Rezension zu "Psychonaut: Kampf um Neu-Berlin" von Mike Floyd
Titel/Cover:
Das Cover zeigt einen kosmischen Nebel mit den Hauptfarben Blau und Grün in vielen Schattierungen. Es passt sehr gut zum Inhalt des Buches, indem es den Cyberspace verkörpert. Der Titel machte mich neugierig. Den Klappentext fand ich interessant, aber zu lang. Informationen über den Autor nebst weiteren Werken lese ich lieber auf der Autoren-Infoseite nach. Ich versprach mir eine ungewöhnliche, spannende Geschichte und wurde nicht enttäuscht.
Inhalt:
Im Zuge eines schrecklichen Kriegs werden große Teile der Welt durch eine Psychodroge verseucht. Auch Berlin ist von der Apokalypse betroffen. Im von der Psychodroge nicht betroffenen Teil der Stadt herrscht die Firma unter der Leitung des skrupellosen Creed Tenthos. Widerstand regt sich mit dem Ziel, die Stadt von der Schreckensherrschaft zu befreien. Kleindealer Zed wird ohne sein Zutun mitten in die Ereignisse katapultiert. Anstatt sich mithilfe einer Net-Droge mit seiner Freundin schöne Stunden zu machen, steckt er mitten im Kampf um seine Heimatstadt.
Charaktere:
Protagonist Zed ist ein Kleindealer, was ihn mir nicht direkt unsympathisch machte, da in Neu-Berlin die Einnahme von Drogen tägliche Normalität ist. Zu Beginn der Geschichte lässt sich Zed treiben und zeigt wenig Initiative. Dennoch kümmert er sich um seine Freundin und seinen Mitbewohner, weswegen ich Zed sympathisch fand. Im Lauf der Handlung macht Zed eine starke Entwicklung durch. Er wurde mir immer sympathischer, und ich schloss ihn ins Herz.
Die Nebencharaktere hat der Autor sehr gut ausgearbeitet. Alle haben eine Geschichte und ihre Geheimnisse. Bis auf den Antagonisten ist keiner rein gut oder böse. Ihre Handlungen konnte ich jederzeit nachvollziehen. Alle Charaktere machen eine Entwicklung durch.
Schreibstil:
Mike Floyd erzählt die Geschichte aus der Sicht von Zed in der ersten Person Präsens und Präteritum; abhängig davon, ob sich Zed geistlich auf der Netebene oder körperlich in Neu-Berlin befindet. Der Wechsel hat mir sehr gut gefallen, da er es mir erleichterte, mich gedanklich in die verschiedenen Ebenen zu versetzen.
Sehr gut fand ich die Abwechslung zwischen ruhigeren und temporeichen Passagen. Beide waren auf der psychologischen Ebene spannend. Erhöhte der Autor das Tempo, kam actiongeladene Spannung hinzu. An die Handlungsorte konnte ich mich problemlos hineinversetzen, nicht zuletzt durch die für mich genau richtige Dosis an Umgebungsbeschreibungen. Überraschende Wendungen vervollständigten mein Lesevergnügen.
Story:
Die Idee fand ich sehr spannend und ungewöhnlich. Meiner Meinung nach ist Mike Floyd die Umsetzung hervorragend gelungen. Die Einbeziehung von Bands ab den 1970er Jahren in Verbindung mit diversen Songtiteln empfand ich als Bereicherung in Bezug auf moderne Technik. Da ich die meisten Lieder kenne, transportierte ihre Erwähnung die entsprechende Stimmung.
Ein paar winzige Ungereimtheiten schmälerten mein Lesevergnügen nicht. Unnötig ist für mein Empfinden der Prolog. Die Vorabinformationen und neuen Bezeichnungen verwirrten mich eher, als dass sie mich auf die Geschichte einstimmten. Im Verlauf der Handlung lernte ich die Begebenheiten der apokalyptischen Welt intuitiv. Den Schluss hat der Autor meiner Meinung nach zu schnell abgewickelt. Auch passte der Stil nicht zum Rest des Buches.
Fazit:
Der Autor schuf einen ungewöhnlichen und spannenden Social-Fiction-Roman mit gesellschaftskritischem Hintergrund. Das Buch hat mir schöne Lesestunden beschert.