Band 2 der Emotion-Reihe
Worum geht’s?
(Leichte Spoiler zu Band 1!)
Nach den dramatischen Ereignissen in Darkest Emotion setzt Deepest Emotion unmittelbar dort an: Alina hat sich zurückgezogen. Weit weg von allem, was sie kennt, um zu heilen, zu vergessen und vielleicht auch, um zu fliehen. Doch die Schatten der Vergangenheit lassen sich nicht abschütteln, vor allem nicht Ryan, ihr Stalker, der ihr nicht nur körperlich, sondern auch emotional schwer zugesetzt hat. Während Alina zwischen Erinnerungen, Albträumen und der Realität kämpft, steht ihr vor allem eine Person zur Seite: Tyler. Doch auch zwischen ihnen ist nichts mehr, wie es war. Die Bedrohung bleibt greifbar und die Frage, wem sie wirklich trauen kann, wird drängender denn je.
Meine Meinung
Handlung & Entwicklung:
Dieser zweite Band ist intensiver, dichter und auf psychologischer Ebene noch tiefgründiger als sein Vorgänger. Was als Flucht beginnt, entwickelt sich zu einem Prozess der Selbstfindung, ohne dabei die Spannung oder emotionale Tiefe zu verlieren. Michelle Thate schafft es, eine permanente Atmosphäre der Bedrohung aufzubauen, die unter der Oberfläche gärt und an den Nerven zerrt. Manche Szenen sind beklemmend, andere zutiefst bewegend. Besonders gelungen fand ich, dass das Trauma nicht plakativ, sondern glaubwürdig und facettenreich dargestellt wird. Die Handlung bleibt durchgängig spannend, mit gut gesetzten Ruhephasen und überraschenden Wendungen.
Charaktere & Entwicklung:
Alina macht eine große Entwicklung durch. Sie ist nicht mehr nur das gebrochene Opfer. Sie beginnt, ihre Stimme zu finden und gegen ihre Dämonen anzukämpfen. Diese leise, aber stetige Stärke macht sie umso greifbarer. Tyler zeigt sich ebenfalls von einer verletzlichen, aber auch beschützenden Seite, die ihn vielschichtiger erscheinen lässt als im ersten Band. Ihre Verbindung wächst langsam, intensiv und ohne falsche Dramatik. Auch die Nebenfiguren wie Mel oder Liv bekommen mehr Raum, was die emotionale Tiefe der Geschichte zusätzlich stärkt.
Schreibstil:
Michelle Thates Stil ist eindringlich, emotional und ungeschönt. Sie schreibt mit einer Direktheit, die unter die Haut geht, aber nie respektlos gegenüber den Themen wirkt. Besonders in den introspektiven Passagen oder Rückblenden gelingt es ihr, das Innenleben der Figuren spürbar zu machen. Dabei findet sie ein gutes Gleichgewicht zwischen bedrückenden Momenten und kleinen Lichtblicken, die Hoffnung vermitteln.
Fazit
Deepest Emotion ist ein aufwühlendes, packendes und zutiefst emotionales Leseerlebnis. Es geht um Trauma, Heilung, Vertrauen – aber auch um Stärke, Freundschaft und leise Hoffnung. Wer sich auf die Geschichte einlässt, wird mit einer intensiven Charakterreise belohnt, die noch lange nachwirkt.