Michail Chodorkowski

 4,2 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Meine Mitgefangenen, Briefe aus dem Gefängnis und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Vor 14 Jahren forderte er Putin heraus, in der Folge lernte Michail Chodorkowski das System der russischen Gefängnisse und Straflager von innen kennen. 2005 wurde er nach einem mehr als umstrittenen Prozess zu neun Jahren Haft verurteilt. Nach Berufungen, Hungerstreik, Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und einem zweiten Prozess stufte Amnesty International seinen Status als "gewaltloser politischer Gefangener" ein. Doch eine Waffe blieb ihm: das Wort. Im Dezember 2013 wurde Chodorkowski überraschend aus der Haft entlassen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Michail Chodorkowski

Cover des Buches Briefe aus dem Gefängnis (ISBN: 9783813504491)

Briefe aus dem Gefängnis

 (2)
Erschienen am 26.05.2011
Cover des Buches Meine Mitgefangenen (ISBN: 9783869710891)

Meine Mitgefangenen

 (3)
Erschienen am 18.06.2014
Cover des Buches Mein Weg (ISBN: 9783421045102)

Mein Weg

 (1)
Erschienen am 22.10.2012
Cover des Buches Was tun? (ISBN: 9783958905740)

Was tun?

 (0)
Erschienen am 12.10.2023

Neue Rezensionen zu Michail Chodorkowski

Cover des Buches Briefe aus dem Gefängnis (ISBN: 9783813504491)
M

Rezension zu "Briefe aus dem Gefängnis" von Michail Chodorkowski

Rezension zu "Briefe aus dem Gefängnis" von Michail Chodorkowski
M.Lehmann-Papevor 13 Jahren

Aus erster Hand

Er war nicht nur der einst reichste Mann Russlands, nicht nur die personifizierte Opposition späterhin gegen Putin. Er ist in Person auch ein aktuelles Mahnmal für Menschenrechte , Zensur und allgemein dafür, wie die Obrigkeit (nicht nur) in einem wirtschaftlich aufstrebenden Land wie Russland immer noch in jahrhundertealten, zentralistischen und feudalistischen Strukturen verbleibt.

Für die Berichterstattung zu anderen Ländern hin verbleibt oft nur der Blick auf den fast hermetisch abgeriegelten Gefangenen, der meist still das nächste Urteil, die nächste Verlängerung seiner Inhaftierung entgegen nimmt. In Prozessen, die durchaus als „Schauprozesse“ alter Manier bezeichnet werden können. Mit Rechtsprechung hat das nun wirklich nichts mehr zu tun.

In diesem Buch spricht er selbst und gibt einen umfassenden Einblick in seine Haltung und sein Denken. Eine Haltung, die sich im Lauf der Jahre, die er in „Ungnade“ gefallen ist, stark verändert hat. Vom einstigen Vorzeigekapitalisten und im Reichtum gerne schwelgenden Ölmogul hin zum reflektierten und, vor allem, prinzipientreuen Idealisten, der alle Möglichkeiten, sich durch Flucht der drohenden Verhaftung zu entziehen, hat verstreichen lassen.

Das fast zu Anfang im Buch stehende Schlussplädoyer Chordokowskis aus seinem letzten Prozess 2010 trägt ins ich bereits die Essenz des Verfahrens und der Prinzipien, auch des Denkens Chodorkowskis. Ebenso wird deutlich, wie unvorstellbar der letztlich „rechtsfreie“ Umgang mit seiner Person selbst ihm vor 2003 erschienen sein muss. Ein Blick aus dem Gefängnis heraus auch auf die vielen vergeben Chancen der sich wandelnden Gesellschaft in Russland. Stagnation statt Entwicklung, Chodorkowski legt den Finger in eine offene Wunde, „obwohl die Hoffnung noch lebendig ist“, wie er sagt.. Sagt mit Pathos, den man ihm ob seiner Lebensgeschichte abnimmt. „Wenn es sein muss, werde ich nicht schwanken. Meine Überzeugung ist mir mein Leben wert. Ich meine, das bewiesen zu haben“.

Sicher spielt in den vielfachen Briefen der Prozess immer eine tragende Rolle In allen Einlassungen aber zeichnet sich das Bild eines Mannes „mit Ideen“ ab. Einer, der gestalten will, der die Freiheit auch der gesellschaftlichen Entwicklung sucht, dem das freie Unternehmertum die Grundlage für eine sich sozialisierende Gesellschaft ist. Eine Gesellschaft, die unter dem Druck der politisch-polizeilichen Führung gehalten wird.

