Fero , mit bürgerlichem Namen, Ferruccio Valentino und Michael Wachtler haben im Kosmos Verlag ein sehr beeindruckendes Buch mit dem Titel :“ Gebt der Wildnis das Wilde zurück!“ Ein Mann der Berge kämpft für die Natur“ herausgegeben, das sich mit dem Leben des letzten Waldmenschen vom Tovelsee -jenem Fero- beschäftigt.
Fero, der nie eine höhere Schule besucht hat, lebt sehr lange am Tovelsee in den Dolomiten ein sehr karges naturverbundenes Leben als Waldmensch. Ich beschäftige mich schon sehr lange mit der Natur, den Pflanzen und den Heilkräutern die sie zu bieten hat aber als ich dieses Buch las kam ich mir unsagbar dumm und einfältig vor.
Fero ist kein Mann der großen Worte, darum überlässt er Michael Wachtler das Schreiben und Übermitteln aber die Intelligenz und Weisheit der von ihm übermittelnden Worte zeigt sich in wenigen Zitaten wie diesem :“Die Erde gibt und die Erde nimmt , wenn man stirbt. Je weniger wir der Natur nehmen, desto weniger brauchen wir zurückgeben.“
Das Buch beschreibt seine Art zu denken, seine Gefühle („ Der blinde Gehorsam gegenüber den Gesetzen macht jeden zu einem Angenehmen Bürger seiner Zeit – und zu einem Feigling für die Ewigkeit.“) , aber auch sein Leben im Einklang mit der Natur und die Erlebnisse und die Kraft die er daraus zieht. Angezogen mit traditioneller Kleidung in den Farben des Waldes (solche Kleidung hat mich ein wenig neidisch gemacht da es sie kaum noch zu kaufen gibt), passt er sich mit Körper und Geist der Natur an („Die Natur kennt nur ein Fließen keine Jahre, Monate oder Tage“).
Er zeigt uns Freunde und Weggefährten und lässt uns teilhaben an seinem Kampf gegen das Naturgebiet der Brenta Dolomiten das er nicht als Segen für die Natur sondern als Akt gegen die Natur und eine Ausgeburt des Kommerz und Niedergang der menschlichen Werte auffasst.
Die Reaktionen der Behörde ihm gegenüber sollen ihn und auch den Leser darin bestärken und lassen mich mit einem unglaublichen Kopfschütteln zurück.
Als läge es schon immer in der Natur der wenigen Herrschenden und Bestimmenden einzelne sich von der Gesellschaft abwendende , sich auf ihr Leben konzentrierende Menschen zu kontrollieren, zu gängeln und wieder einheitstauglich zu machen anstatt den Willen zum Verständnis, zur Veränderung und zur Chance zu begreifen- das ist die Schlussfolgerung die man aus Buch ziehen kann.
Und es hat mich gelehrt für die Werte der Natur einzustehen auch wenn die Mehrheit der Menschen dies aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr kann oder will – denn wie Fero schon sagt : „Natur ist alles.“
Natürlich muss man bei aller Natur Romantik auch sagen das Fero ein Kind seiner Zeit und seiner Möglichkeiten ist. Aufgewachsen am Rand eines gewaltigen Naturkomplexes voller reichhaltiger Pflanzen und Tiere in sehr ärmlichen Verhältnissen, haben ihn seine Mittel und sein Elternhaus sehr früh gelehrt die Natur und was darin zu bekommen ist zu studieren und zu nutzen. Das ist der wahre Reichtum eines Menschen, die Kenntnis um die Natur und die Möglichkeiten die sie einem bietet. Ich bin ein wenig neidisch- er führte das Leben das ich auch gerne gehabt hätte.
Wenn ich dagegen meine Kindheit und Jugend sehe, so hatte ich als Großstadtkind selbst mit gebildeten und aufgeklärten Eltern keine Chance auf ein solches Leben. Da endete die Nachhaltigkeit für die Natur schlicht beim Ökopapier für die Schulhefte und beim Einkauf im mehrere Km entfernten Biomarkt. Derartige Flecken auf der Erde kannte ich nur aus Urlauben in denen ich auch zu einem dieser haschenden Touristen mutierte um wenigstens ein bisschen Natur und Ursprünglichkeit zu erfahren, hatten wir doch in der Großstadt und Umgebung nicht mal mehr ein unberührtes Stückchen Wald für uns.
