Cover des Buches Die Möglichkeit einer Insel (ISBN: 9783832163655)
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Rezension zu Die Möglichkeit einer Insel von Michel Houellebecq

Einsamkeit in ihrer ganzen Pracht

von Farbwirbel vor 7 Jahren

Rezension

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Farbwirbelvor 7 Jahren

Michel Houellebecq ist wohl einer der umstrittensten und bekanntesten Autoren der Gegenwart. Spätestens mit seinem Roman 'Unterwerfung' erhielt er eine mediale Aufmerksamkeit, die seinem schriftstellerischen Können und seinem Hinterfragen gesellschaftlicher Tatsachen angemessen scheinen. Der Roman 'Die Möglichkeit einer Insel' erschien bereits 2005 und wurde mir von einem Freund empfohlen.

Der Roman spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum einen die gegenwärtige Erzählung von Daniel, der einstmals ein bekannter Komödiant war und nun auf der Suche nach einem Sinn zum Füllen seines Lebens ist. Er hat Geld, er hat Frauen, er ist nicht erfüllt. Dann trifft er auf Isabelle, eine Redakteuren und die beiden verlieben sich in einander, kaufen sich einen Hund, leben ihr Leben mit gutem Sex und Liebe. Daniel kommt dann in Kontakt mit einer Sekte, die davon ausgeht, dass außerirdisches Leben irgendwann auf den Planeten Erde kommt, ewiges Leben möglich ist und der Sinn in der körperlichen Lust des Menschen liegt. Die Elohomiten, wie sie sich nennen, nehmen Daniel bei sich auf und er erlebt dort seltsame, von Machtstrukturen durch wirkte Ideen der freien Liebe. Es muss dann dazu gekommen sein, dass seine DNA zum Klonen genutzt wurde. Der andere Teil des Buches setzt sich nämlich aus Lebensbeschreibungen von Daniel24 und Daniel 25 zusammen. Sie sind Klone, leben allein mit ihrem Hund in einem Haus und nichts ist um sie herum. Ca. 2000 Jahre später müssen sich diese Leben abspielen. Einzige Außenkontakte sind mit anderen Neomenschen via Computer. Die Schilderungen der beiden sind traurig, melancholisch. Die Welt um sie herum wird als verwüstet und wild beschrieben, die Landschaft hat sich gänzlich geändert. Ähnlich wie bei Huxley gibt es auch hier die Wilden. Auf dieses wird nicht unbedingt näher eingegangen, aber es bedeutet, dass die Welt weiterhin von Menschen bevölkert ist, wenn auch viel dezimierter. Wirklich traurig empfand ich Folgendes: Die Elohomiten erkannten, dass ein Mensch ohne Liebe und Zuneigung zu empfinden, eingehen würde. Aus diesem Grund ließen sie auch Hunde klonen – den besten Freund des Menschen – denn so bekamen die Neomenschen Zuneigung und konnten Lieben, ohne mit anderen Menschen in engem Kontakt zu sein. Auch der Hund wurde alle paar Jahre, nachdem er starb, von irgendeiner Zentrale 'erneuert'.

Das Bild, welches Houellebecq entwirft ist drastisch, traurig und irgendwo auch romantisch, denn die schlussendlichen Enden der jeweiligen Geschichten haben etwas liebevolles und sehnsüchtiges. Leben um der Existenz Willen ist nicht die Erfüllung. Das Leben, das wir heute leben, wenn wir es lieben, sollte geschützt und gehegt werden.

Der Schreibstil des Autors ist angenehm, wenn man sich auch selbst dazu bringen muss, innezuhalten, um die letzten Seiten sacken zu lassen. Der Aufbau des Romans war für mich erstmal irritierend und man braucht eine Weile, bis man versteht, wie alles zusammenhängt. Zwischendurch liest man einige Gedichte, deren Inhalt einem erst einmal verschlossen bleiben. Alles in allem ist diese Dystopie gänzlich traurig und wirklich erschütternd. Ich denke, der Roman ist nicht für jeden etwas und man sollte sich der Atmosphäre bewusst sein, die darin aufgebaut wird. Ich bin angetan, aber auch nicht absolut begeistert. Genau festmachen kann ich dieses Gefühl nicht, dennoch würde ich es weiterempfehlen.

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