Cover des Buches Tee mit Buddha (ISBN: 9783866122109)
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Rezension zu Tee mit Buddha von Michaela Vieser

Rezension zu "Tee mit Buddha" von Michaela Vieser

von wortknaeuel vor 15 Jahren

Kurzmeinung: Tiefgründige Lebenserfahrungen auf leichte Weise zum Ausdruck gebracht, verwoben mit einer Prise Mystik und Humor - empfehlenswert!

Rezension

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wortknaeuelvor 15 Jahren
Inhalt Michaela Vieser erzählt von ihrem einjährigen Aufenthalt in einem buddhistischen Kloster in Japan. Anders, als ich es erwartet hatte, leben in diesem Kloster Mönche mit ihren Frauen und Kindern, aber auch ältere Menschen und Alleinstehende. Michaela Vieser lebte also nicht abgeschottet vom Leben „draußen“, sondern lernte auf diese Weise unterschiedlichste Menschen und ihre Geschichten kennen. Sie baut ihre Erzählungen nicht chronologisch aufeinander auf, sondern widmet zehn Kapitel jeweils einem oder mehreren Lehrern, bzw. Personen, von denen sie etwas lernte. Dazu gehört beispielsweise die Kalligrafie-Lehrerin Frau Uchida, der Teemeister Emyo oder das alte Ehepaar Mari und Kawa, die auf einem Berg leben und für Michaela Vieser eine Art japanische Ersatz-Großeltern werden. Dabei wird sie immer wieder mit ihren eigenen Klischeevorstellungen von Japan konfrontiert, die zu einem Kulturschock führen (angefangen bei der Ankunft in einer Betonwüste und Unterkunft in einem Bungalow-Hochhaus statt asketischer Klosterzelle in malerischer Naturlandschaft). Hinzu kommen ihre jugendlich-wilden Erwartungen in spiritueller Hinsicht, die sie mit selbstauferlegtem Fasten und Verirrungen im Wald auf der Suche nach den Yamabushi (Bergasketen) zu erfüllen sucht. Nur langsam lernt sie durch die ruhige und zurückhaltende Art der Personen im Kloster, dass der Weg zur Erleuchtung in einem selbst beginnt und das „Wie“ eigentlich egal ist. Kritik Was Michaela Vieser erlebte und lernte, hat mich sehr gut unterhalten, aber auch berührt und zum Nachdenken über mein eigenes Leben, meine Werte und Ziele, gebracht. Mit ihren malerischen Beschreibungen der Szenerien (die mehr sind als nur ein Abbild, sondern Stimmungen, Gefühle und vielleicht auch Gedanken vermitteln, die sich sonst schwer in Worte fassen lassen), den teils humorvollen, teils melancholischen, aber niemals traurigen Erzählungen, erinnert sie mich auch unterschwellig an die Bücher von Banana Yoshimoto. Beim Lesen stellte sich bei mir das gleiche Gänsehautverursachende Gefühl der heiteren Melancholie ein; tiefgründige Lebenserfahrungen auf so leichte Weise zum Ausdruck zu bringen, verwoben mit einer Prise Mystik und Humor - das ist bestimmt nicht einfach. Ganz nebenbei erfährt man sehr viel über die japanische Kultur und Denkweise. Ich empfehle dieses Buch allen, die sich für Japan und Buddhismus interessieren und offen dafür sind, eventuell mit den eigenen romantischen Vorstellungen davon aufzuräumen, aber auch Freunden der modernen japanischen Literatur á Banana Yoshimoto und Haruki Murakami. Mit einem Lesebändchen, der ansprechenden Umschlaggestaltung und der angenehm lesbaren Typografie (gesetzt aus der ITC New Baskerville) bietet das Buch außerdem einen hochwertigen optischen Eindruck und gibt somit auch ein schönes Geschenk ab.
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