Cover des Buches Blutherz (ISBN: 9783570160466)
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Rezension zu Blutherz von Michael Wallner

Rezension zu "Blutherz" von Michael Wallner

von MichaelSterzik vor 15 Jahren

Rezension

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MichaelSterzikvor 15 Jahren
Zur Zeit ist Hochsaison für die Vampirliteratur. Angefangen hat alles mit Bram Stokers „Dracula“ der mit spitzen Zähnen, mystischer und geheimnisvoller Aura, seiner (Un)sterblichkeit und einen ziemlich niedrigen Sonnenschutzfaktor auf die Jagd nach Blut zu dem Urvater der Vampire geworden ist. Doch auch das Rad der Zeit dreht sich in der Fantasy-Literatur weiter und so gibt man den Fürsten der Dunkelheit viel Raum und Zeit sich zu entwickeln, sei es nun zum bösen oder zum guten hin. Die Grundkonzeption eines Vampirs gleicht aber manchmal einer Schablone, einen Klischee an dem man nicht vorbeikommen kann. Der klassische, aber auch der moderne Vampir von heute ist und bleibt von attraktiver Erscheinung, eine gewisse Erotik ist ihm ebenso von Vorteil, wie auch sein Wissen oder seine Körperkraft. Es gibt noch einige Grundeigenschaften und sie alle findet man bei diesen Schattengestalten fast immer wieder. Doch einige Eigenschaften und Fähigkeiten sind variabel, z.B. die Sonne, oder die Aversion gegenüber christlicher Symbolik usw. Doch die Kunst der Verführung beherrschen sie alle und sie setzen diese auch immer ein um ihr Ziel zu erreichen, aber nicht immer ist das trinken von Blut das primäre Ziel. Im Verlag cbt ist mit „Blutherz“ von Michael Wallner ein weiterer Vampirroman erschienen und richtet sich eindeutig auf die etwas jüngere Leserschaft. Kritik Samantha Halbrook ist erst 17 Jahre jung als sie die Stelle als Lernschwester in einer Londoner Klinik antritt. Endlich hat sie ihre eintönige Heimat Lower Liargo, dass an der schottischen Grenze liegt, hinter sich gelassen. Das Stadtleben in einer Metropole wie London verspricht Abwechslung und Aufregung, und genau das ist Samanthas Erwartungshaltung. Als Samantha eines Abend von dem attraktiven und jungen Taddeusz Kòranyi in einem exklusiven Club eingeladen wird, staunt sie nicht schlecht. Der geheimnisvolle Mann übt eine gewissen Faszination aus, und auch er scheint Interesse an Samantha gefunden zu haben. Aber warum wirkt er dann verwirrt und völlig aus dem Konzept gekommen, als Samantha ihm spontan einen Kuss gibt? „Teddi“ verschwindet genauso schnell wie er Samanthas Leben betreten hat, und sie findet sich mit dieser flüchtigen Begegnung ab, bis eines Tages eine offizielle, sehr formelle Einladung unter ihrer Zimmertür findet. Schon als sie die eindrucksvolle Villa der Familie Kòranyis betritt, wird ihr klar, dass diese reich und mächtig sein müssen. Valerian Kòranys begrüsst Samantha wie eine alte Freundin und stellt sie den anderen Gästen offiziell als Teddis Freundin vor. Samantha ist immer verwirrter, erst diese Distanz nun soll sie offiziell ein Teil der Familie Kòrany sein. Valerin macht seinen ältesten Sohn Teddie zum Nachfolger des Familienunternehmens und überlässt ihm die wirtschaftlichen Geschicke. Als Richard, Teddies jüngerer Bruder am Tisch eine kleine Szene veranstaltet, wird die ganze Situation noch geheimnisvoller. Richard scheint erstaunt über die Anwesenheit Samanthas zu sein, doch Samantha hat nicht die Gelegenheit Fragen zu stellen. Doch es bleibt nicht bei dieser einen Begegnung mit Richard, denn er versucht immer wieder Samantha vor einer Bedrohung zu warnen und beobachtet sie. Samantha die sich in Teddie verliebt hat, wird nach der ersten gemeinsam in Leidenschaft verbrachten Nacht schwanger. Schon in den ersten Tagen und Wochen stellt Samantha fest, dass die Schwangerschaft zeitlich viel schneller verläuft und so die Lage schon kompliziert wird. Als Richard sie über seine Familie aufklärt und beweisen kann, dass sie die „Braut“ eines Vampirs geworden ist, sucht sie nach Ausweg für sich und ihr ungeborenes Kind. Doch Valerian Kòrany und sein Sohn Teddie wissen schon über die nächsten Schritte der Flüchtigen Bescheid der alle quer durch Europa führen wird... Kritik Vampire sind momentan in der phantastischen Literatur hoch im Kurs. Die Grundidee das sich eine junge Frau in einen geheimnisvollen Mann verliebt und wenig später