Cover des Buches Kälps Himmelfahrt (ISBN: 9783630873053)
Rezension zu Kälps Himmelfahrt von Michael Wallner

Rezension zu "Kälps Himmelfahrt" von Michael Wallner

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 13 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 13 Jahren
“Kälps Himmelfahrt” ist ein literarischer Krimi, der im Schwarzwald spielt, in einem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt. Besucher oder Zugezogene werden fast wie Eindringlinge unter die Lupe genommen. Michael Wallner beginnt seinen Roman mit einem Aufgebot an Einsatzfahrzeugen. Bauer Nurbrecht wurde ermordet. Kälp, der Tierarzt, beobachtet das Geschehen, als er von einer Frau angesprochen wird. Sie ist die Mieterin der einzigen Ferienwohnung des Dorfes und wird über Weihnachten bleiben. Birgit lebt in Scheidung und wartet gemeinsam mit ihrer Tochter im tiefen Schwarzwald darauf, dass ihr Mann die gemeinsame Wohnung räumt. Una, Ehefrau von Kälps verstorbenem Bruder, ist die beste Freundin von Kälp, und spürt von Anfang an die Spannung, die sich zwischen Birgit und Kälp aufbaut. Es scheint auch so, als würden sich die beiden Frauen gut verstehen. Eigentlich war Kälp vor Jahren in Una verliebt, aber er konnte sich nicht schnell genug entschließen, ihr seine Gefühle zu offenbaren. Una heiratete Kälps Bruder und Kälp blieb allein. Im Unterschied zu seinem Bruder, versteht Kälp die Frauen nicht wirklich, und kann mit ihnen auch nicht umgehen. Er führt ein einsames Leben und verbringt Weihnachten mit seinen Tieren bei Kerzenlicht im Stall, was ich eine schöne Vorstellung fand: “Er legte jedem Tier ein Geschenk in die Krippe; Haferflocken den Schafen, rotbackige Äpfel für die Schweine, er redete mit den Rindern, hängte der Braunen eine Glocke um, kleiner Vorbote des Frühlings.” Kälp lässt sich auf Birgit ein, muss aber schnell erkennen, dass sie keine Partnerin für ihn ist oder jemals sein könnte. Als der Tierarzt fast verrückt ist vor Leidenschaft und Verliebtheit, und er sich nur noch zwischen den beiden Frauen entscheiden müsste, macht die Handlung eine überraschende Wendung, und plötzlich ist es nicht mehr die Liebe, die im Mittelpunkt von Kälps Leben steht. Wallner hat ein wunderbares und anspruchsvolles Buch geschrieben. Er beschreibt das Leben in einer kleinen Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt, feste Strukturen vorgegeben sind, und nach allgemein anerkannten Regeln gelebt und gehandelt wird. Kälp wird aus seinem gewohnten Leben erst durch Birgit und den Tod eines Dorfbewohners herausgerissen. “Ich flüchte in die Ausgeglichenheit mönchischen Lebens, obwohl ich verrücktes tun will, suche Eremitentum, weil ich mich nicht zu leben getraue. Mein Bruder hat mir das Lebendigsein vorgemacht und ist am Leben gestorben. Ich dagegen werde eingehen an Mutlosigkeit. (…) kein Menschenschlag ist so zahlreich wie der der Mutlosen.” Es ist mein erstes Wallner-Buch, wird aber vermutlich nicht das letzte bleiben. Das Stille, Nachdenkliche, Anspruchsvolle und Literarische an diesem Buch hat mich beeindruckt. Ich bin zwar froh, dass ich das Buch nicht über Weihnachten gelesen habe, denn die drei Protagonisten verbringen alles andere als ein frohes Fest. Trotzdem fand ich es schön, das Buch, das von der Kälte des Schwarzwalds eingehüllt ist, im winterlichen Januar zu lesen.
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