Michela Marzano

 4,4 Sterne bei 9 Bewertungen

Lebenslauf

Michela Marzano wurde 1970 in Rom geboren. Sie hat in Pisa studiert und lebt seit 1998 in Paris, wo sie an der Université Paris Descartes Moralphilosophie lehrt. Sie schreibt regelmäßig u.a. für LA REPUBBLICA und LA STAMPA und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Mit FALLS ICH DA WAR, HABE ICH NICHTS GESEHEN war sie für den PREMIO STREGA nominiert und erhielt den renommierten PREMIO MONDELLO.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Michela Marzano

Cover des Buches Alles, was ich über die Liebe weiß (ISBN: 9783570102602)

Alles, was ich über die Liebe weiß

(5)
Erschienen am 02.04.2018

Neue Rezensionen zu Michela Marzano

Cover des Buches Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung (ISBN: 9783847901914)
downey_jrs avatar

Rezension zu "Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung" von Michela Marzano

downey_jrvor einem Monat
Keine einfachen Fragen - Ein sehr kluges, lesenswertes Buch

In „Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung“ von Michela Marzano begegnen wir der Ich-Erzählerin Anna, einer Italienerin, die in Paris lebt und als Journalistin beim Radio sowie als Dozentin an der Uni arbeitet. Sie stellt sich in der Zeit nach #metoo Fragen über ihre eigenen Erfahrungen in Bezug auf Sexualität, Macht und das anerzogene Rollenverständnis als Frau.

Der autofiktional anmutende Roman liest sich eher wie ein Essay und hält dabei keine einfachen Antworten bereit. Vielmehr geht es hier um sehr kluge Fragen - und ich muss sagen, dass mich diese Fragen sowie auch das gesamte Buch noch lange Zeit beschäftigen werden. Keine leichte Kost, aber auf jeden Fall ein sehr lesenswertes Buch mit einer ganz anderen Herangehensweise an das Thema #metoo.

 

"Runter mit der Maske. Ich bin nicht immer nur nett und vernünftig. Wobei. 

Nett und vernünftig bin ich schon, und wenn ich mir Mühe gebe, bekomme ich sogar ganz brauchbare Ratschläge hin. 

Aber ich bin auch verlogen. Kaputt. Und schuldig. 

Zum Beispiel wenn ich ihnen gegenüber nachgebe. Was nicht dasselbe ist wie einwilligen. Aber wann und wie erklärt man sich tatsächlich einverstanden? Wie lernt man das?"

 

"Aber warum schwieg ich? Warum sprach nicht auch ich darüber, was mir passiert war? 

Tja, weil ich eben nichts Konkretes vorzubringen hatte. Was hätte ich auf Twitter oder Facebook schon schreiben können? Was erzählen? Ich war ja schließlich nicht missbraucht oder vergewaltigt worden wie all die anderen. Oder hatte doch auch ich ein Schwein, dass ich hätte verpfeifen können? 

Ich konnte die Gunst der Stunde nicht nutzen, um jemanden anzuklagen. Und weshalb hätte ich das auch tun sollen? Ich war ja schließlich kein Opfer. 

Alles, was mir je passiert war, war meine Schuld gewesen."

 

"Aber wenn ich gar nicht akzeptiere, sondern nur zulasse, ist das dann auch noch Einwilligung? Oder bloß Duldung? Und wenn ich etwas dulde, bin ich dann damit einverstanden, oder gebe ich nach? Und wenn ich nur nachgebe, was soll das für ein Einverständnis sein?"

 

"Wo beginnt und endet Gewalt? 

Gibt es verschiedene Grade des Schreckens? 

Gibt es Fälle, in denen das Opfer nur zu 50, 40 oder 30 Prozent Opfer ist oder eben zu 100 Prozent?"

 

„Wie schaffen die anderen das bloß, dass sie immer respektiert werden?“

 

Cover des Buches Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung (ISBN: 9783847901914)
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Rezension zu "Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung" von Michela Marzano

Lust_auf_literaturvor 4 Monaten
Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung

Ich habe mittlerweile einige belletristische Romane zum Thema #metoo gelesen, viele davon haben mich begeistert und gleichzeitig gut unterhalten. Manche auch nachdenklich gemacht.

„Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung“ ist ebenfalls ein Roman zum Thema #metoo und er ist anders. 

Michela Marzano schildert darin keinen einzelnen Vorfall, bei dem ich als Leser*in keinerlei Schwierigkeiten habe, dessen Übergriffigkeit und Ungerechtigkeit zu erkennen, wie es beispielsweise in „Prima facie“ der Fall ist.

