Rezension zu "Sardinien" von Otto Kallscheuer
Sardinien hängt immer noch ein exotisches Flair an, wahrscheinlich oder, Gott sei Dank, weil es vom Tourismus noch nicht so vereinnahmt wurde. Zu karg, zu ungastlich, sagen die einen, zu schwer zu entdecken, zu unnahbar die Bewohner, sagen die anderen, egal, alle liegen sie falsch, doch diese Klischees werden auch auf die sardische Literatur angewendet und deshalb ist man gerade eingen wenigen die Nobelpreisträgerin Deledda ein Begriff. Richtig ist, dass das Charakteristische, das diese Insel ausmacht und beschreibt, ein Merkmal der heimischen Literatur ist, geprägt von Tradition, von Stolz, von Erde und den Bezug dazu. Eine Einfachheit, die in ihrer gefühlten Schlichtheit alle Schönheiten des Lebens erfasst, so in etwa könnte man die Natur des Sarden beschreiben und genauso schreibt man auch auf der Insel, den Blick unverstellt auf das Wichtige, das Gegenwärtige und auf die Zufriedenheit mit dem Erfahrenen. Eine Sicht des Lebens, die sehr viel ruhiger und unaufgeregter daherkommt, als alles, was den Kontakt zum eigentlichen Wert des Lebens verstellt und verfälscht.
Die Salto-Reihe des Wagenbach-Verlages hat uns viele schöne literarische Einladungen geschenkt und auch hier findet man wieder, sorgfältig zusamengestellt, einen Querschnitt durch die sardische Literatur. Es gibt vieles zu entdecken, wer der sardischen Seele ein wenig näherkommen will, möge es vielleicht als erstes mit Salvatore Satta probieren, aber auch alle anderen sind Autoren, die es sich lohnt, kennenzulernen. Und mit hnen eine zauberhafte Insel.