Cover des Buches Der Psychiater des Königs: Bernhard von Gudden und seine Zeit (ISBN: B01FCJIUQ4)
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Rezension zu Der Psychiater des Königs: Bernhard von Gudden und seine Zeit von Michael Seitz

Der König und ich

von rewareni vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Fiktion vermischt mit Wahrheit. Eine interessante Geschichte, die man ein wenig straffen hätte können.

Rezension

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rewarenivor 8 Jahren

Ludwig der II., Kaiserin Elisabeth, Otto von Bismarck oder Bernhard von Gudden, sind nur einige der bekannten Namen, die in der romanhaft- biographischen Erzählung ,, Der Psychiater des Königs´´ von Michael Seitz, zu finden sind.

Der berühmteste Mordfall aus der bayerischen Geschichte die den gemeinsamen Tod im Starnberger See von König Ludwig und dem Arztes beschreibt, wird aus dessen Sicht erzählt.

Michael Seitz, der mit psychisch kranken Menschen gearbeitet hat, ist sozusagen Kenner der Materie und entführt den Leser in eine Zeit in der Irrenastalten, die schwarze Wut und der Wahnsinn der Wittelsbacher allgegenwärtig waren.

Prinz Otto, der Bruder des Königs erleben wir als ungepflegten Mann, der sich in seinem Wahn im Schloss einsperren lässt und Kaiserin Elisabeth labt sich an ihrem rohen Rindfleischsaft.

Die Geschichten klingen zuweilen so schräg und seltsam, sodass sie schon wieder der Wahrheit entsprechen könnten, was zum Teil sogar der Fall ist.

Von Gudden, der in seiner Jugend in der Studentenverbindung Frankonia war, wird Jahrzehnte später von einem Gesandten aus dem Innenministerium mit diesem Wissen erpresst. Ohne den König Ludwig gesehen oder untersucht zu haben soll er ihn mit seinem Gutachten für verrückt erklären lassen. Auch private Probleme lassen von Gudden nicht zur Ruhe kommen.

Aber es gibt auch scheinbar Verbündetet, wie den Reichskanzler Otto von Bismarck, die den König unterstützen sollen. Doch übermächtige Feinde lassen nicht zu, dass es ein unabhängiges Königreich Bayern gibt. Die Eingliederung ins Großdeutsche Reich ist beschlossene Sache.

Ein geplanter Fluchtversuch König Ludwig´s ist zum Scheitern verurteilt und so treten er und von Gudden ihre letzte Reise an.

Der Roman ist stellenweise nicht leicht zu verstehen, besonders wenn es um politische Verwicklungen geht und sehr viele Personen eine Rolle dabei spielen. Da waren mir eindeutig zu viele Namen, die man alle auseinander halten und zuordnen musste. Ein wenig Straffung der Geschichte hätte dabei auch dem Roman gut getan.

Sehr gut beschrieben wird der Einsatz von Gudden der ein Vorreiter in der deutschen Psychiatrie war, indem er Missstände aufgedeckt hat - und sie aktiv bekämpft hat.

Ein besonderer Einfall des Autor war es, dass er die adeligen Personen von sich in der Mehrzahl sprechen ließ, dem Pluralis Majestatis, sowie dem sogenannten Bescheidenheitsplural. Dadurch hat man sich als Leser in die damalige Zeit zurück gesetzt gefühlt.

Zum Abschluss ein Zitat von Otto von Bismarck, welches noch heute aktueller ist denn je:

….es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd!

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