Worum geht’s?
Für Iain Donovan, Lord of Ashton, sind die Zeiten nicht einfach. Seine Mutter, die ihm gegenüber noch nie besonders liebevoll war, ist schon längst mit seinen beiden Schwestern vor der großen Hungersnot in Irland nach Amerika geflohen, und so muss er alleine versuchen, das Überleben seiner Pächter zu sichern. Seine einzige Chance auf eine gesicherte Zukunft sieht Iain darin, eine reiche Engländerin zu heiraten. Doch auch dieser Plan lässt sich nicht so leicht in die Tat umsetzen, denn auf dem Weg zum Anwesen einer alten Freundin seiner Mutter wird seine Kutsche überfallen und ausgeraubt. Ohne seine Kleidung und einen Identitätsbeweis macht er sich trotzdem auf den Weg, nur um kurze Zeit später halbnackt im Garten von Lady Rose Thornton zu stehen und von ihr mit einem Rechen bedroht zu werden. Obwohl diese sich nicht sicher ist, ob der charmante Eindringling wirklich der ist, für den er sich ausgibt, darf er bleiben – Und bekommt so die Chance, nicht nur seine Besitztümer zurück zu erlangen, sondern außerdem das Herz einer hübschen Erbin zu gewinnen.
Meine Meinung
Ein historisches Setting und ein etwas unkonventioneller Loveinterest? Das klang für mich direkt nach einer ziemlich interessanten Geschichte mit viel Potenzial.
Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen, und nur an sehr wenigen Stellen kam es mir so vor, als würden manche Formulierungen nicht so ganz in die beschriebene Zeit passen. Das Gesamtbild wurde dadurch aber nicht zerstört, weshalb mir das weiter nichts ausgemacht hat.
Mir waren beide Protagonisten sehr sympathisch, was vor allem daran lag, dass ihre Gegensätzlichkeit eine tolle Eigendynamik entwickelt hat.
Rose, die nach schwerer Krankheit vorübergehend nicht in der Lage ist eigenständig zu laufen, kümmert sich trotzdem um ihre kranke Mutter und ist bereit, dem ausgeraubten Iain – wenn auch mit begründetem Misstrauen – zu helfen. In ihrer Art ist sie trotz ihrer eigenen Probleme freundlich und liebenswert, was sie in meinen Augen zu seiner sehr angenehmen Protagonistin gemacht hat. Ihre typisch englische Art stand in einem deutlichen Kontrast zu Iain und der irischen Lebensweise, aber da Rose sich eher hinter der Fassade aus Höflichkeit und Reserviertheit zu verstecken schien, konnte sich so eine tolle Dynamik zwischen den beiden Protagonisten entwickeln.
Auch Iain ist ein sehr netter Kerl, der seinen Pächtern in der Not helfen möchte und dabei seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurück stellt. Dass er dabei gleichzeitig auch mit der Zurückweisung seiner eigenen Mutter und dem Tod seines Bruders zu kämpfen hat, ist sicherlich nur schwer zu ertragen. Doch auch unter diesen widrigen Umständen ist er noch immer charmant und witzig, wodurch er sich von den durchschnittlichen englischen Herren durchaus abhebt. An ihm mochte ich besonders gerne, dass er so fest an Rose und ihre Stärke glaubt, zumindest wenn es darum geht, dass sie das Laufen wieder erlernen will. Sein Beschützerinstinkt stand dem Glück der beiden zeitweise jedoch so im Weg, dass ich als Leser in der heutigen Zeit einfach nur den Kopf schütteln konnte.
Trotz dieser Schwierigkeiten auf dem Weg zum Happy End hielt sich das obligatorische Drama zum Ende hin in aushaltbaren Grenzen. Das hat das Lesen für mich sehr angenehm gemacht, weil auch ich ab und an gerne mal eine Geschichte lesen, bei der ich nicht von der ersten bis zur letzten Seite mitzittern und bangen muss, weil ich das Happy End in ernsthafter Gefahr sehe.
Fazit
Eine Braut für den Earl war für mich nicht nur eine schöne historische Liebesgeschichte, sondern vor allem auch ein richtiges Wohlfühlbuch. Die beiden Protagonisten fand ich sehr sympathisch, und das wenige – aber obligatorische – Drama auf dem Weg zum Happy End wurde nicht völlig übertrieben in die Länge gezogen. Insgesamt hatte ich mit diesem Buch ein paar wirklich schöne Lesestunden und kann deshalb eine große Leseempfehlung an alle Liebhaber historischer Liebesromane aussprechen, die gerne mal auf übermäßig dramatische Szenen und völlig aussichtslos erscheinende Szenarien verzichten möchten.
Von mir gibt es daher fünf Bücherstapel.