Rezension zu "Die weltweit wachsende Krise (Arbeitstitel): und Gottes Antwort darauf" von Mike Bickle
Der amerikanische Pastor Mike Bickle geht in diesem Buch auf Trends in unserer heutigen Zeit ein, die er als Vorboten der Endzeit ansieht. Er möchte wachrütteln, damit Christen die Zeichen der Zeit erkennen, sich zusammentun, und beten.
Im amerikanischen Raum ist er bekannt für sein Haus des Gebets (IHOP, International House of Prayer). Er ist ein beliebter Redner auf den IHOP-Konferenzen. Seine Themen sind Intimität mit Gott, Gebet und die letzten Tage der Erde.
In diesem Buch beginnt er, indem er verschiedene bedenkliche Entwicklungen in unserer Zeit aufzeigt. Im Zentrum seiner Überlegungen stehen vor allem moralische Themen, wie die Homosexualität oder Abtreibung. Er befürchtet, dass die Herrschenden immer mehr Gesetze durchsetzen werden, die den Christen jegliche Freiheit nehmen moralische Entscheidungen im Sinne Gottes zu treffen.
Er geht ausführlich auf den zweiten Psalm ein, in dem es um die Mächtige dieser Erde geht, die sich von der Herrschaft des Sohn Gottes befreien möchten. Vers für Vers legt er diesen Psalm aus. Die Antwort auf die Krise in Psalm 2 sieht er in einer Ausgießung des Geistes, von der in Joel 2 zu lesen ist, und die ihre Vollendung in der Verwirklichung von Apostelgeschichte 2 zeigt. Nach Aussage des Autors, kann das göttliche Gericht durch gemeinsames Gebet abgewendet werden. Darum ist ihm dieses Anliegen so wichtig, er möchte das Bewusstsein der Christen für die Krise unserer heutigen Zeit wecken, damit sie vermehrt beten, und so Gottes Zorn abwenden.
Auch wenn der Autor vom Zorn Gottes schreibt, möchte er damit nicht ein einseitiges Bild von Gott vermitteln. Er betont auch Gottes Liebe. Es geht ihm um eine ausgewogene Sicht von Liebe und Zorn, denn Gottes Zorn ist ein Ausdruck seiner Liebe, die sich an Ungerechtigkeit stört.
Das Thema dieses Buchs ist wichtig, und der Leser bekommt einige wertvolle Impulse, vor allem wenn es um das Gebet und die Gottesbeziehung geht. Trotzdem sind manche Inhalte bedenklich.
Formal gesehen, ist es stellenweise schwer zu lesen. Einige Sätze sind lang und verworren, und man muss sie mehrmals lesen, bis man den Inhalt erfasst. Teilweise haben sich scheinbar auch kleinere Übersetzungsfehler eingeschlichen, denn der Text wird an manchen Stellen auch bei mehrmaligen Lesen nicht klarer. Die Inhalte könnten außerdem insgesamt kürzer zusammengefasst werden, das Geschriebene wirkt stellenweise wie ein wortreicher Aufruf.
Für den deutschen Leser von Nachteil ist auch, dass dieses Buch, das eine „weltweite Krise“ beschreiben möchte, doch in erster Linie auf amerikanische Entwicklungen eingeht. Erstmals 2016 erschienen, sind außerdem die Beispiele nicht mehr aktuell.
Doch neben diesen formalen Problemen, wiegen die inhaltlichen Bedenken schwerer. Bibelverse werden so gebraucht, wie sie zu den Aussagen des Autors passen. Die Situation und Intention des Verfassers dieser Bibeltexte tritt dahinter zurück. Besonders deutlich wird das bei der Auslegung von Psalm 2. Aus „die Mächtigen“ wird beispielsweise „alle Mächtigen“, denn das passt besser zur Aussage des Autors. Aus einer kurzen Wiederholung einer Aussage Gottes im Psalm, wird eine Lehre entwickelt, nach der wir Gottes Wort nachbeten sollen. Das mag eine gute Praxis sein, aber sie lässt sich nicht mit Psalm 2 begründen.
Inwieweit Christen Gottes Plan für die Endzeit ändern können, ist sicher auch eine Frage, auf die es unterschiedliche Ansichten geben wird. Es zeigt sich außerdem beim Lesen, dass für den Autor prophetische Aussagen und persönliche Offenbarungen in unserer Zeit eine große Rolle spielen. Auf solche Aussagen gründen sich manchmal die teils eigenwillige Theorien des Autors, und nicht auf der Bibel.
Fazit: Dieses Buch vermischt biblische Aussagen mit der persönlichen Theologie des Autors. Auch wenn es einige gute Gedanken enthält, sollten Prophezeiungen und Offenbarungen anhand der Bibel überprüft werden, denn schließlich wollen Christen Jesus selbst nachfolgen, und nicht einer menschlichen Lehre.