Rezension zu "Alles andere ist eine Lüge" von Michele Lo Chiatto
Ein Kopfschuss auf offener Straße.
Ein von Schrotkugeln durchsiebter Hund.
Ein Geschäftsmann, der nachts auf einer Kreuzung verblutet.
Drei Ereignisse, die scheinbar nicht zusammenhängen und doch unheilvoll miteinander in Verbindung stehen.
Als Nino Alfieri nach einem auf ihn verübten Mordversuch im Krankenhaus erwacht, weiß er nur eines: Er muss so schnell wie möglich aus Neapel verschwinden. Auf dem abgelegenen Bauernhof seiner dementen Großtante findet er Unterschlupf. Die Einsamkeit und die Sorge, früher oder später aufgespürt zu werden, setzen ihm jedoch stark zu. Als Nino seine Ängste zu erdrücken drohen, steht er vor der Wahl: Durch einen Freitod seinen Leiden zu entkommen oder herauszufinden, warum auf ihn geschossen wurde, mit der Hoffnung, einen Weg zurück ins Leben zu finden.
»Alles andere ist eine Lüge« erzählt spannend von Machtstrukturen, ungleichen Lebensbedingungen und davon, wie das eine das andere bedingt.
Das Buch startet mit einer Geschichte vom Tod. Im Abschnitt Furcht wird aus der Perspektive von Nino berichtet. Teilweise habe ich das Gefühl selbst in dieser Situation zu stecken und empfinde die gleichen Gefühle wie Nino. Neben Angst und Furcht konnte man insbesondere eine gewisse Einsamkeit und Langeweile wahrnehmen. Schön finde ich, dass Nino versucht die Leere mit Hilfe von Büchern zu füllen. Irgendwie führt das dazu, dass ich mich noch mehr mit Nino verbunden fühle.
Im nächsten Kapitel geht es um Aldo, der von den anderen Kindern seiner Klasse gemobbt und misshandelt wird. Leider erfährt er keine Rückendeckung seitens seiner Eltern. Im Kapitel selbst findet dann ein Zeit Sprung statt. Etwas schmunzeln musste ich, als es mit Aldo nach Köln ging. Ich selbst arbeite wie Rüdiger in einem Kölner Krankenhaus. Besonders gut haben mir hier die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart gefallen.
Das dritte Kapitel ist meiner Meinung nach ganz anders als die ersten zwei. Sicherlich geht es auch um eine Lebensgeschichte, dennoch ist der Schreibstil meiner Meinung nach anders. Das Kapitel hat mir deutlich besser gefallen als die Anderen. Im Kapitel Wille geht es um Carlos, der vom armen Schlucker zum Mafiaboss aufsteigt. Es wird genau dargestellt, wie er seine Strukturen aufbaut und wie er vorgeht. Insbesondere, dass erläutert wird, warum er diesen Weg gewählt hat, gefällt mir gut.
Im vierten Kapitel erkennt man so langsam die Zusammenhänge und versteht, wie die unterschiedlichen Personen miteinander verbunden sind.
Im nächsten Abschnitt geht es um Elena und Thomas. Elena scheint aus einer ärmeren Familien zukommen und hat sich in Thomas verliebt zu haben. Das Buch strotz nur so voller krimineller Energie. Alle Zusammenhänge sind mir bis dahin noch nicht richtig klar. Mit den ganzen Namen bin ich doch sehr durcheinander gekommen und hätte mir eine Übersicht gewünscht.
Im nächsten Abschnitt geht es um eine Flüchtlingsgeschichte, die sehr real dargestellt wird und einen sehr an die Bilder aus der Tagesschau erinnert.
Im letzten Kapitel spielt Rache eine große Rolle. Die Zusammenhänge sind nun klarer.
Insgesamt lässt sich sagen, dass das Buch keine leichte Kost ist und ich es zweimal lesen musste, bis ich alle Zusammenhänge verstanden habe und auch mit den Personen nicht mehr durcheinander gekommen bin.
Insgesamt gebe ich dem Buch 4 von 5 Sternen.