Rezension zu "Der Händler, Sammelband 1" von Michael Voigt
Michael Voigt legt einem der in seiner Händler-Reihe auftretenden Figuren diese Frage in den Mund. Auf sie gibt es viele Antworten. Wenn man bei dem Versuch, die Märkte nachhaltig und dauerhaft profitabel zu handeln, nicht scheitern will, braucht man zunächst einmal eine objektiv profitable Strategie. Solche Methoden existieren, und sie sind öffentlich zugänglich. Voigt preferiert eine Systematik, die er "Markttechnik" nennt. Wer sein entsprechendes Buch nicht vor der Händler-Reihe gelesen hat, wird es an einigen Stellen schwer haben, seinen Ausführungen zu folgen. Zwar stehen meistens am Ende der Händler-Bücher gewisse theoretische Erklärungen, doch sie sind so kurz gehalten, dass man als Ahnungsloser wohl kaum eine Chance besitzt, den Ausführungen wirklich mit Verständnis zu folgen.
Dessen ungeachtet werden sich viele Leser dieser Reihe in den handelnden Personen, ihren Empfindungen und in ihren sich ständig wiederholenden mentalen Turbulenzen wiedererkennen. So etwas macht mit Sicherheit nachdenklich, besonders dann, wenn man nicht in der Lage zu sein scheint, eine tatsächlich profitable Strategie auch selbst profitabel zu handeln. Wenn man aus unerklärlichen Gründen immer wieder denselben Mist fabriziert, obwohl man sich schon so oft geschworen hatte, es anders zu machen.
Voigt setzt in den ersten drei Bänden seiner Reihe, die in diesem Buch zusammengenommen erscheinen, auf eine Haltung, die in den meisten Anfänger-Büchern kaum zu finden ist. Es geht ihm um Duplizierbarkeit und Beständigkeit beim Handeln. Das bedeutet aus seiner Sicht, alle Versuche zu unterlassen, einen Markt anhand eines Charts zu interpretieren. Nach meiner Erfahrung machen das aber sehr viele Trader, insbesondere Anfänger. Vielmehr sollte man sich nach Voigt ein "5-Sterne-Set-up" zurechtlegen, das man in den Märkten entweder sucht oder auf dessen Erscheinen man beim Handeln eines fortlaufenden Live-Charts geduldig wartet. Nur dadurch kann man die von ihm geforderte Duplizierbarkeit des Handelns erreichen. Und nur dadurch kann man wohl auch tatsächlich etwas lernen. Denn wenn man immer wieder die gleiche Situation handelt, werden die eigenen Trades auch vergleichbar. Nur so erreicht man ein immer besseres Verständnis für ein solches Set-up, natürlich vorausgesetzt, es ist objektiv profitabel. Und nur so versteht man wohl auch die eigene Psyche besser und deren ständige Versuche der Selbstsabotage. Auf diese Weise lernt man Zurückhaltung und Geduld und vermeidet, dass man in wenig aussichtsreichen Situationen handelt und dadurch Kräfte und Kapital vergeudet.
Wenn man die ersten drei Bücher der Händler-Reihe unter diesem Gesichtspunkt liest, dann kann man sicher viel aus ihnen entnehmen. Ob man dafür unbedingt über 300 Seiten vollschreiben musste, ist dagegen eine ganz andere Frage. Gelegentlich konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Michael Voigt gerne doziert, so recht er auch hat. Man hätte den Kern seiner Botschaft auch mit einem Drittel seines Textes genau so eindringlich vermitteln können.
Da Voigts Trading-Ansatz nur am Rande und dann auch noch schlecht erklärt vorkommt, will ich darauf nicht weiter eingehen.Seine "Markttechnik", die so ähnlich auch schon vor ihm von professionellen Händlern verfolgt wurde, bildet allerdings auch nicht den Heiligen Gral des Tradens, der nur noch zu Endlos-Serien von erfolgreichen Trades führt. Aber diese Technik folgt der inneren Mechanik von Wertpapier-Märkten wahrscheinlich so dicht wie keine andere. Es kann deshalb nicht schaden, sie zu verstehen bevor man die Händler-Reihe liest.