Rezension zu "Leben, ins Feuer geworfen: Die Generation des Großen Oktobers" von Michail Ryklin
Klappentext: „Himmelsstürmer“ hießen die jungen Leute, die 1917 für die Oktoberrevolution brannten und sich dem radikalen Umbau der Gesellschaft verschrieben hatten. Viele endeten tragisch: Im Lager an der Kolyma oder in den Kellern der Lubjanka, dem berüchtigten Moskauer Geheimdienstgefängnis. Es waren die Schüler und Gefährten Lenins, die den Gewaltexzessen seines Nachfolgers Stalin zum Opfer fielen.
Michail Ryklin ist Philosoph und Autor zahlreicher Publikationen über Russland. Mit diesem Buch hat er sich einem Kapitel seiner Familiengeschichte gewidmet. Lenins einstige Schüler wurden später zu Stalins Opfern – wie tragisch und prekär dieser Teil der russischen Geschichte ist, wird hier von Ryklin mit viel ohne zu beschönigen erzählt.
Gleich zu Beginn fragt sich der Autor, warum er sich diesem Kapitel seiner Geschichte nicht schon früher angenommen hat. Damals, als die noch am Leben waren, die ein Teil der Oktoberrevolution waren. Doch vermutlich brauchte auch dieses Thema seine Zeit um zu reifen.
Man liest über Opfer ohne Namen, über Täter, die neben den Opfern bestattet wurden, über Folter und Gewalt, die wie selbstverständlich erscheinen, über Helden und Verräter. Eine Tragödie, wie sich der Verlauf der Geschichte darstellt – die Vorfahren des Autors lebten für Lenins Idee, hatten sogar eine Führungsrolle in der Jugendorganisation Komsomol inne bevor sie dem Terror Stalins zum Opfer fielen.
Ryklin gelingt es beeindruckend, seine persönliche Geschichte mit der des russischen Volkes zu verweben. Er stützte sich auf Archivmaterial, auf gut gehütetes Quellenmaterial, welches erst nach dem Ende der Sowjetunion freigegeben wurde.
Diese Familiengeschichte sowie den Einblick in die politischen Umbrüche Russlands nach dem Ende der Zarenherrschaft finde ich ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Gerne vergebe ich dafür 5 Sterne.