Rezension zu "Mit kalter Präzision" von Michael Tsokos
Nachdem Fred Abel seine Stellung als stellvertretender Chef der Abteilung Rechtsmedizin bei der BKA-Einheit »Extremdelikte« in Berlin aufgegeben hat, hat Sabine Yao diesen Job übernommen und ist nun auch die Protagonistin der neuen Rechtsmedizin-Thriller-Reihe von Michael Tsokos. In „Zerrissen“ und in der Kurzgeschichte „Kaltes Land“ ging es schon um Sabine Yao und nun bekommt man noch mehr von ihr, ihrer Arbeit und ihrem Privatleben zu erfahren. Ich mochte sie von Anfang an und freue mich auf diese neue Reihe.
Ihr aktueller Fall ist sehr brisant, da die Ehefrau des renommierten Schönheitschirurgen Roderich Kracht ermordet wurde und bei Personen mit erheblichem Einfluss auf Politik und Justiz wird immer ganz genau geschaut, was die ermittelnden Behörden tun. Zunächst scheint der Fall klar zu sein: Die Frau wurde stranguliert in ihrem Zuhause aufgefunden, der Ehemann hat ein wasserdichtes Alibi. Doch Yao stößt auf Unstimmigkeiten. Der ermittelte Todeszeitpunkt passt nicht mit der Totenstarre des Opfers zusammen. Diese Diskrepanz kann Yao natürlich nicht hinnehmen und beginnt Nachforschungen zu betreiben, die sie selbst in Gefahr bringen könnten.
Bereits in „Kaltes Land“ steht die Rechtsmedizin im Vordergrund und das ist auch hier der Fall. Ich finde das Thema ungeheuer spannend und habe es daher geliebt. So gab es auch etwas für mich total Neues, das ich extrem clever fand, und auch alle anderen Erklärungen haben mir sehr gefallen. Teilweise bringen die Schilderungen den eigentlichen Fall nicht weiter, aber Rechtsmediziner-Herzen schlagen trotzdem höher. So geht Yao an einem Tag in den Obduktions-Saal und läuft dort an mehreren Leichen vorbei, bis sie zum eigentlichen Opfer gelangt. Tsokos lässt es sich nicht nehmen, zu jeder Leiche etwas zu erzählen. Wie gesagt, bringt es den Fall an sich nicht weiter, aber ich fand es toll.
Bei dieser Geschichte ist man ziemlich schnell sicher, wer der Täter sein könnte und das hat mich ein kleines bisschen gestört. Das Buch ist daher auch nicht Pageturner-mäßig spannend, sondern eben wirklich für Leser, die rechtsmedizin-affin sind und authentische Einblicke mögen.
Fazit: Sabine Yao ist die neue Protagonistin der Rechtsmedizin-Thriller-Reihe und ich glaube, das wird gut! Der Auftakt ist speziell für Leser, die Geschichten aus der Forensik mögen, denn dieses Thema dominiert den Roman. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und freue mich schon auf die Fortsetzung. 4 – 4,5 Sterne.