Umso mehr faszinieren mich die Bilder die diesem Buch beigedruckt sind. Sie zeigen Fero mit dem Autor in den Dolomiten, die Dolomiten selber und einige seiner Weggefährten. Es sind reale und authentische Bilder die das Selbst und Sein von Fero in jeder Sekunde wiederspiegeln. Die Naturlandschaft der Dolomiten ist unvergleichlich schön wenn gleich mir augenblicklich bewusst wird das die Bilder nur einen winzigen Bruchteil der Landschaft und ihrer unvergleichlichen Schönheit zeigen. Innerlich erfreut haben sie mich trotzdem.
Abgerundet wird das Buch durch ein Kapitel Wissen von Fero, in dem er über Kräuter, Farne und Nadelbäume und deren Heilwirkung auf uns schreibt. Einiges war mir schon bekannt wiederum anderes habe ich voller Interesse und Neugier in mich aufgesogen. Ich weiß zwar noch nicht wo ich all die Zutaten her bekommen werde, aber ich weiß das ich einen wenig schaden verursachenden Weg finden werde sie zu bekommen um die Heilmittel der Natur zu gegebener Zeit auszuprobieren.
Solange wird dieses Buch einen Ehrenplatz in der Sammlung meiner naturkundlichen Fachbücher haben und ich werde mich in einer dunklen Stunde an die weisen Worte von Fero erinnern.
Michael Wachtler
Alle Bücher von Michael Wachtler
"Gebt der Wildnis das Wilde zurück!"
Neue Rezensionen zu Michael Wachtler
Sehr natürliches und deutliches Buch über Natur und Umwelt (in diesem Fall betrifft es die Dolomitengegend). Für mich neuerlich eine Bestätigung, daß wir mit allen Mitteln verhindern müssen, daß noch mehr Zerstörung durch Liftbau und sonstigen Umweltsünden die Wildnis zerstört wird.
Liebevolle Erklärungen über Pflanzen, Natur, Fossilien. Fero der Protagonist des Buches bringt es auf den Punkt.
Rezepte für die Wildpflanzen-Küche und Einreibungen.
Absolut lesenswert.
“gebt der wildnis das wilde zurück!”
Der Mensch entdeckt seine Wurzeln wieder! Ob Grasrootsbewegung oder Bio-Möhre: je mehr Städte sich ausbreiten und Grünflächen zubetoniert werden, je mehr wächst die Sehnsucht nach unberührter Natur, nach Stille und ursprünglicher Erholung.
Und während die einen ihre Wanderschuhe schnüren und andere ihre Dachterrasse begrünen, erzählt Michael Wachtler in seinem neuen Buch “Gebt der Wildnis das Wilde zurück” in allen Farben der Jahreszeiten so einfach, schön und aufrüttelnd die Geschichte von Fèro, einem Kräuterkundigen, der in und mit der Natur lebt, ihre Sprache und dadurch die Geschichte seiner Heimat versteht. Und der sich bedingungslos für ihren Erhalt einsetzt.
In eine kinderreiche Familie geboren, wuchs Ferruccio Valentini bereits mitten in den Dolomiten fern jeglicher Zivilisation auf. Kühe melken, Heu einbringen, Äpfel- und Birnbäume pflegen gehörten von Kindheit an zu Fèros täglichen Tätigkeiten.
Bei Tierheilern lernt er Wert und Wirkung der Kräuter kennen und schätzen und bald setzt er sie – frisch oder getrocknet – selbst ein. Mit gekochter Gerste, Malvenkraut und Wermut rettet er ein Kalb vor dem sicheren Tod. Mit 17 kümmert er sich intensiv um die Obstbäume der Familie und lernt, dass die Bäume und Früchte immer klar zu erkennen geben, was ihnen fehlt.
Es folgen Jahre als Senner auf der Alm und eines Herbsttages zieht Féro “ohne Not” an den Tovelsee. Er ist dort der einzige Bewohner.
Hier will er ein “Beobachter der Landschaft und der Zeit” werden, durchstreift tagelang und kilometerweit die Berge und Wälder, trifft Bären, folgt Rehen, Gemsen, Hasen, Adler und Auerhähnen und dringt immer tiefer in das Wesen der ihn umgebenden Flora und Fauna ein. Er wird ein Teil ihrer Art zu leben, ein Teil ihres Wesens.
