Rezension zu "Buch der Väter" von Miklós Vámos
Über zwölf Generationen wird die Geschichte der Familie Czuczor/Sternowitz/Stern in Ungarn erzählt. Beginnend am Ende des 17 Jahrhunderts, als das Land entvölkert war und gerade fest in die Hand der Habsburger gekommen ist, über die Unwägbarkeiten des 18. Jahrhunderts, den wirtschaftlichen Aufschwung im 19. Jahrhundert, das Ende des Habsburgerreichs, den 2. Weltkrieg und die Gegenwart. Die Geschichte der Familie wird durch ein Buch der Väter bewahrt, das immer an den erstgeborenen Sohn weitergegeben wird. Dadurch bleiben die Erinnerungen in der Familie. Aber auch die Fähigkeit des Erstgeborenen, in die Vergangenheit und gelegentlich in die Zukunft sehen zu können, ist sehr hilfreich.
Der Autor erzählt zunächst sehr ausführlich und mit einer großen Liebe zu den Figuren die Geschichte des Landes und die Schicksale der Familie und einzelner Mitglieder. Sprache und Stil sind dabei gut gewählt und der geniale Trick mit dem Buch, in dem die Geschichte aufgeschrieben wird, erlauben immer wieder Rückblenden, die es dem Leser vereinfachen, der Handlung zu folgen. Großes Manko des Buches ist jedoch, dass nach den ersten Generationen die Sprünge in der Geschichte größer werden und die einzelnen Kapitel / Generationen immer weniger detailliert erzählt werden. Dadurch entstand bei mir als Leser eine gewisse Ermüdung, da nur noch Ereignisse zusammengefügt werden und die Anekdoten weniger werden. Zudem werden die Schlüsselereignisse der Gegenwart (Ende des Habsburgerreichs; 2. Weltkrieg, Kommunismus) extrem knappgehalten. Dies dürfte aber daran liegen, dass dann das Buch drastisch an Umfang zugenommen hätte. Leider für mich kein überzeugender Einblick in die ungarische Geschichte und nur bedingt zu empfehlen.