Der Ich-Erzähler ist Mitte 40 und depressiv. Hat er Grund dazu? Nun, gerade hat er sich aus seiner letzten, schmachvollen Beziehung zu einer 20 Jahre jüngeren Japanerin gemogelt und alle Brücken hinter sich abgebrochen. Er lebt im Hotel und blickt zurück auf sein Leben.
Dabei stehen seine Beziehungen zu Frauen im Fokus, seine wenigen Freude und seine berufliche Laufbahn, aber vor allem die Beziehungen. Er hat es nicht geschafft, eine der Frauen zu halten. Nun versucht er nochmals herauszubekommen, was aus ihnen geworden ist. Und er besucht auch seinen einzigen langjährigen Freund und quartiert sich bei ihm ein.
Ich bin selber überrascht darüber, wie lange es gebraucht hat, bis ich mir das erste Werke von Michel Houellebecq zu Gemüte geführt habe. Von ihm gehört habe ich schon seit Jahrzehnten und immer war eine gewisse Neugierde da, ihn auch zu lesen. Er geht recht freizügig mit sexuellen Schilderungen um in seinem Roman. Zartbesaitet sollte man diesbezüglich nicht sein.
Zu Anfang herrscht noch ein einigermaßen neutraler Erzählstil, der im weiteren Verlauf immer melancholischer wird. Mit nicht einmal 50 richtet sich der Protagonist schon auf den Tod ein, da das Leben hinter im läge und nichts Bedeutendes mehr zu erwarten sei.
Der Autor schafft es, dass einen sein Werk nicht herunterzieht, sondern man immer weitermacht, das ist die große Kunst des Autors, das Scheitern genussvoll zu erzählen. Alkohol und Zigaretten sind dabei unbedingt wichtig. Und sein Blick auf dieses Leben hat philosophische Aspekte. Zum Ende dann auch noch das Leid der Milchbauern der Normandie einzubauen, das ist schon sehr mutig. Aber, die gesellschaftskritische Seite darf natürlich auch nicht fehlen.
Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung mit ca. 9 Stunden Laufzeit, routiniert gelesen von Christian Berkel. Ich finde, seine Stimme passt exakt zum Text. Bei Lesen hätte ich mich sicherlich schwerer getan, doch so bekam ich ja vorgelesen.
Fazit: Das Scheitern genussvoll beschrieben.