feststellen muss, dass dieser ein Vampir ist, ist nichts neues. In „Blutherz“ greift der Autor Michael Wallner zu dem bekannten und allzu bewährten Mitteln. Doch schafft er den Bogen um seinen Roman den nötigen Biss zu geben. „Blutherz“ ist für Jugendliche Leser geschrieben und deswegen ist die Handlung auch aus der Perspektive von Samantha erzählt. Die junge Frau ergibt sich aber nicht ihren Schicksal und mausert sich von einem stillen Mauerblümchen in eine selbstbewusste Frau, die offen gegen die dunklen Mächte ankämpft, und dass mit beachtlichen Erfolg. „Blutherz“ bietet den Leser allerdings auch kein neues Konzept, keine waghalsigen und spektakulären Szenen die den Leser aufschrecken lassen. Das tragische Schicksal und die unerwartete Hilfe eines Verbündeten, in diesem Falle die des Bruders ihres angehimmelten Liebsten lässt den Leser schon frühzeitig wissen was der Roman an Dramatik zu bieten haben wird. „Blutherz“ wirkt besonders am Anfang düster und geheimnisvoll, spannend, aber leider zu keiner Zeit wirklich überraschend. Samanthas Vergangenheit und familiärer Background bleiben bis wirklich zum Ende hin verborgen, aber explodiert dann in einem Showdown dessen Tempo zu hoch angesetzt ist. „Teddie“ als vampirische Schlüsselfigur wirkt nur als Verführer, aber steht immerzu im Schatten seines Vaters Valerian, der doch nicht gewillt ist, dass Ruder der Familie an seinen Sohn abzugeben. Er spielt den eigentlichen „bösen“ Part recht gut, der eigentlich seinen Sohn hätte überlassen werden sollen. Richard Kòrany der etwas schwächliche Bruder wächst ebenso über sich hinaus wie Samantha und entwickelt sich zum stillen Helden. Michael Wallners Stil verändert sich mit der Handlung. Anfangs spannend und unterhaltsam passiert zur Mitte hin ein erzählerischer und stilistischer Bruch. Das Tempo steigt zwar an rasant an, doch die Protagonisten laufen hinterher und verrennen sich in einigen Klischees. Positiv zu sehen sind Samanthas Erfahrungen und Begegnungen im Krankenhaus, dieser Part ist realistisch und einfühlsam beschrieben und Michael Wallner beleuchtet auch das Thema Organspende und die Überlebenschance bei Patienten die wie lang auch immer auf ein Spenderorgan warten. Auch der „Missbrauch“ und der Handel mit Organen wird hier erzählt und der Autor beschreibt es sehr realistisch. Im weiteren Verlauf von „Blutherz“ bekommen es Samantha und Richard mit Anhängern einer Sekte zu tun, die den Vampiren wohl zu Diensten sind, dieser Abschnitt war überflüssig für die Handlung und inhaltlich teilweise unlogisch. Samanthas Motivation ihr Heil in der Flucht nach vorne zu suchen, bringt sie in ihrer Entwicklung deutlich weiter, nicht nur ihr Selbstbewusstsein steigt, sondern auch ihr Verhältnis zu Teddie, den sie trotz allem liebt, verändert sich und auch ihre Haltung gegenüber Richard der ihr treu zur Seite steht ist nicht ohne Komplikationen. Fazit „Blutherz“ von Michael Wallner ist vor allem ein Jugendbuch und spricht vor allem Mädchen ab 14 Jahre an. Der nötige „Biss“ allerdings fehlt dem Buch, zwar sind die Protagonisten einfallsreich und originell eingesetzt, auch wenn sich der Autor so manchen Klischee bedient. Der Anfang des Romans ist vielversprechend, aber leider geschieht nach Einführung der Hauptpersonen ein „Bruch“, der viele Fragen einfach nicht beantwortet und manche Ereignisse unlogisch dastehen lässt. Michael Wallner ist sicherlich ein sehr guter Autor von Jugendromanen, dass hat er zuletzt mit „Die Zeit des Skorpions“ bewiesen, doch hier erweckt er den Eindruck als wäre er mit sich und seiner Erzählung selbst nicht zufrieden. „Blutherz“ verfügt über einen flotten Stil und Genretypische Protagonisten die anfangs verzaubern und später enttäuschen. Das Ende plätschert in einem undurchschaubaren Fiasko dahin, und es bleiben eine Menge an Fragen übrig die niemand je beantworten wird. Blutherz ist ein in sich abgeschlossener Roman, allerdings hat man sich offensichtlich die Hintertür offen gelassen um eine evtl. Fortsetzung zu schreiben. „Blutherz“ ist leider nicht überzeugend, die Chance war ganz klar vorhanden etwas besonderes zu verfassen, im zweiten Teil wird diese ignoriert, so das man am Ende sagen kann, dass der Roman nur durchschnittlich ist. Michael Sterzik
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