So wurde Michail Sostschenko bezeichnet, der zeitlebens unter Depressionen und psychotischen Zuständen litt, die ihn zu Boden drückten, so dass er tatsächlich wenig zu lachen hatte, aber uns Lesern und Hörern regelmäßig ein Grinsen auf die Lippen zu zaubern vermag.
Was sind denn das für Geschichten?
Eine Auswahl an netten Anekdoten aus dem Gesamtwerk von Sostschenko, zusammengestellt von Thomas Reschke.
Der Ich-Erzähler ist ein einfacher, fast einfältiger Bürger, der uns in seinen Berichten ein einprägsam satirisches Bild des Alltags in der Sowjetunion der 20iger und 30iger Jahre des vorigen Jahrhunderts zeichnet. So sind bevorzugte Themen: Behördenwillkür, Warenknappheit, Wohnungsnot, Qualitätsmängel, Alkoholismus, Habgier, Korruption.... Dafür handelte sich Sostschenko letztendlich ein Schreibverbot ein, mit dem Vorwurf der „Verleumdung der sowjetischen Wirklichkeit“. Von dieser Mundtotmachung hat er sich nie wieder erholen können.
Es ist ein weiter Blick zurück in die Zeiten noch vor dem eisernen Vorhang auf das bürokratisch willkürliche System der UdSSR. Sostschenko beobachtet genau und bringt dies scharfzüngig zum Ausdruck. Schön auch der Ausflug nach Deutschland mit den öffentlichen Toiletten mit dem raffinierten Trick, um die Menschen zur Sauberkeit zu erziehen. Sostschenko selber durfte sein Land jedoch nie verlassen. Vielleicht ist er deshalb in seinen Geschichten so oft auf Reise.
Zwischen den Geschichten: Klaviermusik, Interpretationen zu Tschaikowskys Jahreszeiten; denen auch die 5. CD gänzlich gewidmet ist .
Fazit: Eine Entdeckung; ausgesprochen hörenswert. Der Witz sprüht und ist zeitlos aktuell. Die Stimme von Boris Mattèrn ist passgenau und dem Vorhaben äußerst förderlich.