Ein anspruchsvoller Schreibstil, extreme Sprache und keine Triggerwarung - ich weiß nicht.
Inhalt: In einer dystopischen Welt, in einer nicht all zu fernen Zukunft, sorgt das Regime mit totalitärer Überwachung für sein Volk. Alles ist effizient und gewinnbringend angelegt und auch der Buchmarkt als solcher, wie wir ihn kennen, existiert nicht mehr. Es gibt nur noch ein einziges Buch, welches zu lesen erlaubt ist. Und auch der Herr Reichsautor ist den Zwängen der totalen Überwachung unterworfen. Er darf nicht schreiben, was er will. Er darf nicht denken, was er will. Er darf nicht tun, was er will. Doch er ist sich den Zwängen bewusst und folgt eines Tages der Einladung in einen illegalen Buchclub im Untergrund der großen Stadt.
Freiheit, auch nur im kleinen Sinne, tut ihm nicht gut und er dreht leer. Dabei muss ein Fan sein Leben lassen. – Die Überwachung bekommt das mit und die Strafe folgt auf dem Fuß. Doch, ist es wirklich eine Strafe?
Fazit: Mit diesem Buch liegt der dritte Band der „Fairytale Gone Bad-Reihe vor. Das kleine und recht kurze Werk ist mit einem blauen Einband gestaltet, auf dem ein Frosch und Pflanzen zu sehen sind. – Vom Stil her, passt es sehr gut zu den anderen Büchern der Reihe. Einzig die Tatsache, dass das der dritte Band ist, zeigt sich in keiner Weise auf dem Cover oder hinten auf dem Buch. Ich finde schon, dass man das durchaus kenntlich hätte machen können.
Die Handlung ist in jedem Fall schonungslos. – Mich persönlich hat dieser lachse Umgang mit Wörtern wie „Scheise“ und „Kotze“ am Anfang schon sehr verstört und stutzig gemacht. Zumal dieses Buch, in meinen Augen, durchaus eine Triggerwarnung im Vorfeld hätte haben müssen.
Die Gesellschaft, in der alles spielt, ist ganz klar dystopisch und totalitär veranlagt. Die Menschheit wird totalitär überwacht, jeder noch so kleine Widerspruch wird fragwürdig geahndet und alles ist hocheffizient und gewinnbringend ausgelegt. – In dieser Welt gehen wir ein Stück des Weges mit dem Reichsautor. Jener Mensch, der das einzige Buch, welches noch gelesen werden darf, geschrieben hat. Und ihm geht es gar nicht gut. Er merkt, dass er nicht frei denken kann, dass er komplett ferngesteuert und fremdbestimmt ist und er lehnt sich auf seine Art dagegen auf.
Die Bücher dieser Reihe sind sehr gut unabhängig voneinander lesbar. Jedes von ihnen bildet eine abgeschlossene Geschichte und auch hier wird ein Märchen als Grundlage zur Story genommen. Es ist erkennbar, welches Märchen hier herangezogen worden, aber vorher muss sich der Leser durch einen wirklich sehr eigenwilligen Schreibstil kämpfen und für sich klar bekommen, dass rein sprachlich absolut kein Blatt vor den Mund genommen wird. Man kann dieses Buch rein sprachlich durchaus als anspruchsvoll bezeichnen und die Handlung und Wortwahl ist wirklich sehr provokativ.
Die Welt ist eindringlich und mit eindeutigen und klaren Worten beschrieben. Die Sprache ist fast schon widerlich ehrlich und ich hatte bei der Lektüre sehr zu schlucken. Dennoch, oder auch gerade deswegen wird die wirklich bedrückende Stimmung in dieser Welt sehr gut deutlich.
Im Grunde wird im ganzen Buch hinterfragt, was Kunst und Kultur jeder Art wert ist und ob sie überhaupt noch nötig ist. – Was passiert, wenn man den Menschen in allen seinen Lebensbereichen lenkt und leitet, seinen freien Willen unterbindet und sich die Individuen zum bedingungslosen Untertan macht.
Ich hatte bei der Lektüre kein Kopfkino, da ich mit dieser Ausdrucksweise nicht wirklich klar gekommen bin. Ich konnte in den Protagonisten nicht wirklich hineinfühlen und ich hatte nicht wirklich eine Vorstellung von diesem „Reich“ und dem Leben darin. Daran haben auch die stellenweise sehr kreativen Begriffe für öffentliche Verkehrsmittel und der doch sehr ausgefallenen dauerhaften Freizeitgestaltung der handelnden Personen nichts geändert.
VORSICHT!!! Der Leser muss hier mit einer wirklich sehr extremen Welt klarkommen, deren Handlung und Lebensgestaltung es in sich hat. Hinzu kommt noch der sehr eigenwillige Schreibstil, der wirklich nichts für jeden ist. – Mir persönlich hat dieses ganze Buch nicht wirklich etwas gegeben.