Vom Mikrokosmos zum Makrokosmos
“Was bringt ein flüchtiger Aufenthalt in Rom, New York, Tokio oder London, wenn man nicht imstande ist, den Berg oder den Baum vor der eigenen Haustür zu erkennen?”, ist der Naturverbundene überzeugt. “Meine Werkhalle war der Lebensraum der Bäume und Sträucher.
Als Maschinen und Werkzeuge benutzte ich nur meine Hände. Ich sammelte Kräuter, Pflanzen, Pilze und Beeren, um mich davon zu ernähren”, so Fèro. Die Suche ist oft mühsam, doch schmeckt nicht jede Beere, jede Frucht von Baum oder Strauch direkt in die Mund geführt nicht immer noch am besten? Das “gezähmte” Obst der Supermärkte schmeckt dagegen fad.
Schnell arbeiten musste ich nie, dafür aber beständig. So war meine Zeit immer gut gefüllt. Die Wildnis verwöhnte mich – und ich lernte jeden Tag dazu.” Féro verstand es meisterhaft, ganz alleine in der Wildnis zu überleben. Der Kräutersammler wurde zu einem Naturweisen und Forscher, der Raum und Zeit durchschreiten konnte. Oder wie Fèro es ausdrückt: “Ich erkannte, dass die Erde der Jetztzeit wie der Vergangenheit ein Buch ist, das das Werden unseres Planeten in sich aufbewahrt.”
Viele gesammelte Kräuter liefert Fèro in Restaurants und Pizzerias ab. Kostenlos versteht sich. Den meisten Leuten ist gar nicht bewusst, wie viele Pflanzen und Früchte vor der Haustür wachsen. Dabei sind genau sie so wertvoll für uns: “Alle Pflanzen sind irgendwo heimisch und tragen die Geschichte ihrer Gegend in sich. Mango und Maracuja schmecken am besten in den Tropen. Blaubeeren, Preiselbeeren und Erdbeeren in unseren Wäldern.
Das größte Grauen sieht Fèro in der Gleichgültigkeit und im Schweigenm, wenn es um wahre Lebensthemen geht. Wir wissen über jedes Tor der Bundesliga Bescheid, kennen die Restaurants in unseren Urlaubsorten und welche Farbe diesen Sommer in ist. Wir interessieren uns dafür, welche Firma den am meisten Autos verkauft und welcher Politiker die Wahl gewonnen hat. “Was ihr aber nicht kennt, ist die Erde unter euren Füßen”, bemerkt Fèro für viele Menschen zu Recht.
Seine Natur-Philosophie erfasst am Ende alle Bereiche des menschlichen Lebens: “Lasst Arbeit keine Pflicht werden, sondern zu einem Fest. Lasst uns arbeiten, um unsere Kreativität zu zeigen. Nicht Geld befriedigt, sondern Liebe zum ehrlichen Tun, zur Natur, zum Menschlichen.”
Die wenigsten Menschen beherrschen die Kunst des Beobachtens, genau so wie es immer weniger echte Wanderer gibt”, stellt er fest. “Nur wer im Wald den Wald sieht, ist ein echter Wanderer. Die meisten können das nicht mehr. Wer in dunklen Zimmern sitzt, quält sich. Ihm fehlen die Abwechslungen der Natur.
Lasst den Menschen ihre Neugierde. Gerade den Kindern. Die Natur hat noch niemanden verjagt, der aufrecht in sie gegangen ist.”
Gier und Gerichtsurteile
Als die Dolomiten zum UNESCO Naturerbe erklärt werden, gerät der einfache Naturmensch Féro ins Fadenkreuz von Investoren, Justiz und Polizei. Von heute auf morgen werden uralte Felsen gesprengt, hier sollen Hotels und Infrastruktur für Touristen entstehen, die einige Tage ihre stickigen Büros und Vorstadtgärten gegen die “Wildnis” eintauschen möchten. Mit Vollpension versteht sich.
Doch welchen Sinn ergibt es, die gesamte Natur zu kultivieren? Warum lassen wir ihr nicht ihre Ursprünglichkeit? Warum wollen wir von ihrer Originalität nicht mehr lernen? Heute muss etwas Gewinn bringen, um als geeignet eingeschätzt zu werden.
Wie anders dagegen Fèros Philosophie: Jeder Fleck auf den Wildäpfeln sah für ihn aus wie eine Auszeichnung, war ein Merkmal für das Individuelle einer jeden Frucht.
