Michael Schroeder
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Einmal sollte man die Ilias als ganzes gehört haben
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Es lohnt sich unbedingt, die Ilias als ganzes zu lesen, besser aber zu hören! Jeder kennt die Ilias und weiß so ungefähr, worum es da geht. Aber die Ilias ist eben nicht die Geschichte von dem Trojanischen Krieg mit dem hölzernen Pferd am Ende, die außerhalb der Ilias überliefert ist. Sondern die Ilias ist eine großartige und gewaltige Dichtung vor dem Hintergrund dieses Krieges, die am Anfang der abendländischen Geistesgeschichte steht, und voller tiefgründiger Gehalte ist: Das Walten der Götter und des Schicksals, der Mensch in seinem Streben und Scheitern, Krieg und Kampf, Volk und Herrschaft, Liebe und Zorn, Feindschaft und Vergebung, usw. usf. Es ist eine Dichtung, die eine in sich geschlossene und schlüssige Handlung hat, fast wie ein Theaterstück. Man muss das als ganzes kennen: Wie die Götter die Handlung bestimmen, wie die Menschen in diesem Rahmen agieren, wie Achilleus sich versagt, wie die Troer die Achäer immer ärger bedrängen, dann die Wende durch Zeus, schließlich das gegenseitige Erkennen der Feinde (Achilleus/Priamos) als Menschen, usw. Man sollte es am besten hören: Der beste Ausdruck für die Wirkung der Ilias ist vielleicht "Kopfkino". Beim Hören ist man der Situation, wie die Ilias einst vorgetragen wurde, am nächsten: Ein Sänger trägt sie vor Publikum vor. Die Dichtung ist so reichhaltig, dass sie bis heute fortwirkt, und in vielem drinsteckt, von dem man es nicht vermutete. Jeder sollte sich einen eigenen Eindruck verschaffen, jeder wird es wieder anders und neu entdecken!
Obwohl die bekannte Schadtewaldt-Übersetzung nicht schlecht ist und auf jeden Fall lesbar, ist Schrotts Herangehensweise mutiger und herausfordernder, weil es nicht einfach 2500 Jahre Abstand leugnet, gerade in dem es diese Kluft eigensinnig interpretiert. Als ich auf diese Übersetzung gestoßen bin waren die Ausschweifungen und vielen Wiederholungen des Homer Textes etwas worauf man sich leichter gewöhnen und einlassen konnte. Schrotts Beitrag verschafft einen ungezwungenen und somit einen besseren Zugang zum ersten abendländischen Werk.
Anmerkung: Ich beziehe mich auf die Übersetzung von Raoul Schrott, die hier leider nicht bzw. falsch verlinkt ist.
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