Ihr Roman liest sich vielmehr wie ein autofiktionaler Essay, auch wenn sie mit ihrer Protagonistin Anna eindeutig eine fiktionale Geschichte erzählt. 


Und doch gibt es zwischen Anna und Marzano Parallelen. Anna ist eigentlich Italienerin, lebt aber mittlerweile in Paris und gibt dort an der Universität ein Seminar zum #metoo. Während sie auf der einen Seite mit ihren Studierenden über gesellschaftliche Themen wie Consent, Machtverhältnisse und gesellschaftliche Veränderungen nach #metoo diskutiert, geht sie auf der anderen Erzählebene in ihren Erinnerungen bis in ihre Kindheit zurück. Sie sucht dort nach Spuren von übergriffigen Verhalten ihres Umfeldes und nach den Ursprüngen der Frage, die sie immer wieder beschäftigt:


„Wie schaffen die anderen das bloß, dass sie immer respektiert werden?“


In dieser Mischung aus Rückblicken, Gedankengängen und Episoden finde ich viele Fragen, mit denen ich mich auch schon lange auseinandersetzte und auf die ich, genauso wie Anna, noch keine finalen Antworten gefunden habe.


Anna setzt sich beispielsweise mit dem Feminismus der Virginie Despentes auseinander und damit was sexuelle Freiheit bedeutet. Was bedeutet sexuelle Freiheit speziell für Frauen im Unterschied zu Männern? 

Sind wir heute wirklich frei?


Die Definition des Freiheitsbegriff geht der Frage nach dem Einverständnis voraus, über das Anna viel nachdenkt. 

Sie heiratet mit 24. Will Sie es wirklich?


„Zustimmen. Heißt was? Akzeptieren. Heißt was? Ja sagen.

Heißt was? Wollen. Heißt was?“


Es gibt bei Marzano viele offene Fragen und wenig eindeutige Antworten. Sie lenkt den Blick auf gesellschaftliche Strukturen und Vorfälle, die vielleicht nur auf den ersten Blick eindeutig sind. Jeffrey Epstein ist offensichtlich ein moralisch verkommener, egoistischer Verbrecher und Missbrauchstäter, aber was ist mit Ghislaine Maxwell? Ebenfalls Täterin ohne Frage, aber ist sie auch ein Opfer Epsteins?

Marzano will nicht relativieren. Marzano will, dass ich nachdenke.


Das ist ihr mit ihrem für mich sehr lesenswerten Roman sehr gelungen. Und am Schluss bietet sie doch eine Lösung an, die mir unglaublich zu Herzen geht und die ich für mich und für länger mitnehmen möchte.


Ich würde dir „Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung“ sehr ans Herz legen, wenn du dich gedanklich gerne mit feministischen Themen auseinandersetzt und vielleicht nicht immer einen plakativen Plot möchtest um darin einzutauchen.


Michela Marzanos autobiografischen Roman „Falls ich da war, habe ich nichts gesehen“ möchte ich auch gerne noch lesen.

Cover des Buches Falls ich da war, habe ich nichts gesehen (ISBN: 9783847901501)
Dominikuss avatar

Rezension zu "Falls ich da war, habe ich nichts gesehen" von Michela Marzano

Dominikusvor einem Jahr
Starke Familiengeschichte



Die Autorin Michela Marzano versteht es mit klugen Worten den Leser zu begeistern. Falls ich das war, habe ich nichts gesehen

In ihrem Roman,Falls ich das war, habe ich nichts gesehen, befasst sie sich mit der Vergangenheit ihres Großvaters.

In ihrer Familie, waren die Väter sehr dominierend. Das war zu der Zeit eigentlich überall so, aber hier sind sie sehr krass.

Die Autorin beschreibt ehrlich und direkt ihre Gedanken und Sorgen.Das sie sich ärgert, das sie viele Dokumente und Briefe nicht eher fand, kann ich verstehen. Da kann man Pech haben und man findet nichts mehr.

Das ihr Gr0ßvater Faschist war ist klar, aber sie sieht dann auch die Ungerechtigkeit, nach dem Krieg. Viele Personen haben es verstanden, wieder in der Politik Fuß zu fassen, andere werden diskriminiert.

Dann sind da noch die persönlichen Schwierigkeiten der Autoren.

Sie schreibt angenehm und das gefiel mir.


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von 1 Leser*innen gefolgt

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