Cover des Buches Terra infernalis (ISBN: 9783037403877)
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Rezension zu Terra infernalis von Michel Bernanos

Rezension zu "Terra infernalis" von Michel Bernanos

von Graf Zahl vor 12 Jahren

Rezension

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Graf Zahlvor 12 Jahren
Es gibt Perlen der Literatur, insbesondere der phantastischen Literatur, da dauert es sehr lange bis sie ins Deutsche übersetzt werden. „Terra Infernalis“ ist eine dieser Perlen. Es brauchte aber auch schon seine Zeit bis diese Geschichte im französischen Original erschienen ist. Michel Bernanos schrieb sie 1963 in nur 19 Tagen. Ein Jahr später nahm er sich das Leben und 1967, drei Jahre nach seinem Tod wurde „La montagne mort de la vie“, so der Originaltitel, zum ersten Mal veröffentlicht. Im Jahr darauf erschien auch sofort eine englische Übersetzung. 2009 erschien dann zum ersten Mal eine deutsche Übersetzung beim kleinen Verlag Waldgut aus der Schweiz in der Reihe Zwielicht. Übersetzer ist Erik Hauser, den ich als Mitherausgeber des Bandes „Berührungen der Nacht“ schon einmal literarisch kennengelernt hatte. Aus seiner Feder stammt auch ein Nachwort aus dem ich die oben erwähnten Informationen herausgefischt habe. Zur Geschichte selbst: Der Roman ist in zwei Teile geteilt. Der erste Teil mutet ein wenig wie eine Seefahrer-Abenteuer-Geschichte an. Ein junger Mann (Ich-Erzäler) verdingt sich nach durchzechter Nacht auf einem Schiff. Eine genaue Zeitangabe gibt es nicht, Hauser vermutet im Nachwort, dass das Ganze im 16 Jahrhundert spielt. Ich schließe mich dem gerne an. Der Neuling auf dem Schiff wird von der alteingesessenen Mannschaft natürlich nicht angenommen. Nur der Schiffskoch nimmt sich seiner an. Aufgrund widriger Witterungsbedingungen passiert nun allerhand Schlimmes auf dem Boot, das Schiff kentert und nur der namenlose Ich-Erzähler und der Schiffskoch Toine überleben. Der zweite Teil beschreibt nun die Geschehnisse, die den beiden Schiffbrüchigen auf dem Festland widerfahren. Und hier kippt der Roman von einer, wenn auch äußerst brutalen (Kielholen, Kannibalismus) Abenteuererzählung ins Phantastische. An Land gibt es keine Tier oder Menschen. Nur die Flora ist recht ausgeprägt und legt auch ein seltsames Verhalten an den Tag bzw. die Nacht. Die beiden Helden erleben einige recht seltsame Dinge. Ich will jetzt nicht zu viel verraten. Aber das Grauen, dass beim Leser erzeugt wird, erinnert schon stark an H. P. Lovecraft. Auch die Auflösung des Ganzen ist nicht gerade leicht zu ertragen. Das Nachwort liefert dann neben den oben erwähnten Informationen zu Autor und Editionsgeschichte des Werkes, auch einige interessante Interpretationsansätze. Alles in allem ein schön gestaltetes Buch (Lob an die Herausgeberinnen) und eine herausragende Erzählung. Ich möchte es jedem nahelegen, der sich von gut gemachten Horror der Lovecraftschen Art begeistern lässt.
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