Rezension zu Kälps Himmelfahrt von Michael Wallner
Rezension zu "Kälps Himmelfahrt" von Michael Wallner
von Karin1970
Rezension
Karin1970vor 13 Jahren
Kälp war den Tieren schon immer näher als dem Menschen. Er kauft einen halben Bauernhof in den Bergen des Schwarzwaldes und lässt sich dort als Tierarzt nieder. Von seinem Bruder, dem Theologen und Frauenheld, hat er durch die Nähe des Klosters öfter Besuch. Doch, nie schläft er bei Kälp sondern verbringt die Zeit mit Frauen im Wirtshaus oder im Kloster. Kälp ganz das Gegenteil lebt in der Einsamkeit und hegt eine heimliche Liebe zu Una. Diese verliebt sich aber in Kälps Bruder und verliert so den Reiz. Sie werden gute Freunde und als Kälps Bruder stirbt enge Vertraute. In diesem Roman erleben wir einen Winter mit Kälp, es ist kurz vor Weihnachten als eine Fremde Frau in sein Leben tritt. Birgit aus Wolfsburg die ihm den Kopf verdreht und etwas in ihm erweckt. "Auch ich träumte von Wildheit, dachte Kälp, und bin doch gefangen im Eispanzer meiner Ängstlichkeit. Ich flüchte in die Ausgeglichenheit mönchischen Lebens, obwohl ich verrücktes tun will. Suche das Eremitentum, weil ich mich nicht zu Leben getraue." Er verliebt sich Hals über Kopf in Birgit, die gerade von ihrem Mann verlassen wurde und Urlaub in der Ferienwohnung des Bauernhofes macht. Eine weitere Geschichte, die des toten Schreiners Nubrechts, bringt Kälp immer mehr ins Wanken. Er ist die Kellertreppe runter gestürzt und hat sich das Knick gebrochen. In der Eingangsszene des Buches sehen wir Blaulicht den Berghang hochfahren... Hier begegnen sich Birgit und Kälp das erste mal, mitten im Wald. Schnell wird klar, der Schreiner ist durch Gewalteinwirkung gestürzt. Nubrecht galt als Streitsüchtig und Stur, aber wer hat als letztes mit ihm Streit gehabt und warum? Ich finde in diesem Roman eine wunderbare Figur, und zwar die des Kälp. Der Protagonist wurde mit sehr viel liebe zum Detail erarbeitet. Psychisch sehr labil, und außerhalb seines Berufes sogar Lebensunfähig. Dennoch ein sehr angesehener Tierarzt. Ich bin wirklich tief beeindruckt von der Beobachtungsgabe des Autors Michael Wallner. Alle Figuren aus diesem Roman stammen aus dem realen Leben. "Für die kurze Frist zwischen Weihnachten und Neujahr hatte Kälp Schwingen besessen und war himmelwärts geflogen, zurückgeblieben war der Tierarzt." Sätze die nachhallen und bedrücken, die genau meinen Lesenerv treffen und sich tief in mich einbrennen. Diesen Autor muss man sich merken. Denn schon "April in Paris" hat mich in helle Aufregung versetzt, der Mann kann mehr als schreiben, er kann berühren. Das Genre ist schwer einzuordnen, vielleicht ein Krimi Noir? Eine Liebesgeschichte? Oder einfach nur eine Erzählung über die Bergwelt in der Abgeschiedenheit des Schwarzwaldes? Findet es selbst heraus, meine Empfehlung habt ihr!