ISBN: 9783406781599)
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Rezension zu "Ein vibrierendes Kind" von SAID

uli123
Autobiographie über eine Kindheit in Persien

Der inzwischen verstorbene Autor ist 1947 im Iran geboren und 1965 zum Studium nach Deutschland gekommen. Seither war er nur einmal kurzzeitig in seine Heimat zurückgekehrt. Im vorliegenden Buch gibt er nicht chronologisch und bruchstückhaft seine Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend wieder. Der Iran ist für deutsche Leser schon gegenwärtig fremd. Erst recht fremd aber mutet die gegenständliche Zeit an. Das Land hieß noch Persien und ihm stand noch der Schah vor. Über die politischen und religiösen Zustände zu lesen, ist sehr interessant und Vieles davon war für mich neu. Sehr bedrückend ist der Umgang mit den Menschen, vor allem dem einfachen Volk. Hausangestellte sind Analphabeten, die Frauen unter ihnen sind offen sexuellem Missbrauch ausgesetzt. Auch der Vater des Autors beansprucht als Mann  eine dominierende Stellung. Seine Frau, die Mutter von Said, hat er im Alter von 14 Jahren geschwängert und schon vor dessen Geburt verstoßen; in der Folgezeit war er mehrere Male verheiratet. Seinem Sohn gegenüber verhält er sich aber stets recht liebevoll. Das Familienbild entspricht der Vorstellung, wie wir sie von einer islamischen Familie haben – Großfamilie mit sehr viel Zusammenhalt. Inhaltlich erfährt der Roman eine Krönung durch seine besondere formale Gestaltung. Er liest sich wie ein langes Gedicht, die einzelnen Kapitel sehen äußerlich wie Strophen aus und sind komplett in Kleinschrift gehalten. 

Sehr lesenswert.

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