Cover des Buches So it goes (ISBN: 9783862200290)
Rezension zu So it goes von Michael Tucker

So it goes - Michael Tucker

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren
Klappentext

»Sind Sie berühmt? Die Leute da drüben sagen, Sie würden aussehen wie ein Schauspieler.« »Wie welcher denn?« »Keine Ahnung, jemand aus dem Fernsehen.« »Na überlegen Sie mal: Wenn Sie so fragen – wie berühmt kann ich dann sein?« Herbie sitzt spätabends in einer New Yorker Bar und versucht sich mit ein paar Wodkas zu trösten. Seine Frau Annie, Schauspielerin wie er, liegt im benachbarten Krankenhaus im Sterben. Über vierzig Jahre lang war sie seine beste Freundin, Vertraute, Beraterin, Geliebte. Gut, dass das Mädchen hinterm Tresen ihm nun ein wenig Ablenkung verschafft, immerhin sieht sie aus wie eine Madonna von Piero della Francesca. Wie sich bald herausstellt, hat Olive – so heißt sie – selbst Ambitionen, ans Theater zu gehen. Und Herbie findet: Annie soll sie inspirieren, soll ihre Passion für ihren Beruf weitergeben. Nun nimmt das Märchen seinen Lauf …

Am Anfang

Herbie Aaron sucht nach einer Bar und findet keine. Er kann’s nicht fassen. »Das gibt’s doch nicht, mitten in New York City«, brummt er und wird von einem Windstoß fast in ein Schaufenster geblasen. Es ist zu kalt zum schneien. Mit der Mütze ins Gesicht gezogen und den Kopf in den Mantelkragen gedrückt findet er endlich eine Bar in einer Seitenstraße. »Ein Schikimicki-Nachtclub« sagt er und denkt, dass diese Gespräche alle in seinem Kopf stattfinden. Tun sie aber nicht. Er redet laut, überlegt hin und her, streitet mit Leuten, hält ihnen Vorträge. Er verzieht sich in den hintersten Winkel der Bar. Er sieht sofort, dass die Barfrau ein absoluter Hingucker ist. »Wir schließen« sagt sie. Flehentlich hebt er die Hände und sie lächelt. Er bekommt noch seinen doppelten Wodka mit Eis. »Sie sind die zweit schönste Frau, die ich den ganzen Tag gesehen hab« sagt Herbie.

Meine Meinung

Dieses Buch habe ich wieder einmal wegen Frau @hauptsachebunt und @thatyvo gekauft. Ihre Tipps sind eigentlich immer Goldwert. Ich sollte mich wirklich bei Ihnen bedanken! Also lieben Dank Euch zwei Ich glaube aber, dass es ein Fehler war, dieses Buch gleich nach »Die Bücherdiebin« zu lesen. Emotional hat mich »Die Bücherdiebin« ziemlich ausgelaugt.

Annie und Herbie haben sich vor 38 Jahren kennengelernt. Da waren sie beide Anfang zwanzig und sie spielten beide Theater. Er war noch mit einer anderen Frau verheiratet. Ab der zweiten Probewoche konnten sie die Hände nicht voneinander lassen. In den 38 Jahren waren sie sich nicht immer treu, aber sie lieben sich, ergänzen sich, kennen sich in und auswendig. Doch nun liegt Annie im Sterben. Herbie bleibt allein zurück. Er findet das unfair, weil abgemacht war, dass er zuerst geht. Nun ja, das Leben ist oft unfair – so it goes.

Annie lernen wir bald nur aus den Erzählungen der Anderen besser kennen. Hier geht es aber um Herbie und sein Leben nach Annie. Irgendwann erzählt Herb, warum er höllische Angst hat, Annie loszulassen:

»Als ich mit Annie zusammen war, wenn ich mit ihr am Arm einen Raum betrat, wurde ich zu einem Menschen – wurde vervollständigt -, der ich vorher nicht gewesen war. Vollständig, ja, das ist’s. Ich war halbwegs ich gewesen, und dann war ich ganz ich selbst. Meine Identität, mein Ich waren vollständig, wenn ich mir ihr zusammen war. Wenn ich sie jetzt loslasse, ist das, was von mir übrig bleibt, wie … Pee Wee Herman oder so jemand.«

Herbie trinkt gern, aber ich denke nicht, dass er wirklich ein Alkoholiker ist. Er lebt nicht gerade gesund, macht keinen Sport und ist eigentlich richtig faul. Annie war das Gegenteil; sportlich und lebte gesund. So ist es eine Ironie des Schicksals, dass sie erkrankt und nicht er. Ich konnte mich gut in Herbie einfühlen während der ganzen Geschichte. Seine Trauer geht tief und seine Angst vor dem Leben ohne seine geliebte Annie ist fühlbar. Er hat eine Gabe; er bringt die Menschen, vor allem Frauen, zum strahlen. Ich wäre ihm gerne begegnet.

Olive ist die Barfrau, die Herbie gleich am Anfang kennenlernt. Seine Frau lernt sie auch noch kennen vor ihrem Tod und sorgt eigentlich dafür, dass Olive und Herbie in Kontakt bleiben. Leider bin ich mit Olive ganz und gar nicht warm geworden. Manchmal ist mir ihre Art auf die Nerven gegangen. Ich fand sie etwas zu aufdringlich bei einem Mann, der gerade seine Seelenverwandte verloren hat. Ich denke schon, dass sie Herbie auch hilft, über den Tod von Annie hinwegzukommen, aber wesentlich weniger als eine andere Person in dieser Geschichte.

Billy Stiles ist eine Golflehrerin. Ich mag sie. Die Beziehung zwischen Billy und Herbie ist rein freundschaftlich, sie spielen Golf und eigentlich sollte Billy ihm was beibringen. Das tut sie in meinen Augen auch, aber nicht Golf. Billy ist wahrscheinlich die Person, die Herbie am meisten hilft, den Weg zurück ins Leben zu finden. Sie ist offen, ehrlich, direkt und einfach liebenswert. Ich fand sie fast sympathischer als Herbie selbst.

Es ist eine Geschichte über das Leben und die Liebe, über Tod, Verlust und Trauer. Das Ganze spielt im Schauspielermilieu, das hier sehr glaubhaft dargestellt wird. Die Erzählung ist lebhaft, lustig, traurig und vor allem überzeugend realistisch. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Geschichte etwas länger gewesen wäre. Wirklich Lesenswert!

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