Michael Vahlenkamp kennt sich mit der Materie aus. Das habe ich beim Lesen gleich gemerkt. Es ist wohl recherchiert, er achtet auf die Details, labert nicht den Leser mit seinen Fachkenntnissen voll, sondern geht damit dezent um und das kann er gut. Das hat mir gefallen. Alles andere funktionierte für mich nicht.
Die aufkeimende Liebesbeziehung fühlte sich erzwungen, es war haltlos kitschig und auf die Art, dass sich die beiden Figuren unbedingt verlieben müssen, weil eben beide in Deutschland waren. Das war übertrieben, vor allem falsch, das war mir zuwider.
Der Anfang hat sich so gelesen, als würde der Autor nicht erzählen, sondern viel mehr den Protagonisten kommentieren. "Holla, was ist denn das?" "Au weia, so eben hatte er sich in etwas hineinmanövriert!" "Peinlich, peinlich!" Es fehlen noch komische Soundeffekte und wir haben eine RTL-Show. Das hat sich im späteren Verlauf zwar gelegt, aber es hat doch einen Eindruck hinterlassen, dass ich begonnen habe, die Figuren nicht ernst zu nehmen.
Dann gab es jede Menge Beschreibungen, die von Anfängern so oft gemacht werden und die nicht funktionieren. „Enttäuschung kühlte Daniels gespannte Erwartung ab wie ein kalter Wasserschwall.“ Das ist keine schöne Beschreibung, das ist nicht poetisch, klangvoll oder stark, das ist bloß eine schreckliche Beschreibung, die nichts zeigt. Wieso schreibt er es nicht einfach so, wie es ist und vor allem zeigt er uns das nicht? Als Leser wollen wir mitfühlen, miterleben, es sehen, wie die Erwartung sich legt, die Enttäuschung sich breit macht, ein Bild über sein Gesicht zieht, seine ganze Einstellung verändert, ihn sogar krümmt und er mit blanker Müdigkeit den Blick abwendet. Aber nein, es muss ja besonders klingen, besonders kitschig und das ruiniert alles!
Der Spannungsbogen entwickelte es sich nicht. In genau den falschesten Stellen hat der Autor die Handlung abgewendet, um es endlos in die Länge zu ziehen. Wenn man das macht, dann müssen die Figuren hinhalten ihre Gefühle, ihre Gedanken und wenn das nicht funktioniert, bleibt nur noch der Stil. Der war hier monoton, einsilbig, gefühlslos. Es hat mich schnell zu langweilen begonnen und irgendwann konnte ich mich zum Weiterlesen nicht mehr zwingen.
Es ist wohl recherchiert, damit punktet der Autor bei mir, aber wenn der Rest nicht funktioniert, bleibt das Buch langweilig.