Hätte Fèro Tausende von Bäumen abgeholzt für den Bau von Skipisten, hätte er Hunderte von Hektar gerodet für Fabriken, Hotels oder Geschäftszentren, hätte er Tonnen von Gift über seine Äpfel vesprüht – man hätte ihn als Wohltäter des ganzen Tales gefeiert, bemerkt Michael Wachtler sarkastisch.
So aber war sein einziges Vergehen, seinen inneren Impulsen nach Unabhängigkeit und Freiheit zu folgen, durch die Natur zu streifen, um immer weiter von ihr zu lernen. Trotzdem schien es, als sei er plötzlich der gefährlichste Mensch der Region geworden.
Die Maßnahmen, Verbote und Repressalien denen sich Fèro wegen seiner klaren und einfachen Worte gegen die Bauwut gegenüber sieht, spotten jeder Beschreibung. Wird er beim ersten Gerichtsverfahren noch frei gesprochen, endet die “Verfolgung” damit, dass ihm verboten wird, zu seiner Hütte und damit nach Hause zu gehen.
Ungebrochen setzt sich Fèro weiter für den Erhalt der ursprünglichen Landschaft ein, hält Vorträge und teilt sein Wissen mit seinen Mitmenschen, die ihn einerseits bewundern, andererseits auch wunderlich finden.
back to the roots
“Nicht jene sollten das Land nutzen dürfen, die es erben, sondern jene, die am meisten Freude daran haben”, findet Fèro. “Uns fehlt das Abenteuer des Suchens und Findens. Vom Wilden sollten wir lernen. Es enthält unendlich viel Ursprünglichkeit und Wissen.” Schon die Suche nach einer einzigen Wald-Erdbeere bewirkt in uns Meditation hat Michael Wachtler auf seinen Wanderungen mit Fèro erfahren.
Heute sehnen sich mehr und mehr Städter nach dem “Wilden”. Eigentlich möchte jeder in der Tiefe seines Herzens ein Wilder sein. Doch die allermeisten schreckt eine Urangst ab. So bleibt es bei einem “Hauch von Wildnis”, weiß Autor Michael Wachtler.
Wie weit sind wir also weg vom Garten Eden und wie kommen wir wieder rein? Die Angst vor der Wildnis abschütteln, die Natur und ihre Lebewesen beobachten lernen, ist einfach, meint Fèro und gibt stellt nicht nur ein paar seiner liebsten Kräuter und Rezepte, sondern auch ein paar Tipps mit auf den Weg, für alle, die wahrhaftig back to the roots wollen: “Befreit euch. Sucht möglichst andere Wege der Rückkehr als jene, auf denen ihr schon am Hinweg wart. Beginnt eure Wanderungen nicht am Parkplatz.
Lasst Euch nicht vom Wetterbericht lenken. Nehmt keine Telefone und Kopfhörer mit, keine Ortungsgeräte und keine Karten der Wegnetze. Versucht am besten, auf Wegen zurück zu kommen, wo ihr niemals wart. An jene Wanderungen werdet ihr euch ein Leben lang erinnern. Man braucht nicht in ferne Welten zu schweifen, um Neuland zu entdecken. Meist genügen einige Schritte abseits der ausgetretenen Pfade.
Fortgeschrittenen “Wilden” empfiehlt der Kräuterkundige: “Lasst uns in die Wälder und Wiesen ziehen, um das zu suchen, was uns wirklich ernährt. Nahrung, die unseren Geist füllt, gibt es in der Zivilisation selten. In der Wildnis wartet sie nur auf uns,” ermutigt der Kräuterkundige.
Und plötzlich wird einem bewusst: was so einfach klingt, kommt angesichts von Hochhäusern, Shoppingmalls, U-Bahnetzen, mehrspurigen City-Autobahnen und schwindenden Grünflächen einer echten R(E)volution gleich, die sicher von manchem mitleidigen Lächeln oder sogar Kopfschütteln begleitet wird. Trotzdem hoffe ich, dass dieses Buch noch viele interessierte Leser findet, sich genau so bereichert, bestätigt und in vielen Fragen schlicht ratlos fühlen wie ich.
Aber eigene Lösungen zu finden, hat ja noch nie geschadet. Und wer weiß, würde Fèro plötzlich in der Stadt leben müssen, er wäre eventuell ein begeistertet Urban-Gardener…
Ganz klar ein Lieblingsbuch des Jahres!