Sei Shonagon hat mit ihren skizzenhaft verfassten Gedanken und Anekdoten (heute würde sie wahrscheinlich einen Blog schreiben) ein Bild der japanischen Hofgesellschaft um das Jahr 1000 hinterlassen. Es ist interessant zu lesen, wie die damaligen Palastbewohner zwischen Hofetiketten, Festivitäten und religiösen Auflagen in den Tag hinein lebten. Das Rezitieren und Verfassen von Gedichten stellte einen Dreh- und Angelpunkt des Alltags dar und erstaunlicherweise herrschte am Hofe eine doch sehr lockere Sexualmoral.
Buchbinderisch hervorragend gemacht. Haptisch sehr schöner Einband, leicht gepolstert, man könnte meinen, er sei aus Seide. Auch schönes Layout und interessante Kommentare. Es ist ein 'coffee table book' im besten Sinne: Mehr zum gelegentlichen Reinschauen geeignet, als zu kontinuierlicher, langer Lektüre. Hat was von einer Aphorismensammlung und Momentaufnahmen aus dem privilegierten Leben einer klugen und gebildeten japanischen Hofdame vor langer, langer Zeit.