Daneben wird in den Eigenaussagen auch der innere Weg hintergründig deutlich. Zu Zeiten war Chodorkowski ein ebenfalls skrupelloser Konzernlenker, dem (fast) jedes Mittel zum Aufstieg recht war, der vor allem die Korruption im Lande für sich zu nutzen verstand. Doch nicht erst im Gefängnis hat er eine Wandlung vollzogen. Schon als Konzernlenker hat er sich selber „modernisiert“ und die soziale Komponente deutlich mit in den Vordergrund gestellt, sich vor allem gegen jene Korruption von da an eindeutig positioniert.

Das Buch ergibt ein differenziertes und belastbares Bild des Mannes Chodorkowski ebenso, wie es einen blick auf die Entwicklung Russlands in der jüngeren Vergangenheit wirft. Neben dem persönlichen Schicksal schwingt in den Aussagen Chodorkowskis das Schicksal eines ganzen Landes mit und das alles ist hochinteressant und spannend zu lesen.

Cover des Buches Briefe aus dem Gefängnis (ISBN: 9783813504491)
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Rezension zu "Briefe aus dem Gefängnis" von Michail Chodorkowski

Rezension zu "Briefe aus dem Gefängnis" von Michail Chodorkowski
Clarivor 13 Jahren

Folgen von Unfreiheit und Rechtlosigkeit!

Michail Chodorkowski ist ein Mann, der weit über die Grenzen Russlands hinaus Interesse und Neugierde weckt. Bekannt wurde er, als er nach der russischen Perestroika zu einem der erfolgreichsten Unternehmer Russlands wurde und zu einem der reichsten Männer der Welt aufstieg. Mit Elan, Fantasie und ausnehmend weitblickend schuf er das Unternehmen "Jukos" und verkehrte mit Größen in aller Welt. Sein anfänglicher Aufstieg wurde jäh gebremst, als Putin Chodorkowski als potentiellen Gegner ausmachte, dem er die Flügel stutzen wollte. Mit den Vorwürfen kapitalistischer Misswirtschaft, Korruption und Veruntreuung stoppte er den Höhenflug des erfolgreichen Managers und ließ ihn in einem Schauprozess zu langen Jahren Haft verurteilen.

Schon vor seiner Einkerkerung hatte Chodorkowski eine Wandlung durchgemacht und war vom Unternehmer zum Wohltäter geworden. Er initiierte die Stiftung „Offnenes Russland“ die sich für soziale Einrichtungen und Bildungsinstitutionen stark macht, und er setzte sich für mehr Freiheit und Gerechtigkeit in seinem Land ein. Damit wurde er zum gefährlichen Gegner für Putin, dem es wie den Apparatschiks früherer Generationen vorwiegend um Machterhalt und Eigennutz geht. Demokratische Kräfte haben bis heute in Russland einen schweren Stand.

Viele Jahre Gefängnis konnten den Häftling Chodorkowski nicht beugen. Er setzt sich weiterhin für ein freies Russland ein, in dem durch demokratische Strukturen und ein intaktes Rechtssystem Korruption und Vetternwirtschaft verschwinden sollten.

Chodorkowski geht einen langen und schweren Weg. Er ist kein Ideologe sondern zeigt sich in seinen Schriften als hoch reflektierter Mensch, der seine eigene und die Lage Russlands kompetent und tiefenscharf beobachtet.

In einem Essay von Erich Follath und in seinem Briefwechsel mit den Schriftstellern Ljudmila Ulitzkaja und Akunin zeigt er sich als Charakter von unanfechtbarem Willen. Das ganze Sowjetsystem seit den sechziger Jahren bis heute gelangt in seinem Briefaustausch auf den Prüfstand. Danach sieht es nicht gut aus für Russland!

Man steht voller Bewunderung vor dem standfesten und charakterstarken ehemaligen Unternehmensriesen. Fotos aus dem Gerichtskäfig vermitteln den Eindruck eines sensiblen, feinfühligen und freundlichen Mannes, der die Hoffnung auf Erneuerung in seinem Land nie aufgeben wird! Wann endlich wird auch in Russland Demokratie einkehren, die diesen Namen verdient?
Bis heute ist sie eine Farce geblieben.

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