Cover des Buches Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber (ISBN: 9783701731909)
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Rezension zu Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber von Michaela Karl

Rezension zu "Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber" von Michaela Karl

von Daphne1962 vor 12 Jahren

Kurzmeinung: Ich muss mich Bri anschließen. Es ist super toll recherchiert, man will einfach noch mehr lesen. Danke für das tolle Buch!

Rezension

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Daphne1962vor 12 Jahren
„Wenn man die Dämmerung übersteht, dann wirst Du auch die Nacht überleben“ Zitat von D.P. zum Leben in New York. Hat man diese hervorragend porträtierte Biografie von Michaela Karl gelesen, dann versteht man den Satz nur zu gut, wie gut er doch zum Leben passt von ihr. Das Leben am „Round-Table“ des Hotel Alonquin bei den Treffen der sogenannten Elite von Schriftstellern, Theater-Kritikern, Filmemachern und Journalisten ist zwar ein lockeres Treffen, aber dort wird gequalmt und gesoffen und später auch gepokert, wie in den nächtlichen Bars der Nacht. Wann die alle noch Zeit zu arbeiten hatten, ist einem bei diesen gut recherchierten Schilderungen schon fast ein Rätsel. Dorothy Parker war eine New Yorkerin durch und durch. Die Vorgängerin von Carrie Bradshaw aus Sex and the City sozusagen. Nur mit kaum zu überbietendem Humor und reichlichem Sarkasmus später auch recht boshaft das alles zu einer anderen Zeit sozusagen. Sie wurde eine gefürchtete Theaterkritikerin. Aber sie schrieb auch Gedichte und Kurzgeschichten. Vieles hat biografische Züge. Für Dorothy Parker, geborene Rothschild kann man Bewunderung empfinden, aber auch Mitleid und Bedauern kommt beim Lesen auf. Mitleid, weil sie ihre Familie schon früh verlor und Mitleid, da sie wohl immer auf der Suche nach der wahren Liebe war, Bedauern für ihre Alkohol-Sucht, später kamen noch Medikamente dazu und Mitleid für die Depressionen, die sie oft ereilte. Männer, die Dorothy begehrt stoßen sie weg und die Männer, die sie bewunderten kann sie nicht lange ertragen oder langweilen sie. Oftmals behandelt sie diese auf recht schäbige und beleidigende Art. Sie machte sich nicht nur Freunde. Aber 2 Freunde fürs Leben hatte sie. Es war ein richtiges Dreiergespann. Robert Benchley und Robert Sherwood. Sie waren ständig zusammen. Mehr als manches Ehepaar an Zeit miteinander verbracht hatte. Da Alkohol in Amerika lange Zeit verboten war, hinderte es die Freunde des Round-Table nicht, dennoch welchen zu trinken. Es gab da sogenannte Flüsterkneipen, dort kam man nur mit Codewörter hinein oder es gab private Flüsterpartys sozusagen. Als die schwer reichen Amerikaner sich zum Round-Table gesellten, ließ sich oft einladen. Wurde dort aber mehr oder weniger vorgeführt, als die berühmte Schriftstellerin. Tief im Herzen hielt sie diese neuen Freunde für blasiert und fällt ein hartes Urteil. Ein bedeutender Satz, den sie hierzu von sich gab. „Wenn Du wissen willst, was Gott über Geld denkt, dann guck dir bloß die Leute an, denen ER es gegeben hat.“ Beißender Spott war ihr Markenzeichen. Für Politik interessierte sie sich nicht. Aber es gab dann ein Ereignis, wo sie sich der Politik nicht entziehen konnte. Die Verhaftung zweier italienischer Einwanderer, die des Mordes bezichtigt und später zum Tode verurteilt wurden. Es gab 2 gespaltene Nationen und Dorothy, auch Dottie von ihren Freunden genannt, ging auf die Straße für Sacco und Vanzetti und wurde dafür sogar einmal verhaftet. Als sie entlassen wurde, erfreute sie die Pressemeute dennoch mit einem typischen Satz: „Ich dachte immer, das man entlassenen Strafgefangenen fünf Dollar und einen Satz Kleidung mitgibt“. Später, verheiratet in 2. Ehe, wird sie dann doch politisch aktiv. Zur Zeit des 2. Weltkrieges. Sie gründet in Hollywood auch eine Gewerkschaft für Drehbuchautoren, um deren Rechte zu sichern. Auch durch ihre jüdische Herkunft versucht sie aktiv mitzuwirken und sie wird zur Kommunistin. Nach dem 2. Weltkrieg wird vielen das zum Verhängnis uns sie werden bespitzelt und verfolgt und ausgewiesen, einige fliehen und dürfen nie wieder einreisen. Was schrieb Elke Heidenreich? Diese Biografie war längst überfällig. Toll, das im Mittelteil einige schöne alte Fotos abgedruckt sind. Chronologisch ist es auch toll aufgearbeitet. Ich bin schon sehr gespannt auf Michaela Karls nächste Biografie über F. Scott Fitzgerald und seiner Frau Zelda, die auch mit Dottie befreundet waren.
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