Was macht ein Wesen, welches direkt mit der Natur, dem großen Grün, dem Leben der Pflanzen verbunden ist, wenn es mit ansehen muss, was die Menschen mit diesem Leben anstellen? Wie reagiert dieses „Überwesen“ auf den Eindringling „Mensch“? Und wie reagiert der Mensch, wenn er von solch einem „Beschützer“ erfährt? Was ist die Aufgabe eines solchen Wesens und wie „lebt“ es? Hat es Freunde oder gar Familie? Sind dies dann Menschen oder Pflanzen und gibt es eventuell sogar mehr von diesen „Beschützern“?
Dieser Band wird wohl kaum alle diese Fragen beantworten, aber einige von ihnen sicher. Allerdings wird er auch neue Fragen aufwerfen und vor allem ist es nur immer ein Augenblick. Jede Geschichte offenbart nur einen Moment aus diesem tragischen „Leben“ …
Swamp Thing hat bei Carlsen Comics und Panini bereits einige deutschsprachige Veröffentlichung erfahren. Sei es die erste „klassische“ Serie, ursprünglich von Bernie Wrightson und Len Wein verfasst, die zweite „Saga of the Swamp Thing“-Reihe, an der sich Comicmeister Alan Moore ausgetobt hat, der 52-Neustart unter der Federführung von Scott Snyder, welche dann von Charles Soule grandios weitergeführt wurde, oder die ersten 6 Ausgaben des 2016er Neustarts, an dem Len Wein gemeinsam mit Batman-Ikone Kelley Jones arbeitete. Leider fand diese Serie ein ebenso tragisches Ende, wie die Entstehung Swamp Things. Len Wein starb während der Arbeiten an Ausgabe 7 und so wurde diese bisher nirgends veröffentlicht.
Neben der unfertigen 7. Ausgabe, welche hier in ihrer kompletten Pracht und ohne Text gezeigt wird, nur mit dem ursprünglichen Skript von Wein an Jones ergänzt, gibt es eine ganze Reihe, teils überdurchschnittlich grandioser Geschichten von Künstlern wie Tim Seeley, Tom King, Brian Azzarello, Jason Fabok, Mike Perkins, Greg Capullo, Steve Pugh, Kyle Hotz und vielen mehr.
Diese Storys sind so unterschiedlich, wie die Schreib- und Zeichenstile der beteiligten Künstler. Dabei geht es mal um physische Monster, mal um psychische, neue Freunde und alte Feinde, oder auch umgekehrt. Es geht um Vertrauen, Liebe, Verzweiflung, Mord, Rache, Verrat und vieles mehr. Es geht um die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle und wie stark der Mensch, emotional oder auch rein rational, auf seine Umwelt einwirkt, bewusst, als auch unbewusst. Einfache, linear aufgebaute Geschichten sind dabei ebenso vertreten, wie vielschichtige, auf mehreren Metaebenen angesiedelte Handlungen. Egal aus welchem Grund man zu diesem Band greift, er ist mehr als eine Anthologie, oder Würdigung dessen, was Wein und Wrightson im Jahr 1972 schufen.
Was am Ende übrig bleibt ist ein immerhin über 200 Seiten starker Band, der sowohl berührt, als auch zum Nachdenken anregt. Dabei ist es egal, ob man bereits vorher etwas mit Alec Hollands Alter Ego Swamp Thing zu tun hatte, oder erst durch die Amazon Prime-Serie auf ihn aufmerksam wurde. Sicher, die Zeichenstile werden nicht jeden und immer ansprechen und so manch einer wird eventuell Schwierigkeiten mit einigen Handlungselementen haben, weil diese teilweise oder gar komplett mit früheren Ereignissen verwoben sind, aber dies sind eher Ausnahmen und ein Großteil der Geschichten funktionieren auch ohne Vorwissen sehr gut.
Egal zu welcher Kategorie ihr nun gehört, dieser Band ist in jedem Fall als eine Bereicherung zu verstehen. Und wenn euch gefallen hat, was ihr hier gelesen habt, dann könnt ihr auch gleich mit der Deluxe Ausgabe von „Alan Moores Swamp Thing“ weitermachen, die derzeit ebenfalls bei Panini in Form von drei edel aufgemachten Hardcoverbänden erscheint.