Cover des Buches Wundervogel (ISBN: 9783737353748)
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Rezension zu Wundervogel von Mike Revell

Erzählter Kaugummi und blöder Schreibstil. Gut gewollt, nicht gekonnt.

von Galax vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Mogelpackung mit gedehnten Inhalt und leeren Gefühl nach dem Lesen.

Rezension

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Galaxvor 7 Jahren

Extrem negativ aufgefallen sind die vielen Leerseiten im inneren.

Aber nicht nur auf diese Art wurde in dieser Mogelpackung eine enorme Seitenfülle generiert; während ein normales Buch auf knapp 1800 Zeichen pro (Norm)seite kommt, wurde in diesem Buch der Text mit 1300 Zeichen pro Seite von tatsächlichen 190 theoretischen Erzählseiten auf 328(!) gestreckt.

Eine bodenlose Frechheit zulasten des zahlenden Käufers, die einzig allein beim Verlag zu finden ist.


Zum Buch selbst:

Der Schreibstil ist fürchterlich.

Die „ich-Erzählung“ aus den Augen eines 10jährigen mag seinen Teil dazu beitragen, aber man merkt schnell, dass hier ein Erwachsener versucht hat, wie ein Kind zu denken und kläglich in der Perspektive und in seinen Allgemeinwissen gnadenlos versagt hat.


Generell hat man das Gefühl, der Autor würde zu einem Kleinkind sprechen. Die Thematik des Buches ist für Kinder ab 12 – der Ausdruck für Kinder unter 7 Jahre und es werden teils Worte verwendet, die nicht mal im Sprachgebrauch Erwachsener liegen.

Grässliche Mischung. Ist es die Übersetzung, oder ist es der Autor? Keine Ahnung … vermutlich beides und auch im dem heutigen Kinderbild, (welches nur von Erwachsenen vertreten wird) angepasst. Denn kein Elternteil wagt es, einen 10jährigen auch nur 30 Minuten allein zu lassen – er könne sich ja spontan selbst entzünden oder so … irgendwie scheinen heutige Erwachsene Kinder immer für Debil zu halten – und so zieht sich das Buch durch … grauenvoll.

„Nein, ich bin NICHT doof, nur weil ich jung bin! Und ich brauche auch keine Babysprache um einen Text zu verstehen!“

Harry Potter zum Beispiel ist ja auch „normal“ erzählt.

Was besonders nervt sind diese Comichaften 'knall', 'krach', 'peng', und 'bums'- Einschübe.

Fürchterlich!



Zum Inhalt sei gesagt:

(Spoiler enthalten!)

Der 10 jähriger Liam, kommt in eine neue Schule, und wie selbstverständlich sofort von den fiesen Mitschülern gemobbt wird. Vorrangig Matt und sein obligatorisches Gefolge.

So wie auf jeden Amerikanischen Freundeskreis ein Serienkiller kommt, so kommt in Kinderbüchern auf jeden Schüler ein Schläger. Ich glaube, ich habe noch nie ein Kinderbuch gelesen, in der die Hauptfigur nicht gemobbt wurde. Ist das so ein Autorending? Lästig.


Seine Alleinerziehende Mutter ist Alkoholkrank, und die Urgroßmutter liegt im Sterben. Super Kinderthemen. Dass die an Demenz erkrankte Oma Unsinn redet findet Liam auf der einen Seite unfreiwillig komisch, auf der anderen Seite versteift er sich unergründlich auf einen einzelnen Satz – nämlich, dass sie mal jemanden getötet haben will.


Und dann gibt es natürlich noch den Gargoyle, der den Jungen dazu ermuntert im Unterrichtsfach „Heute erfinden wir Geschichten“ solche Geschichten zu erzählen. Dazu bedarf es ein Steinei, dass die Lehrerin vergibt, denn wer das Ei hällt, darf seine Geschichte erzählen, was Liam ausgeprochen gut macht und den fiesen Matt dazu animiert, sein Opfer immer wieder zu verprügeln, weil die Geschichten bei den anderen gut ankommen – welch absurdes Konstrukt.

Ja klar, gibt es den ein oder anderen Neider. Sicher. Aber sich so darauf zu versteifen?

Was Matt besonders nervt ist, das dessen Vater plötzlich mit Liams Mutter am Schaffen ist, aber das ist eher beiläufig ein Thema.


Liams Geschichten handeln jeweils von „Steinvogel“ dem Gargoyle – und nachdem die Geschichten erzählt worden sind, geschehen dieses wirklich, was Matt besonders wütend macht. Irgendwann hat Liam die Nase voll, und erzählt die Geschichte, in der ein Mobbingopfer vom Gargoyle gerettet wird - was auch passiert. Matt landet im Krankenhaus und ist unerfindlich clever, keinem zu sagen, dass ihn ein Gargoyle angegriffen hat.

Und am Ende werden beide Jungen dicke Kumpel, weil auch Matts Mutter an Demenz erkrankt ist und beide nun „Steinvogel“ benutzen wollen, um die „Dämonen“ aus den Köpfen ihrer Lieben zu entfernen …

Achja, die Dämonen … Liam kapiert die Krankheit seiner Großmutter nicht und spricht immer von Dämonen, welche von Gargoyles ja bekämpft werden.


Das Ende wirkt irgendwie Wirr und man hat das Gefühl, der Autor wolle hier schnell etwas abschließen, das er nicht zuende gedacht hatte.

Zauberei, Lehrerin und Gargoyle (jeweils irgendwie zusammenhängend) verschwinden.

Oma tot und alles gut. Huch.


Das Buch ist gespickt von den typischen Unsinnigkeiten, aber auch extrem guten nette Szenen.

Durchwachsen. Dennoch kommt die ganze Geschichte einfach nicht in fahrt und es zieht und dehnt sich. Und was wollte der Autor uns sagen?

Das dahingeplätscher bleibt unbefriedigt, es taugt noch nichtmal als „Coming of Age“ weil Liam irgendwie auch keine Lebenslektion davon trägt aber dafür viel über seine Großmutter lernt, was ja auch nett sein kann. Vorallem, weil diese wohl wirkliche in aufregendes Leben hatte. So sehr, dass man sich gewünscht hätte, von ihrem Leben aus ihrer Kindheit zu lesen.


Das Buch erhält nur 2 Sterne, weil es eine dreiste Mogelpackung ist und ich diese Zeilen mehrfach mit einem Kopfschütteln weglegen musste. Für Kinder kein schönes Thema, der Fantasyanteil minimal, Erzählter Kaugummi und blöder Schreibstil. Schlechte Mischung.


Btw: Warum verdammt heißt das Buch „Wundervogel“ wenn alle im inneren von „Steinvogel“ sprechen?


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