In Mieze Medusas neuem Roman, erschienen im Residenz-Verlag, stehen sich diverse weibliche Lebensentwürfe gegenüber, verschiedene Lebensrealitäten kreuzen sich und beeinflussen sich gegenseitig. Im Westen Österreich lebt Laura und hat ihre Probleme mit ihrer Familie, ihrem Teilzeitjob und ihrem Wunsch, Künstlerin zu werden. In Wien lebt Fred, meist auf der Suche nach einem neuen Job, und lebt mit ihrer schwangeren Mitbewohnerin zusammen und verliebt sich in die unkonventionelle Sängerin Milla. Dass das Leben der Frauen nicht leicht ist, kann nicht angezweifelt werden: Dennoch gehen sie ihre eigenen Wege, die von Höhen und Tiefen gekennzeichnet sind, und achten darauf, was sie wollen und nicht welche Lebensvorstellungen andere (für sie) idealisieren.
Ein feministisches Buch über Familie, über Mütter, Töchter und Schwestern, und die Kompromisse, die manchmal gemacht werden müssen; über Freundschaft, die manchmal eine Pause braucht oder im Streit enden muss. Mit Sprachwitz und österreichischem „Humor“ erzählt Mieze Medusa von unterschiedlichen Frauen, die keinen Wert darauf legen, was über sie geredet und gedacht wird.
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den @residenzverlag!!
Mieze Medusa
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Mieze Medusa
Du bist dran
Was über Frauen geredet wird
Meine Fußpflegerin stellt Fragen an das Universum
Mia Messer
Die Krise schreibt man nicht langem »i«, auch wenn sie riesengroß ist
Freischnorcheln
Mundpropaganda
Doppelter Textpresso
Neue Rezensionen zu Mieze Medusa
Die Lebensgeschichten von Agnesa, Eduard und Felicitas beginnen getrennt voneinander: Die junge Agnesa, eine übergewichtige Schulabbrecherin, kommt nur im griechischen Restaurant ihres Stiefvaters Nikos in Kontakt mit Fremden. Den Rest der Zeit verbringt sie am Handy mit ihrem Idol Beyoncé. Serbo-kroatisch „Dobro“ heißt auf deutsch „gut“.
Handy hat der IT-Techniker Eduard keines - datenschutztechnisch viel zu unsicher. Wenn sich jemand damit auskennt, dann ja wohl er. In seiner Midlife-Crisis hackt er sich nicht nur regelmäßig in die Webcams seiner Ex-Freundin ein, sondern scannt auch Mails und Browserverläufe seiner Kunden.
Felicitas, die bald ihren Siebziger feiert, hat die Stadt und die Kommune für ein Leben auf dem Land hinter sich gelassen. Mit Hermann und sporadischen Kontakt mit Tochter lea.
Agnesa flüchtet aus der Hauptstadt Wien, sie hat genug von Moussaka und "Mamas Stahlbetonhaut". Sie will ein eigenes Leben und nimmt einen Job in einem Landhaus an. Dort befummelt sie ein älterer Dichter und steckt ihr die Zunge in den Hals. Das geht gar nicht und sie flüchtet erneut. In den Wald, aus dem sie so schnell nicht wieder zurückkehrt. Es fallen Erde und Tannennadeln aus ihrem BH. Agnesa was hast du im Wald gemacht? Für’s Dorffest bekommt Agnesa von Felicitas eine dunkelgraue Seidenbluse. „Zum Glück hat man alles früher so groß getragen.“ Das passen die Brüste von Agnesa hinein.
Agnesa landet nach ihrer Flucht bei Felicitas und Hermann, der wenig später einen Herzinfarkt erleidet. Im Krankenhaus wartet Eduard, Hermanns Sohn, auf die beiden. Das Spannende an diesem Dreh: Alle drei profitieren vom jeweilig anderen.
Als ich dieses Buch bekam, sagte mir die Autorin gar nichts. Aber in den weiten des Internets gestöbert, fand ich recht bald die Stichworte “HipHop” und “Poetry-Slam”. Ersteres ist nicht mein Fall, bei letzterem wich meine Unkenntnis nach weiterer Recherche einer großen Bewunderung ob der sprachlichen Gewandtheit dieser Künstlerin, deren bürgerlicher Name (Wiki verräts!) Doris Mitterbacher lautet. Offensichtlich beschäftigt sie sich gern und viel mit Sprache und das Training bringt Erfolg. Zumindest in der “Kurzform” der Texte - hier nun ihre erste “Langform”, ein Roman. Zumindest nennt er sich so. “Ein Roman für alle, die noch nicht so ganz erwachsen sind, es lange Zeit nicht waren oder niemals werden wollen!” - so steht es in großen Buchstaben auf der Klappe. Damit wird schonmal deutlich, dass dieses Buch sich nicht so ernst nimmt und die Zielgruppe ist auch etwas abgesteckt. Tatsächlich ist die Sprache sehr modern (aber keineswegs flach), das “Ich” durchaus den jungen Erwachsenen zuzurechnen. Von einer Heldin kann man dabei allerdings schlecht sprechen, denn wenn auch von ihrem Run überzeugt, gelingt doch längst nicht alles so, wie geplant und das Leben funkt dazwischen.
Die Handlung selbst lässt sich schwer in Worte fassen und wenn ich es versuche, klingt es skurriler als es sich liest. Immerhin plagt sich das weibliche “Ich” mit ganz alltäglichen Problemen: Geldsorgen, Essensbeschaffung so gut wie möglich und nur so kostspielig wie unbedingt nötig - am besten kostenlos. Auch auf die Versuche der Spezies “Mann” zu begegnen, sie gar zu verstehen, trifft der Leser - allerdings auf ungewöhnliche Weise Der One-Night-Stand mit einem Verehrer entwickelt sich anders als geplant, Spontaneität ist gefragt - die Protagonistin sucht die Flucht nach vorn und landet schließlich in Portugal am Strand, mit Geld, das ihr nicht gehört, einem ganz anderen Mann und Surf-Versuchen, die sie sich gar nicht zugetraut hätte.
Das Buch ist schnell gelesen, es sind ja nur 162 Seiten in flüssigem Stil - und läßt man sich auf die Geshcichte ein (-> Fiktionsvertrag) wohl wissend, dass man sich selbst vermutlich nie so verhalten würde, bietet sich ein interessantes Leseerlebnis, dass sich nicht nur durch die Sprache auszeichnet, sondern vielmehr noch durch die treffenden Worte zu alltäglichen Situationen und Dingen (gleich auf der ersten Seite:
“Ich besitze: Einen Anzug von C&A, ein Überbleibsel der Matura. Wie durch ein Wunder passt er noch und erregt klassisch geschnitten kaum Aufsehen. Kleidung, nie in Mode gewesen, kann nicht unmodisch werden. Nur abgetragen Was sie nicht wird, da die Trägerin zumeist auf das Tragen verzichtet.“)
Hier zeigt sich nicht nur, dass man nicht immer in ganzen grammtisch korrekten Sätzen schreiben muss, sondern auch die treffende Beobachtung unseres Kaufverhaltens. Wer hat sie nicht im Schrank, die Kleidungstücke, die man für irgendeinen Anlass gekauft hat, danach nie wieder anzieht, aber sich auch nicht davon trennen kann, weil sie eigentlich klassisch und nicht unmodern sind - und die man eben deshalb auch nicht trägt, obwohl man könnte!
Keine Frage, das Buch ist also modern - von einer jungen Autorin für junge oder junggebliebene Leser; nichts für Liebhaber konservativer Schreibe, denn dafür ist es zu skurril.
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