Cover des Buches Gotland (ISBN: 9783641208943)
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Rezension zu Gotland von Michael Stavarič

Der Rest für die Gottlosen!

von BettinaR87 vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Große Enttäuschung!

Rezension

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BettinaR87vor 7 Jahren
Literatur, insbesondere hochwertige Literatur, hat den Ruf, kompliziert und schwer verständlich sein zu müssen. In genau diese Trompete bläst auch Michael Stavaric mit "Gotland". Inhaltlich scheint das Buch schwer zu fassen, sodass ich mich nur um eine verklüftete Angabe bemühen kann: Ein zunächst namenloser Junge wächst mit einer alleinerziehenden Mutter in den 90er/2000er Jahren heran. Sie ist streng religiös, aber wirkt nicht unsympathisch. Es ist also niemals die Rede von irgendwelchen Zwängen oder gar Kasteiungen. Das Verhältnis zu seiner Mutter ist ein gutes, wobei der fehlende Vater immer stärker in den Vordergrund tritt: Man merkt es daran, wie der ich-Erzähler sich an den Turnlehrer ranhängt, an den Direktor oder eben immer wieder über Gott sinniert. Wie jeder normale Teenager kommt die Zeit, in der er stark auf sexuelles Verhalten achtet. An dieser Stelle wirkt es extrem seltsam, dass er sich wie ein Junge beschreibt, der in den 50er Jahren aufgewachsen ist: Mutmaßungen, keiner wusste so recht, was wahr ist, kein Aufklärungsunterricht in der Schule ... In seinem Zeitalter hätte er aber schlicht googlen können? Mit der Realität hat das Buch aber sowieso wenig am Hut, denn ab Mitte bis zum Ende stellt man fest (kein Spoiler!): Man liest das Tagebuch eines Psychopathen. Wie genau sich das äußerst und was mit der Hauptperson passiert, das verrate ich natürlich nicht. Aber klar ist: Hier weicht der Inhalt mal wieder sehr stark von Klappen- und Umschlagtext ab.

Laut dem Zitat der Zeit soll der Autor seinen Leser angeblich in eine "zauberhafte, verwunschene Welt" entführen. Entschuldigt den "Ton", und vielleicht bin ich einfach nicht klug genug, aber für mich liest sich das Buch wie ein dauerhafter Drogentrip jenseits von Gut und Böse. Stellenweise liest sich die Geschichte ganz smooth, dann wieder ist sie so zerhackt und ergibt für mich einfach keinen Sinn - so macht Lesen wahrlich keinen Spaß. Denn bei dem Grad der Abstraktion nehme ich die Herausforderung, den Autor verstehen zu wollen, ganz bewusst nicht an.

Der Diskussion um die Existenz Gottes kann ich nichts abgewinnen. Denn diese Frage lässt sich aus menschlicher Sicht nicht beantworten - wir können es schlichtweg nicht wissen. Manche glauben es halt und daraus werden Religionen gemacht. Ende aus.

Ein Zusammenhang dieser Geschichte mit den ersten 28 Seiten, dem sogenannten "Vorwort", hat sich mir nach wie vor nicht erschlossen. Klar geht es darin um Gotland, aber auch in einer sehr abstrakten Art, die einfach wilden Gedankengängen und -sprüngen gleichen.

Das nächste Mal, wenn ich wieder was Gehobenes lesen möchte, das ich auch verstehen KANN und daher auch WILL, nehme ich lieber James Joyce' Ulysses in die Hand.

Sorry, aber "Gotland" ist eine absolute Zeitverschwendung.
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