Michel Odent
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Michel Odent
Geburt und Stillen
Generation Kaiserschnitt
Es ist nicht egal, wie wir geboren werden
Die Natur des Orgasmus
Die sanfte Geburt
Neue Rezensionen zu Michel Odent
Rezension zu "Generation Kaiserschnitt" von Michel Odent
Schon in den achtziger Jahren als junger Theologe habe ich mich ausführlich mit den Forschungen des Heidelberger Psychologen Ludwig Janus zur pränatalen und perinatalen Psychologie beschäftigt. Auch einige Bücher von Stanislav Grof insbesondere das zur „Topographie des Unbewussten“ weckten mein Interesse.
Schon damals wurde im Zusammenhang mit diesem neuen Forschungsgebiet immer wieder auf die Bedeutung des natürlichen Geburtsvorgangs für die Entwicklung eines Menschen hingewiesen und das „Herausreißen“ des Babys aus dem Mutterleib durch einen Kaiserschnitt ohne gravierende medizinische Gründe als negativ für die seelische Entwicklung des Kindes angesehen.
Doch in den Jahrzehnten seither ist der Anteil der medizinisch nicht notwendigen Kaiserschnitte bei Geburten überall auf der Welt, insbesondere aber in den Industrieländern des Westen dramatisch gestiegen. Wunschtermine von Müttern werden berücksichtigt, Geburten an Wochenende vermieden und ängstlichen Frauen soll der Schmerz und die Wehen der Geburt erspart werden.
Den so in die Welt gerissenen Kindern wird auf diese Weise der erste und für das weitere Leben so wichtige „Kampf“ vorenthalten. Meine privaten, natürlich überhaupt nicht repräsentiven Recherchen in den letzten Jahrzehnten ergaben immer wieder, dass bei Kindern, die mir als wenig durchsetzungsfähig, eher lethargisch und wenig resilient erschienen, entsprechende Nachfragen immer ergaben, dass sie per Kaiserschnitt zur Welt kamen.
Michael Odent, eine ausgewiesene Koryphäe der Geburtshilfe zeigt nun in seinem neuen Buch, welche verhängnisvollen Folgen diese Vermeidung natürlicher Geburten aus Bequemlichkeit und Profitinteresse nicht nur für die einzelnen Menschen hat, sondern auch für die weitere evolutionäre Entwicklung der Menschheit als Ganzes.
Wenn nämlich das bei der normalen Geburt ausgeschüttete natürliche Oxytocin der Mutter, das Hormon, das neben der Geburt auch die Liebesfähigkeit des Menschen steuert, durch künstliche Wirkstoffe ersetzt wird, fehlt den so geborenen Menschen Entscheidendes. Wenn der Geburtsweg durch das Becken der Mutter fehlt als erster dramatischer und gewonnener Kampf, wird dieser Mensch ein anderer werden, als der, der es durch den Geburtskanal geschafft hat.
Diese Menschen, denen es schon zu Beginn ihres Lebens leicht gemacht wurde, werden eigenen Kindern, die selbstverständlich zu einem hohen Prozentsatz wieder durch Kaiserschnitt geplant auf die Welt gerissen werden, kaum das vermitteln können, was ihnen schon zu Beginn ihres Lebens vorenthalten wurde.
Odent zeigt an vielen Studien, dass es unzählige Krankheiten und Anfälligkeiten gibt, die einen signifikanten Zusammenhang haben mit der Kaiserschnittgeburt derer, die an ihnen leiden.
Es geht um nicht weniger als die Zukunft der Menschheit. Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, die Geburt wieder in ihre natürlichen Bahnen zu lenken.
Ich möchte noch ergänzen: genauso wichtig ist die Zeit der Schwangerschaft selbst, die von vielen werdenden Eltern auf fahrlässige Weise nicht wirklich ernst und wichtig genommen wird. Was sich in diesen neun Monaten nicht entwickeln kann oder darf, kann niemals mehr im Leben nachgeholt werden.
Rezension zu "Die Natur des Orgasmus" von Michel Odent
Am höchsten Punkt der Leitern
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„Jede Episode des menschlichen Sexuallebens kann zu einer Klimax führen, einer Gipfelerfahrung. Das griechische Wort ,klimax‘ bedeutet Leiter oder Treppe. Jede Leiter hat einen höchsten Punkt. Dieses Buch handelt von den Höhepunkten, die auf verschiedenen Leitern erreicht werden können.“ So beginnt Michel Odents „Die Natur des Orgasmus. Über elementare Erfahrungen“. Doch nicht den ekstatischen Höhepunkt der genitalen Vereinigung nimmt der französische Arzt und Geburtshelfer unter die Lupe, sondern sein Interesse bezieht sich fast ausschließlich auf den so genannten „Fötus-Ejektions-Reflex“ (das kontraktorische Pressen des Kindes durch den Geburtskanal) und den „Milch-Ejektions-Reflex“ (das Einschießen der Milch in die weibliche Brust), der in einem engen Zusammenhang zum weiblichen genitalen Orgasmus und dem männlichen „Sperma-Ejektions-Reflex“ steht, so Odent.
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Dem Autor geht es in seinem Buch vor allem darum, Wilhelm Reichs bahnbrechende Arbeit aus den 40er Jahren („Die Funktion des Orgasmus“), die sich ausschließlich auf die genitale Sexualität richtete, in einen neuen wissenschaftlichen Kontext zu stellen und dessen Perspektive zu erweitern. Eine bewusst erlebte Geburt ohne störende Einflüsse sowie das Stillen sind für ihn gleichfalls Höhepunkte, in die viele Ebenen des Nerven- und Hormonsystems einbezogen sind, „und die die Möglichkeit bieten, in einen anderen Bewusstseinszustand zu wechseln sowie aus dem Raum-Zeit-Gefüge der Alltagsrealität zu flüchten und in transzendente emotionale Zustände einzutauchen.“ Kaiserschnitt, „Einmischung von Außen“ oder gar die Anwesenheit des Vaters während der Geburt verhindere den „Fötus-Ejektions-Reflex“ und das Ausschütten körpereigener Liebeshormone. Das wiederum habe einen entscheidenden Einfluss auf die zukünftige Liebesfähigkeit der Mutter. Der Mutterliebe als Prototyp aller anderen Facetten der Liebe, solle man ein besonderes Augenmerk in zukünftigen wissenschaftlichen Betrachtungen schenken, plädiert der Autor.
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„Kann Gebären eine ekstatische Erfahrung sein? (...) Kann der Ort einer Geburt zu einem heiligen Ort werden?“ Michel Odent beantwortet diese Frage ganz klar mit „Ja“. Die drei Leitern der Lust (Gebären, Sex, Stillen) spielen dabei eine entscheidende Rolle. Seine gewählte Mixtur offenbart sich allerdings als eigenartige Melange aus alternativer Geburtshilfe, Evolutions- und Neurobiologie, Hormonforschung bis hin zu esoterischen Betrachtungsweisen. Alle Themen werden nur kurz angerissen und gehen nicht in die Tiefe. Als „eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Phänomen Liebe und mit der Frage, wie sich die Liebesfähigkeit entwickelt“ kann dieses Buch meines Erachtens nicht angesehen werden. Dafür ist die Argumentation des Autor zu einseitig und zu explizit auf eine physiologische Dynamik der „natürlichen“ Geburt ausgelegt.